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Das traurige Ende des Formel-1-Playboys

Das traurige Ende des Formel-1-Playboys
Das traurige Ende des Formel-1-Playboys

Er ist der Mann, den Motorsport-Fans vor Augen, wenn sie an die gute, alte Zeit zurückdenken.

Als Robbie Williams für das Video zu seinem Song "Supreme" in die Rolle eines glamourösen Rennsport-Playboys schlüpfte, war er das offensichtliche Vorbild. Im Film "Rush" verewigte Hollywood-Regisseur Ron Howard seine legendäre Rivalität mit Niki Lauda.

Lange Haare, lässiger Look, Zigarette im Mundwinkel, oft auch umringt von schönen Frauen: James Hunt war die Verkörperung einer Ära. Der Brite lebte mit sichtbarem Genuss ein Leben im Rausch, nicht nur im Rausch der Geschwindigkeit (Alles zur Formel 1).

James Hunt lebte exzessiv und starb früh

Das vielfach zelebrierte und verklärte Leben des James Hunt hatte jedoch seinen Preis: Heute vor 28 Jahren starb der Weltmeister von 1976 - im Alter von nur 45 Jahren.

Am Morgen des 15. Juni 1993 erlitt Hunt im Schlaf einem Herzinfarkt - der allgemein als Spätfolge seines exzessiven Lebensstils gedeutet wurde.

"Zehn bis 15 Büchsen Bier pro Tag waren sein Mindestquantum. Dabei spielte es keine Rolle, ob das Rennen noch bevorstand oder schon vorbei war", erinnerte sich die deutsche Rennlegende Hans-Joachim Stuck.

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Hunt prahlte mit Sexleben - sogar auf dem Rennanzug

Auch Hunts Liebesleben war Stoff für viele Legenden: Sein Rennanzug-Aufdruck "Sex - Breakfast of Champions" wurde ebenso berühmt wie seine Behauptung, mit etwa 5000 Frauen geschlafen zu haben.

Es war die Zeit vor #MeToo, für Hunts Image gewiss besser so. Sätze wie "Wo Hunt auftauchte, ging die Post ab" würden heute wohl nicht mehr in Nachrufen stehen.

"Er hat schon ein bisschen was rausgeholt aus seinem Leben formulierte es US-Rennstar Mario Andretti, sein Nach-Nachfolger als Weltmeister 1978, nach Hunts Tod in der New York Times diplomatisch.

Schon damals war Hunts Weggefährten die Sorge anzuhören, dass sein wildes Leben die Erinnerung an das überschatten würde, was eigentlich seine große Qualität war: die als Racer.

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Sohn eines Börsenmaklers, Schützling eines Adligen

James Simon Wallis Hunt, geboren am 29. August 1947 als Sohn eines Londoner Börsenmaklers, hatte ein privilegiertes Leben, es war die Leidenschaft, die ihn in den Rennsport zog.

Hunt stieg 1973 von der Formel 2 in die Formel 1 auf, zusammen mit seinem Team Hesketh Racing, einem Liebhaberprojekt des britischen Adeligen Alexander Fermor-Hesketh, 3. Baron Hesketh.

"Hunt the Stunt", wie er wegen seines draufgängerisch anmutenden Fahrstils genannt wurde, etablierte sich mit starken Ergebnissen und bekam nach dem Aus von Hesketh 1976 einen Platz im McLaren-Team.

Hunts Rivalität mit Niki Lauda wurde im Film überdramatisiert

Es folgte die mythisch umrankte WM-Saison mit dem großen Duell gegen Lauda, dessen Feuerunfall und Laudas Aufgabe im letzten, gefährlich verregneten Rennen in Japan mit den Worten: "Mir ist mein Leben wichtiger als die Weltmeisterschaft."

Eine wunderbare Grundlage für die Hollywood-Dramatisierung. Hunt fiel da natürlich die Rolle des Teufelskerls zu, dem die WM im Zweifel wichtiger war als das Leben.

Tatsächlich überdramatisierte der Film mit Chris "Thor" Hemsworth als Hunt und Daniel Brühl als Lauda die Rivalität, die in Wahrheit nie persönlich war. Der 2019 verstorbene Lauda betonte immer wieder seine Werschätzung für Hunt - und dass er auf der Piste eben nicht gemeingefährlich gewesen sei, sondern einer, der auf der Rennstrecke die Grenzen kannte, dem man in einem höchst unsicherem Umfeld "vertrauen" konnte.

An den Erfolg von 1976 konnte Hunt jedoch nie anknüpfen, 1977 wurde er Fünfter, in der darauffolgenden Saison - die vom Unfalltod seines Freundes Ronnie Peterson überschattet wurde - nur Dreizehnter. Im Jahr darauf erklärte Hunt seinen Rücktritt, mitten in der Saison.

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Privatleben vom Alkohol zerrüttet

In der englischen Heimat blieb Hunt als offenherzig-kritischer Rennkommentator bei der BBC präsent, auch in dieser Rolle strickte er weiter an seiner Legende - bei seinem ersten Einsatz leerte er nebenbei zwei Flaschen Wein.

Alkoholismus war das unromantische Wort für das, was Hunts Leben abseits der Rennstrecke prägte, seine Sucht trug auch zu privaten Zerrüttungen und zwei geschiedenen Ehen bei.

Tragisch: Hunt soll sein Leben zuletzt in den Griff bekommen haben, war von Alkohol und Drogen losgekommen, brachte sich mit Fahrradtraining wieder in Form.

Der Vater zweier junger Söhne starb einen Tag, nachdem er seiner damaligen Lebensgefährtin Heln Dyson einen telefonischen Heiratsantrag gemacht hatte.