Trump setzt sein gefährliches Spiel mit der NFL fort

Donald Trump versucht einmal mehr aktiv, einen Keil zwischen die NFL und die protestierenden Spieler zu treiben. Das Eigeninteresse ist offensichtlich.

Trump setzt sein gefährliches Spiel mit der NFL fort
Trump setzt sein gefährliches Spiel mit der NFL fort

US-Präsident Donald Trump sieht sich im Schlagabtausch mit der NFL vor dem Hintergrund der neuen Rassismus- und Protest-Debatte offenbar wieder in seinem Element.

Wie schon in der Debatte um den Protest von Colin Kaepernick schürt er den Konflikt aktiv. Nach Quarterback-Star Drew Brees - der in der Protest-Frage eine Kehrtwende hinlegte - hat er sich nun auch an NFL-Commissioner Roger Goodell und dessen Schlichtungsversuch abgearbeitet.

"Könnte es auch nur im entferntesten möglich sein, dass Roger Goodell in seiner ziemlich interessanten Erklärung von Frieden und Versöhnung angedeutet hat, dass es jetzt okay für die Spieler ist, bei der Nationalhymne zu KNIEN oder nicht zu stehen und dabei respektlos zu unserem Land und unserer Flagge zu sein?", fragte Trump via Twitter.

Kein Signal der Versöhnung, Trump gießt Öl ins Feuer, spricht der Gegenseite die Legitimität ab und unterstellt ihr nur Böses: Respektlosigkeit vor Land, Flagge und Hymne. Mit keinem Wort erkennt Trump an, warum diese Protestform gewählt wird - und setzt damit eine bekannte Linie fort.

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Donald Trump zelebriert Konflikt mit der NFL

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem gewaltsamen Polizeieinsatz vor zwei Wochen waren unzählige Menschen auf die Straßen gegangen und hatten gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze demonstriert.

Trump reagierte darauf im Großen und Ganzen mit Konfrontation, hob vor allem die gewalttätige Minderheit der Protestler hervor - wofür er sich den Vorwurf einhandelte, die gefährlichen Spannungen zu verschärfen statt zu mildern.

Den 73-Jährigen ficht das nicht an: Der allgemeine Eindruck ist, dass ihm mit Blick auf die Wahl im Herbst die Zustimmung seiner konservativen bis weit rechten Wählerbasis über alles geht.

Sein Verhalten im Konflikt mit der NFL bestätigt den Eindruck, nicht zum ersten Mal.

Colin Kapernick als Lieblingsfeind

Erstmals hatte sich Colin Kaepernick von den San Francisco 49ers im Jahr 2016 bei der US-Hymne hingekniet und gegen die Polizeigewalt gegen Schwarze demonstriert. Trump erkor den streitbaren Quarterback damals als Lieblingsfeind aus: Er beschimpfte ihn öffentlichkeitswirksam und übel, forderte seine Entlassung (und die aller protestierenden Profis), trieb die um ihre Position ringende NFL-Führung vor sich her.

Seit dem Ende der Saison 2016 ist Kaepernick Free Agent, die gesellschaftlichen Konflikte, die sich in seinem Fall widerspiegelten, wurden nach dem symbolisch hoch aufgeladenen Streit nicht kleiner. Auch in der kommenden Saison (ab September) planen NFL-Profis, bei der Hymne zu protestieren.

Viele prominente Spieler, darunter Super-Bowl-Gewinner Patrick Mahomes, forderten die NFL nach dem Tod von George Floyd auf, endlich klar Stellung zu beziehen, Rassismus zu verurteilen und die Proteste zu unterstützen.

NFL-Boss Goodell reagierte mit einer längeren Videobotschaft und sandte verständnisvolle Signale: Es sei falsch gewesen, "nicht schon früher auf die NFL-Spieler gehört zu haben und (wir) ermutigen alle, sich zu äußern und friedlich zu protestieren. Wir, die National Football League, glauben, dass schwarze Leben wichtig sind."

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Goodell steckt bei diesem Thema im Dilemma: Viele der reichen - und zumeist weißen - Teameigentümer unterstützen Trump, der schon in der Vergangenheit mehr Härte von Goodell gegen protestierende Spieler forderte.

Diskussionen auch im US-Fußball

Auch im US-Fußball ist ein Konflikt in Gang: Megan Rapinoe, Kapitänin der US-Nationalmannschaft und eine andere prominente Gegenspielerin Trumps, ging ebenfalls aus Solidarität mit Kaepernick auf die Knie, daraufhin setzte der US-Verband ein Verbot in Kraft.

Diese Anweisung, bei der Hymne stehen zu müssen, steht nun allerdings zur Debatte. Bei einer Telefonschalte am Dienstag soll der amerikanische Fußball-Verband diskutieren, ob die Regel geändert werde. Dies berichtet ESPN.

VIDEO: Weltweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt