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Uli Hoeneß: Er ist (bald) wieder da

Uli Hoeneß soll am Freiatb wieder zum Bayern-Präsidenten gewählt werden (Foto: Getty Images)
Uli Hoeneß soll am Freitag wieder zum Bayern-Präsidenten gewählt werden (Foto: Getty Images)

Am Freitagabend, wenn der Tagesordnungspunkt 6 abgehandelt ist und die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München so langsam in ihren geselligen Teil abdriftet, wird er wieder da sein: Uli Hoeneß ist dann zurück. Als Präsident, als Lichtgestalter und Patron.

Der FC Bayern wird auch nach Hoeneß‘ zu erwartendem Erdrutschsieg erstmal noch der selbe sein und Hoeneß wird der Mannschaft auch den Druck 24 Stunden später im Topspiel gegen Bayer Leverkusen in der Allianz Arena nicht nehmen können.

Und doch werden sich die Fans – und auch diejenigen, die mit den Bayern weniger anzufangen wissen – schon bald auf einige Neuerungen einstellen dürfen. Offiziell wird Hoeneß als Präsident des e.V. gar kein Mitspracherecht an der Lizenzspielerabteilung haben.

Erst wenn er auch wieder in Aufsichtsrat rückt und da womöglich wie vor seiner Haftstrafe den Vorsitz übernimmt, hätte er auch formell die Handlungsgewalt für die Belange der Profis.

Die Sammer-Lücke

Hoeneß wird aber nicht bis zum Januar warten, um sich zurückzumelden. Offiziell hat er als Präsident im Tagesgeschäft keine besondere Befugnis, die Rolle des Kommunikators etwa nach Spielen der Profis wird weiterhin Karl-Heinz Rummenigge übernehmen – jetzt, da Matthias Sammer seit Monaten weg ist und eine ziemliche Lücke gerissen hat in diesem Bereich.

Aber Hoeneß wird intern und extern derjenige sein, der Dampf ablassen wird. Er sei weiterhin ein Mann der klaren Worte und halte nichts vom Rumeiern. Seinen bisherigen Job in der Nachwuchsabteilung wird er zumindest weiter von oben steuern, auch wenn er sich nicht jeden Tag auf der Baustelle des neuen Leistungszentrums in Fröttmanning rumtreiben wird.

Kontakt zur Basis halten

Er wird dafür mehr repräsentieren, an der Basis auftauchen so wie früher, das Bindeglied sein zwischen Höslwang und Hong Kong. Seinen Warnungen, bei aller Expansion und Internationalisierung die Fans vor der eigenen Haustür nicht zu vergessen, an den Stammtischen und den Bierzelten, wird Hoeneß Taten folgen lassen.

Er wird sich aber auch erst wieder Respekt verschaffen müssen. Nicht vergessen sind die Konter von Sammer, der Hoeneß‘ Vermutung, Pep Guardiola werde sich selbstverständlich mit dem Triple aus München verabschieden wollen, als “dummes Zeug” abtat. Oder der von Rummenigge, der Hoeneß in der Causa Hummels heftig widersprach.

Hoeneß als Kontrollinstanz

Die Bayern haben Gas gegeben in seiner Abwesenheit. Die Zahlen sind spektakulär wie nie, immer noch größere Umsätze, immer noch höhere Gewinne. Aber noch so eine diskutable Youtube-Show zur Saisoneröffnung wie zuletzt, mit Hoeneß? Undenkbar. Er wird die Instanz sein, an der so manch verwegene Idee der Abteilungen zerschellt.

Und er dürfte sich schon längst damit befasst haben, wie die vakante Stelle des Sportdirektors wieder zu füllen ist. Die Bayern haben derzeit niemanden, der nah dran ist an der Mannschaft und -überspitzt formuliert – dem Trainer auch ein wenig auf die Finger schaut.

Eberl ein Kandidat?

Als Rummenigge am Dienstagmorgen vor dem Abflug nach Rostow zum Kader befragt wurde und zu einzelnen Spielern, konnte er kaum etwas dazu sagen – weil er keine Ahnung hatte, wer es in den Kader geschafft hatte und wer nicht. Unter Sammer eine undenkbare Konstellation.

Vielleicht ist das auch eine Marginalie, aber sie verdeutlicht, dass da eine Kluft herrscht zwischen der Führungsebene und dem Team. So einen Verbindungsmann wieder zu finden, das könnte Hoeneß‘ erste große Aufgabe werden.

Zu Max Eberl hatte Hoeneß immer einen engen Draht, Gladbachs Manager konnte sich sehr viel von seinem Vorbild abschauen. Vielleicht finden beide ja schon bald wieder zueinander.