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Ungarn-Legende: Was uns für Deutschland so gefährlich macht

Ungarn-Legende: Was uns für Deutschland so gefährlich macht
Ungarn-Legende: Was uns für Deutschland so gefährlich macht

Lajos Détári galt einst als das größte Talent des ungarischen Fußballs seit dem legendären Ferenc Puskas.

Mit Eintracht Frankfurt wurde Detari 1988 Pokalsieger. Nach zwei Jahren bei den Hessen wechselte er für 17,4 Millionen Mark zu Olympiakos Piräus. Damit wurde er zum bis dato teuersten Transfer in der Bundesligageschichte.

Damals begrüßten ihn 50.000 Fans des griechischen Traditionsklubs am Flughafen von Athen. Von 1984 bis 1994 spielte er für die ungarische Nationalmannschaft, 2012 beendete Detari seine aktive Laufbahn.

Vor dem letzten Gruppenspiel seiner Ungarn gegen Deutschland (EM 2021: Deutschland gegen Ungarn, ab 21.00 Uhr im SPORT1-LIVETICKER) spricht Die Legende im SPORT1-Interview.

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SPORT1: Herr Detari, was machen Sie gerade und wo leben Sie?

Lajos Detari: Ich lebe in Budapest, das ist mein wahres Zuhause. Doch ich habe in meiner Karriere an vielen Orten gelebt. Ich mochte Italien, Griechenland auch, aber Deutschland war einer meiner Favoriten. So viele schöne Erinnerungen, ich könnte stundenlang über sie sprechen. Ich habe hier viele Freunde um mich herum, wir sprechen fast jeden Tag über Fußball. Früher war ich Trainer, aber ich war mit vielen Dingen nicht glücklich, seit ein paar Jahren habe ich ein gut geführtes Geschäft, das mit Autodienstleistungen zu tun hat, das Geschäft läuft gut.

SPORT1: Wie sehr verfolgen Sie den deutschen Fußball noch - und natürlich die Eintracht?

Detari: Die Eintracht ist immer in meinem Herzen, dieser Verein bedeutet mir sehr viel. Ich bin so froh und stolz, dass die Leute vom Verein mich manchmal nach Deutschland einladen. Ich freue mich immer über eine Reise dorthin. Ich habe es geliebt, in Frankfurt zu leben, es gibt so viele schöne Erinnerungen. Natürlich verfolge ich den deutschen Fußball, die Bundesliga ist meine Lieblingsliga in Europa. Ich weiß fast alles über die Eintracht. (lacht)

Lajos Detari: "Dominik Szoboszlai könnte einer der Besten sein"

SPORT1: Sie waren einer der größten Techniker in der Vereinsgeschichte der Eintracht. So ein Spieler fehlt heute in der ungarischen Nationalmannschaft. Was denken Sie? Oder wer ist der heutige Detari?

Detari: Ich spreche nicht viel über den ungarischen Fußball, ich hatte in der Vergangenheit viele Konflikte. Ich denke, dass wir in Ungarn viele Talente haben, gute junge Spieler, aber irgendetwas funktionierte in der Vergangenheit nicht so gut. Die Nationalmannschaft ist jetzt ein gutes Team, sehr kompakt und man weiß dort, was zu tun ist. Es geht in eine gute Richtung. Einen Namen muss ich da nennen. Dominik Szoboszlai könnte bald einer der Besten sein. Er ist ein offensiver Mittelfeldspieler, wie ich zu meiner Zeit einer war.

SPORT1: Wie oft denken Sie an den Tag zurück, die Sie 1988 von 50.000 Menschen wie ein Popstar am Flughafen von Athen begrüßt wurden nach Ihrem Wechsel zu Olympiakos Piräus?

Detari: Es ist für mich immer noch unfassbar, was an dem Tag abging. Es waren so viele Leute am Flughafen, ich habe mich wirklich wie ein Superstar gefühlt. Sehr schöne Erinnerungen, die immer bleiben werden. Ich lebte gerne in Griechenland, hatte dort viel Erfolg. Noch heute habe ich dort immer noch viele Freunde und guten Kontakt zu einigen Geschäftsleute dort und den Olympiakos-Fans.

SPORT1: Deutschland spielt im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn. Kribbelt es da bei Ihnen oder bleiben Sie da eher cool?

Detari: Kribbeln? Das nicht. Aber natürlich werde ich mir das Spiel anschauen. Das ist ja keine Frage. Fußball wird immer meine große Liebe sein. Es ist eine schwierige Frage, was ich von dem Spiel erwarte. Deutschland ist eine viel stärkere Mannschaft als unsere Truppe. Sie haben viel mehr Erfahrung und echte Stars. Ich werde mir das Spiel mit einem guten Freund und meiner Familie ansehen und die Daumen drücken. Meine Familie war und ist immer sehr wichtig für mich. Sie wissen, wie sehr ich den Fußball im Herzen habe.

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Das macht Ungarn stark

SPORT1: Bei den Ungarn spielen einige Spieler aus der Bundesliga mit. Ist das ein Grund, sich nicht zu verstecken vor der deutschen Elf?

Detari: Wir haben vier Spieler aus der Bundesliga dabei, das ist eine Top Liga. Ich würde mich freuen, wenn mehr ungarische Spieler dort spielen würden. Ich befürchte aber, dass nur wenige von ihnen es dort schaffen können. Früher haben alle vom ungarischen Fußball gelernt, jetzt müssen wir von anderen lernen.

SPORT1: Was sind die Stärken des ungarischen Teams?

Detari: Unsere Nationalmannschaft ist ein kompaktes Team. Das ist unsere große Stärke. Wir spielen mit drei zentralen Verteidigern, dieses System scheint gut zu funktionieren. Willi Orban und Attila Szalai sind richtig gute Spieler, sie sind vor allem clever. Das ist sehr wichtig als Abwehrspieler. Wir haben ein paar schnelle, technisch gute Jungs dabei wie Roland Sallai aus Freiburg. Sein Vater war auch ein toller Spieler, ich kenne ihn noch sehr gut.

SPORT1: Worauf muss die DFB-Elf aufpassen?

Detari: Die Deutschen müssen auf diese schnellen, guten Spieler aufpassen. Und auf unseren leidenschaftlichen Teamgeist. Ich halte viel von meinen Ungarn und fiebere da mit. Ich hoffe so sehr, dass wir wieder ein Wunder schaffen können. Das wäre phänomenal. Wie gegen Frankreich.

SPORT1: Spüren die Ungarn noch immer die Folgen der Niederlage im Berner Finale 1954?

Detari: Das ist Vergangenheit, unser goldenes Team von 1954 wird immer wichtig für uns Ungarn sein. Aber das spielt jetzt nur noch in der Erinnerung eine Rolle. Wir müssen in der Gegenwart leben. Wir haben ein neue, gute Mannschaft, an die wir glauben können.

SPORT1: Wie stehen die Chancen für Ungarn am Mittwoch?

Detari: Wie gesagt, die ungarische Mannschaft ist nicht schlecht, wir haben einen guten Geist im Team mit starken Spielern in den einzelnen Bereichen, aber natürlich wäre ein gutes Ergebnis wie gegen die Franzosen wieder ein Wunder. Es ist ja keine Frage, welche die bessere Mannschaft ist. Deutschland ist der Favorit. Aber im Fußball gibt es immer eine Chance. Man muss nur daran glauben.

Rossi arbeitet schon lange in Ungarn

SPORT1: Ungarns Trainer Marco Rossi wird erst jetzt so richtig wahrgenommen. Warum ist das so?

Detari: Schwer zu sagen. Er arbeitet schon lange in Ungarn, war Trainer bei meinem früheren Verein Honved Budapest. Dieser Klub ist bis heute wichtig für mich. Leider laden sie mich nicht so oft ein wie die Eintracht. Ansonsten würde ich gerne wieder im Fußball arbeiten, aber ich denke nicht in Ungarn.

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SPORT1: Was glauben Sie, wie ist Rossis Plan, um die Deutschen zu besiegen?

Detari: Das ist eine sehr gute Frage. Die ungarische Mannschaft wird das machen, was sie kann. In der Defensive gut stehen, leidenschaftlich kämpfen und absolut ihr Bestes geben. Wir dürfen uns vorher nicht so viele Gedanken machen, vielleicht das Wichtigste, wie man die deutschen Angreifer stoppen kann. (lacht)

SPORT1: Gibt es zum Schluss noch einen Tipp, Herr Detari?

Detari: Ich möchte nicht tippen, lasse mich lieber überraschen. Ich möchte zum Schluss des Interviews alle Eintracht-Fans ganz herzlich grüßen, sie sind immer in meinem Herzen.

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