Der tragische Gift-Tod eines Tennis-Playboys

Der tragische Gift-Tod eines Tennis-Playboys
Der tragische Gift-Tod eines Tennis-Playboys

Sie nannten ihn den „Litauischen Löwen“. Und er wurde diesem Namen nicht nur auf dem Platz gerecht.

Vitas Gerulaitis war einer der einprägsamsten Figuren der Tennisgeschichte, ein Weggefährte und guter Freund der Ikonen Björn Borg, John McEnroe und Jimmy Connors - sportlich zwar nicht ganz so erfolgreich, aber als Persönlichkeit ebenso schillernd.

Der Australian-Open-Sieger von 1977 war bekannt als Feierbiest, Frauenheld und Stammgast des legendären New Yorker Nachtclubs „Studio 54″, wo er mit Superstars wie Mick Jagger und Andy Warhol verkehrte.

Gerulaitis war ein Sport-Playboy wie George Best und Formel-1-Legende James Hunt - mit einem ebenso tragischen wie viel zu frühem Ende: Er starb heute vor 28 Jahren wenige Monate nach seinem 40. Geburtstag infolge eines tragischen Gift-Unfalls nahe seiner Heimat.

Schillerndes Leben im Schatten von Borg, McEnroe, Connors

Vitas Gerulaitis war am 26. Juli 1954 in Brooklyn geboren worden, seine Eltern waren zur Zeit des 2. Weltkriegs aus der litauischen Heimat nach Amerika geflohen. Vitas wurde US-Staatsbürger und erwies sich ebenso wie Schwester Ruta als großes Tennis-Talent, beide wurden Profis.

Zum größten Triumph seiner Laufbahn wurde 1977 der Sieg in Melbourne, wo er im Finale den Briten John Lloyd niederrang. Auch bei den US Open 1979 und den French Open 1980 drang Gerulaitis bis ins Finale vor, kassierte dort aber Niederlagen gegen McEnroe und Borg. (Warum Björn Borg mit 26 Jahren hinwarf)

Gerulaitis‘ höchste Weltranglisten-Platzierung war Platz 3, ein weiteres Karriere-Highlight war 1979 der Gewinn des Davis Cup, an McEnroes Seite steuerte er zum 5:0-Finaltriumph gegen Italien zwei Siege bei. (John McEnroe: Auch sein Privatleben war ein Drama)

„Niemand schlägt Vitas Gerulaitis 17 Mal in Folge!“

Die Extraklasse der großen Drei von damals verhinderte, dass der „Lithuanian Lion“ eine noch größere Karriere hinlegte. Trotz seines Hangs zum süßen Leben galt sein Arbeitsethos und sein Beharrungsvermögen als Profi unter Kollegen jedoch als vorbildlich.

Einer von Gerulaitis‘ berühmtesten Zitaten fiel nach dem Ende einer langen Niederlagenserie gegen Connors: „Lasst euch eins gesagt sein: Niemand schlägt Vitas Gerulaitis 17 Mal in Folge!“ (Björn Borg tat es später allerdings doch)

Ein anderes Bonmot, das vieles auf den Punkt brachte: „Wenn ich auf dem Platz so erfolgreich wäre wie außerhalb, wäre ich die Nummer 1.“

Gerulaitis führte Pete Sampras kurz vor seinem Tod zu einem Turniersieg

Gerulaitis beendete seine Karriere im Jahr 1986 und schrieb danach einige private Schlagzeilen - darunter eine Anklage wegen Drogenvergehen - war in den letzten Jahren seines Lebens aber zur Ruhe gekommen.

Er blieb in der Szene als Kommentator im US-Fernsehen präsent, hatte auch ein kurzes Engagement an der Seite von Pete Sampras, dessen Trainer Tim Gullikson er bei den Italien Open 1994 vertrat.

Sampras gewann mit Gerulaitis als Coach das Finale gegen Boris Becker, vier Monate später erschütterte die Nachricht von Gerulaitis‘ frühem Tod die Branche.

Todesursache: Eine Pool-Heizung vergiftete Gerulaitis

Gerulaitis übernachtete am 17. September 1994 nach einem Altherren-Doppel mit Borg, Connors und Lloyd im Gästehaus eines Freundes in der Kleinstadt Southampton nahe New York, eine fehlerhaft installierte Poolheizung vergiftete dort mit Kohlenmonoxid die Luft. Eine Bedienstete fand Gerulaitis‘ leblos vor, nachdem er nicht zum verabredeten Abendessen aufgetaucht war.

„Er war wie ein Bruder für mich. Ich kannte ihn länger und besser als jeden anderen und habe das Gefühl ein Mitglied meiner Familie verloren zu haben“, berichtete der geschockte Borg der New York Times. Borg, McEnroe und Connors waren die Sargträger für ihren unvollendeten Weggefährten.

Gerulaitis wurde auf dem Saint-Charles-Friedhof in Farmingdale beigesetzt.