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Tuchel vs. Flick: Das Trainer-Duell der Gegensätze

Hansi Flick und Thomas Tuchel eint, dass sie aus Deutschland kommen, ihre Spielerkarrieren verletzungsbedingt früh beendeten, die Trainerausbildung mit Bestnote abgeschlossen und ihre Mannschaften ins Finale der Champions League geführt haben. (Champions League, Finale: Paris Saint-Germain – FC Bayern München am Sonntag ab 21 Uhr im LIVETICKER)

Doch damit endet die Liste der Gemeinsamkeiten fast schon. Betrachtet man Werdegang und Eigenschaften der beiden Trainer, könnten diese kaum unterschiedlicher sein.

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Flick absolvierte eine Lehre zum Bankkaufmann und führte jahrelang ein Sportgeschäft in Bammental. Doch um die Jahrtausendwende widmete sich der 55-Jährige verstärkt seiner Trainer-Laufbahn.

Flick 2005 in Hoffenheim entlassen

Von 2000 bis 2005 stand er bei der TSG Hoffenheim an der Seitenlinie. Zwar schaffte er auf Anhieb den Aufstieg in die Regionalliga, der angestrebte Sprung in die 2. Bundesliga blieb ihm jedoch verwehrt. Er wurde aus sportlichen Gründen entlassen.

Von 2006 an arbeitete Flick im Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft. Sein größter Erfolg war der WM-Titel acht Jahre später in Brasilien als Co-Trainer von Joachim Löw. Anschließend wurde er Sportdirektor beim DFB.

2017 unterschrieb der gebürtige Heidelberger einen Fünf-Jahres-Vertrag als sportlicher Leiter in Hoffenheim. Nur acht Monate später trennte man sich wegen unterschiedlicher Auffassung bezüglich Flicks Aufgabenfeld sowie des Entwicklungskonzepts – es war sein bis dato letztes Engagement als Funktionär.

Flick beerbt Kovac beim FC Bayern

Denn 2019 klopfte der FC Bayern an und installierte Flick als Assistent von Cheftrainer Niko Kovac. Der Rest ist bekannt. Nach Kovacs Entlassung im Herbst 2019 wurde Flick befördert und erhielt wenig später einen Vertrag bis 2023.

So wellenförmig Flicks Laufbahn verlaufen ist, so stringent war die von Thomas Tuchel. Der 46-Jährige begann 2000 im Jugendbereich des VfB Stuttgart, betreute sechs Jahre später die U19 und die zweite Mannschaft des FC Augsburg, ehe er 2008 erfolgreich vom FSV Mainz 05 geködert wurde.

Nach einer Saison und dem Gewinn des deutschen Meistertitels bei der U19 stieg er zur Profi-Mannschaft auf. Tuchel etablierte die Rheinhessen im Oberhaus, verzückte die Fans mit attraktivem Fußball – und bewarb sich somit bei Borussia Dortmund, wo er 2015 als Nachfolger von Jürgen Klopp engagiert wurde.

Bobic lobt Entwicklung von Tuchel bei PSG

Zwei Jahre und ein Triumph im DFB-Pokal später erfolgte die Trennung. Nach einem Jahr Pause und Gerüchten über einen Wechsel zum FC Bayern wagte Tuchel den Wechsel ins Ausland zu Paris Saint-Germain.

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"Er hat sich super entwickelt. Dass er in der Bundesliga erst in Mainz und dann in Dortmund war, zeigt, dass er einen guten Weg gegangen ist. Er ist step-by-step aufgestiegen. Danach kam PSG und wenn er dort mit dem Sieg in der Champions League das ganz Große erreichen sollte, dann hat er es erfüllt", schildert Fredi Bobic, Tuchels Teamkollege im Jugendbereich beim VfB Stuttgart, den konsequenten Aufstieg des aus Krumbach stammenden Schwaben bei SPORT1.

Bobic verrät auch, dass Tuchel schon immer große Ziele hatte. "Tuchel hat alles von der Pike auf gelernt. Er wollte schon immer Trainer werden. Er hatte sicherlich auch immer den Anspruch an sich, mal Bundesliga-Trainer zu werden", erzählt der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt.

Tuchel nicht immer ganz umgänglich

Bobic schätzt Tuchel auch als Mensch. Er bewunderte in ihrer gemeinsamen VfB-Zeit dessen "super Mentalität". "Ich habe ihn immer als angenehm empfunden", fügt Bobic hinzu, schränkt jedoch ein: "Er war wie heute auch ein bisschen eigen mit manchen Sachen."

Und genau mit dieser speziellen Art eckte Tuchel in seiner Karriere immer wieder an. Er wurde von vielen als Eigenbrötler beschrieben, gilt als unnahbar und defizitär im Umgang mit anderen Menschen.

"Ich habe kein Verhältnis zu ihm", sagte der ehemalige Mainz-Präsident Harald Strutz einmal über ihn. Tuchels Zeit beim BVB endete im Zerwürfnis, die Beziehung zu seinen Spielern soll äußerst unterkühlt gewesen sein.

Und auch zu Beginn seiner PSG-Zeit sorgten verbale Auseinandersetzungen mit einigen Stars, allen voran Neymar, für Schlagzeilen. Doch diese Differenzen scheinen überwunden, beim Finalturnier in Lissabon treten Tuchel und seine Spieler als verschworene Einheit auf.

Beckenbauer schwärmt vom FC Bayern unter Flick

Das gilt auch für die Bayern und Hansi Flick. Doch der genießt seit jeher den Ruf eines großartigen und sympathischen Menschen. "Hansi hat eine menschliche Seite und das ist genau das, was die Nationalspieler, die erfolgreichen Spieler, besonders schätzen. Dass man sie nicht nur als Spieler akzeptiert, sondern auch als Mensch. Das ist ganz wichtig", betont Bayern-Legende Franz Beckenbauer im SPORT1-Interview.

Man findet kaum einen Spieler, der nicht von Flicks Umgang schwärmt. Schon Löw konstatierte über ihre Zusammenarbeit: "Er hatte eine gute Art und war bei den Spielern und Betreuern höchst akzeptiert. Vor allem aufgrund seiner Kompetenz und seines Umgangs mit Menschen."

Was Flick mit seiner Art bei einer Mannschaft erreichen kann, hat man diese Saison eindrucksvoll gesehen. Beckenbauer bescheinigt den Bayern eine "sensationelle" Entwicklung.

Doch auch Tuchel hat aus einer Ansammlung von Superstars mit gezielten Verstärkungen ein Siegerteam geformt.

Wer der bessere Trainer von beiden ist, wird sich am Sonntagabend im Estádio da Luz zeigen.

Auf privater Ebene gibt es dann doch noch eine Gemeinsamkeit. Sowohl Flick über (30 Jahre) als auch Tuchel (elf) sind schon lange verheiratet und Väter zweier Töchter.