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TV-Kritik: Andrea Petkovic motiviert, Sven Voss bärenstark

Von Cord Sauer

Tennis-Star Andrea Petkovic war am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio und erklärte: "Ich spiele weiter."

Andrea Petkovic, derzeit auf Weltranglistenplatz 22 im Damentennis, war am Samstagabend zu Gast im Aktuellen Sportstudio (ZDF) und erzählte im Interview mit Moderator Sven Voss, weshalb sie in den leztzten Wochen und Monaten immer wieder über ihr Karriereende nachdachte. Ein guter Auftritt mit einer deutlichen Botschaft direkt zu Beginn des Gesprächs: Petko macht weiter.

Wer am Samstagabend nicht gerade beim TV-Total-Turmspringen oder dem Boxkampf Klitschko vs. Fury hängen blieb, der bekam im ZDF-Sportstudio ein erstklassiges Interview zu sehen, in dem Tennisstar Andrea Petkovic Moderator Sven Voss Rede und Antwort stand. Das Gespräch begann so:

Sven Voss: "Sie haben gesagt: Ich möchte herausfinden, ob ich noch weiterspielen möchte. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?"
Andrea Petkovic (lacht): "Also ich werde noch weiterspielen."
Sven Voss: "Vielen Dank, dass Sie hier waren."
Andrea Petkovic: "Ja, dann kann ich jetzt ja auch gehen..."

Nach diesem kleinen Schlagabtausch begann sich die Miene von Petkovic deutlich zu verdüstern, ehe sie über die wohl schwierigste Zeit ihrer Karriere sprach. Karriere-Ende? Burn-Out, tiefes Loch...alles Begriffe, die zuletzt im Zusammenhang mit Deutschlands Tennis-Ass fielen.

Petkovic äußerte sich dazu wiefolgt: "Ich habe gesagt, ich möchte so nicht weitermachen. Das war aber eher bezogen auf die 0:6, 0:6-Niederlage (...), auf das tiefe Loch, in das ich mich selbst reinmanövriert hatte – ich hatte einfach keinen Spaß mehr, ich habe alles zu ernst genommen, jede Niederlage war total bedeutungsschwanger. Es war nichts mehr locker. Ich hatte vergessen, dass ich den Sport noch liebe."

Voss geht dahin, wo es weh tut
Die TV-Zuschauer bekamen eine souveräne Petkovic zu sehen, die allerdings immer wieder merklich versuchte, das Gespräch in eine locker-leichte, unterhaltsame Richtung zu lenken. Etwas wirr ihr Vergleich zum Lead-Sänger von Led Zeppelin, der ebenfalls im Alter von 28 Jahren mit Burn Out zu kämpfen hatte, dann aber "seine Gitarre in die Hand nahm" und das tat, was er liebte. Moderator Voss hingegen ließ solch augenzwinkernde Vergleiche in der Folge nicht mehr gelten und wandte sich konsequent jenen Themen zu, die Petkovic sichtbar schwerer fielen:

Voss: "Ist es auch schwierig auf Tour zu gehen, wenn man weiß, dass man eigentlich zuhause gebraucht wird? Ihre Mutter ist krank..."
Petkovic: "Ja, da kam vieles zusammen. Ich bin ein sehr familirärer Mensch. Man genießt die Zeit sehr, die man zuhause verbringen darf. (...) Das war auch ein Teil von dem Ganzen, den ich mir in meinem Kopf aufgebaut habe (...) was nach außen gar nicht so schlimm war. Das ist mir jetzt bewusst geworden."
Voss: "Ist das Ihre Kritik auch am Tenniszirkus? Man ist viel unterwegs (...) In Wirklichkeit sind Sie dort auch sehr einsam?"
Petkovic: "Ja, (...) die Bilder die man sieht, es sieht immer alles sehr laut aus. Aber man ist die meiste Zeit alleine im Hotel (...) da würde ich mir wünschen, ich hätte eine Fußballmannschaft mit mir (...) einfach die Zeit gemeinsam teilen (...) Das hat natürlich eine große Rolle gespielt."

Fazit: Ein Auftritt, der Mut macht – und Lust auf mehr
Gegen Ende des Interviews erzählte Petkovic noch von ihrer freundschaftlichen Verbundenheit zu Boris Becker: "Als ich bei den French Open nach einem Match schon fast depressiv am Tisch saß, hat er sich einfach zu mir gesetzt. (...) Im Endeffekt war es echt super, er konnte mir viele Sachen sagen." Boris Becker, so Petkovic, konnte ihr "ein bisschen Halt geben". Und das sah man auch beim TV-Auftritt. Petkovic wirkte gefestigt, motiviert, souverän. Nichts zu sehen von den besorgniserregenden Eindrücken, festgemacht an den Schlagzeilen der vergangenen Wochen ("Karriereende","Sinnkrise", "Weinkrämpfe").

Petkovic ist zurück. Und freut sich auf die neue Saison. Auf Olympia in Rio. "Darauf freue ich mich wie ein kleines Kind", so die Tennisspielerin. Wir freuen uns mit ihr! Die Leichtigkeit, so scheint es, ist zurück. An der ZDF-Torwand stellte sie das zum Ende der Sendung dann auch noch direkt unter Beweis – und hämmerte den Ball im letzten Versuch oben links in den sprichwörtlichen "Willi". Weltklasse eben.

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