TV-Kritik zur Olympia-Eröffnung: Feuervögel und Star Wars in Björn-Jan

Pjängzang, Plomtschän, Pongthan, Björn-Jan – ganz egal, wie der Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2018 letztendlich korrekt ausgesprochen wird – das Wintersport-Highlight des Jahres ist offiziell eröffnet. Und damit auch 17 Tage TV-Marathon – sowohl ARD/ZDF als auch Eurosport sind LIVE drauf und geben alles, um das olympische Feuer auch bei uns in den Wohnzimmern zu entfachen. Zunächst aber einmal stand die pompöse Eröffnungsfeier im Fokus. Yahoo-Autor Cord Sauer hat sich das Brett zur besten Lunchtime reingezogen…

Die Winterspiele in Pyeongchang sind mit viel Symbolik gestartet. (Bild: Getty Images)
Die Winterspiele in Pyeongchang sind mit viel Symbolik gestartet. (Bild: Getty Images)

Mittags, 12 Uhr in Deutschland. Diesmal ohne Katja Burkhardt, Boulevard-News und quasi unlösbaren Gewinnspielfragen, dafür mit einem öffentlich-rechtlichen Hexagon Infernale und jeder Menge Wintersport: Gerhard Delling und Jessy Wellmer sind für die ARD pünktlich zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang (sprich: Bätschella, pardon: Pjöngchang natürlich) am Start und begrüßen in ihrer Runde die Experten Katharina Witt, Dieter Thoma, Maria Höfl-Riesch und Peter Schlickenrieder.

„Das Weiße, was Sie hier sehen, ist tatsächlich Schnee“, gibt Delling einleitend zum Besten und direkt beschleicht einen das schöne Gefühl, dass sie nun langsam losgeht, die große Abfahrt. Schnell raus aus dem Rennpisten-Jargon, rein in die Eröffnungsfeier. Motto: Harmonie und Konvergenz. Annäherung. Die Geschichte Koreas. Passion. Connected. Man kennt das. Leider geht es dabei weitaus weniger um die Annäherung Nord- und Südkoreas, dafür um alles Andere. Toll.

Fünf Kinder, Feuervögel und Star-Wars-Mukke


Okay, kurz vorweg: Eröffnungsfeiern können sie in Asien. Sicher mit das Beste, was man bisher an Eröffnungsfeiern gesehen hat. Menschen, die sich als Formation in weiße Tiger und Feuervögel verwandeln, verzauberten rund 35.000 Zuschauer live im Stadion. Starke Betonung auf „verzaubert“, denn das Publikum wirkte über weite Strecken doch eher betäubt und wenig euphorisiert.

Vielleicht aber auch nur eine unliebsame Nebenwirkung der klirrenden Kälte. Dafür umso besser: Der Part, als IOC-Präsi Thomas Bach seinen Platz auf der Ehrentribüne einnahm. Das unterlegt mit musikalischen Klängen, die doch sehr an Anakin Skywalker erinnerten, aber gut – „Die Dunkle Bedrohung“ passte dann ja doch wieder irgendwie, zumal die Sonne zur 20 Uhr-Ortszeit längst untergegangen war.

In Hauptrolle der Opening Ceremony standen fünf Kinder, die zuvor einen langwierigen Casting-Prozess über sich ergehen lassen mussten, wie die ARD-Kommentatoren Ralf Scholt und Jens-Jörg Rieck als Zusatzinformation rüberschoben. Wie läuft man richtig von A nach B? Wie schafft man es, mehrere Stunden permanent zu lächeln? „Ich habe heute leider kein Foto für dich.“ Jene fünf Kids meisterten ihre Aufgaben jedenfalls hervorragend – ehe der Einlauf der 102 Nationen und über 3.000 Sportler in den Mittelpunkt der Veranstaltung rückte.

Eric Frenzel trägt die Deutsche Fahne, Flammenheldin Kim Yuna


Das deutsche Team lief übrigens als neuntes ein – „Deutschland“ heißt auf Landessprache 독일 , ausgesprochen „dog-il“ – der Einlauf der Länder erfolgte nach dem koreanischen Alphabet. Unser Fahnenträger Eric Frenzel, Nordischer Kombinierer, machte das wirklich ganz fantastisch. So eine gelungene Performance an der Stange hat man wirklich selten ge…gääähn.

Mal ohne Flachs – der Einlauf der Mannschaften dürfte exakt für eine Zielgruppe auf der ganzen Welt von großem Interesse sein, und zwar für die Mannschaften selbst. Bemerkenswert allerdings der gemeinsame Einlauf der Athleten aus Nord- und Südkorea! Historisch! Dennoch: Zuschauer vor den TV-Geräten hatten während besagter Zeremonie eine schöne Gelegenheit zum Mittagsschläfchen oder wie man neudeutsch sagt: Power nap.

Delling versucht sich in Humor

Abschließend wurde dann auch noch die Frage aller Fragen beantwortet: Wer entzündet das Olympische Feuer? Gerhard Delling hatte zuvor im Studio gemutmaßt: „Wird’s vielleicht Kim Jong-un? Der nordkoreanische Diktator? Der kennt sich mit Zündeln ja ein bisschen aus.“ Hm…den Comedy-Preis bekommt Delling vermutlich eher nicht mehr.

Die entscheidende Verantwortung für den finalen Funkentransfer hatte letztendlich der Megastar der koreanischen Eiskunstlaufwelt – Kim Yuna, die das Feuer souverän in den weißen Porzellankübel zauberte. Schön! Bisschen Pyrotechnik noch, ein paar Tanzeinlagen on top und dann hieß es endlich: Die Olympischen Winterspiele 2018 sind eröffnet. Jeder, der sich die volle, zweieinhalbstündige Feierlichkeits-Dröhnung gab, dürfte sofort bestätigen: Und das ist auch gut so.