Deshalb macht Chelseas Boss auch Klopp fassungslos

Nicht nur, dass der Mann entscheidender Faktor für den Rauswurf von Thomas Tuchel bei den Blues war:

Todd Boehly, neuer Besitzer des FC Chelsea, ist auf dem besten Weg, sich zum Gespött der Premier League zu entwickeln.

Nach der umstrittenen Trainer-Entlassung, kolportierten Vorschlägen einer Aufstellung mit zwölf statt elf erlaubten Feldspielen sorgt der Amerikaner auch mit Vorschlägen von Playoffs und einem Allstar-Game für fassungslose Trainer und Experten. 

Doch der Reihe nach: „Ich hoffe, die Premier League schaut sich ein bisschen etwas vom amerikanischen Sport ab“, hatte sich Boehly kürzlich gewünscht.

„Warum gibt es kein Turnier zwischen den letzten vier Teams und warum gibt es kein Allstar-Spiel“, fragte sich der 48-Jährige weiter und schlug gleich ein Allstar-Spiel „Nord gegen Süd“ vor.

Carragher wütet: „Unglaublich arrogant“

Von Trainern, Journalisten und Ex-Profis hagelt es dafür massiv Kritik und Spott. „Es ist unglaublich arrogant, über eine Liga zu sprechen, die du nicht kennst“, meinte etwa TV-Experte und Liverpool-Legende Jamie Carragher.

„Das ist absoluter Bull****“, hielt auch die Manchester Uniteds Legende Gary Neville wenig von den Vorschlägen.

Der Hauptgrund für den Großteil der Kritik ist die bereits seit Jahren kritisierte Belastung der Spieler, die so noch größer werden würde.

„Harlem Globetrotters“? Klopp macht sich über Boehly lustig

„Wenn er ein Datum findet, kann er mich gerne anrufen“, reagierte Jürgen Klopp auf die Vorschläge des US-Amerikaners.

Denn der vergesse, „dass sie in den großen Sportarten in Amerika Pausen von vier Monaten haben. Da freuen sie sich, wenn sie ein bisschen Sport machen können. Das ist im Fußball etwas komplett anderes.“

Für voll scheint Klopp den neuen Besitzer der Blues ohnehin nicht zu nehmen: „Will er die Harlem Globetrotters auch einladen und sie gegen ein Fußballteam spielen lassen?“, machte sich der Deutsche über Boehlys Vorschläge lustig, sich beim US-Sport etwas abzuschauen.

Hasenhüttl gegen Playoffs: „Abstieg ehrlichste Sache der Welt“

Ralph Hasenhüttl ist weniger verwundert über derartige Ideen Boehlys. „Wenn jemand Neues kommt, hat er oft seine eigenen Vorstellungen, das ist nicht überraschend.“

Doch von möglichen Playoffs mag auch der Österreicher nichts hören.

„Ich bin kein Fan irgendwelcher Playoffs, egal ob Abstiegs-, oder Meisterschafts-Playoffs“, erklärte der Coach des FC Southampton: „Das ist etwas, was ich im Fußball nie akzeptieren werde, denn ein Premier-League-Titel oder ein Premier-League-Abstieg ist vielleicht die ehrlichste Sache der Welt. Man arbeitet das ganze Jahr über und wenn man nicht gut genug ist, steigt man ab, wenn man gut genug ist, wird man Meister. Das ist der Schlüssel, und das sollte sich niemals ändern.“

Von einem potenziellen Allstar-Spiel ist Hasenhüttl ebenfalls wenig begeistert: „Was den Rest betrifft, denke ich, dass wir den Fußball nicht bunter machen müssen als er bisher ist, denn er ist für mich auch so schon der interessanteste Sport.“

„Ich bin mit Jürgen (Klopp, d. Red.) einer Meinung“, pflichtete Hasenhüttl seinem Trainerkollegen bei: „Wir alle sehen die Belastung für die Spieler. Ich weiß, dass jeder sie spielen sehen will. Ich auch. Aber ich möchte die besten Spieler sehen und möchte sie gesund auf dem Platz sehen und ihnen die Chance geben, die besten Leistungen zu bringen.“

Gerrard über Allstar-Spiel: „Würde Popcorn bereithalten“

Steven Gerrard wiederum entlockten die Vorschläge Boehlys zu einem Allstar-Spiel immerhin ein Fünkchen Interesse:

„Aus persönlicher Sicht würde ich es gerne sehen. Es ist eine nette Idee - eine, die über den Tellerrand hinausschaut.“, sagte der Trainer von Aston Villa. „Ich würde es mir gerne ansehen, auf jeden Fall das Popcorn bereithalten. Es wäre ein gutes Spiel. Der Norden würde gewinnen - denn Liverpool und City sind meiner Meinung nach die beiden stärksten Teams der Liga.“

Dennoch schob die Reds-Ikone dem Ganzen sofort einen Riegel vor: „Ich stimme dem zu, was ich von einigen anderen Managern gehört habe, nämlich dass wir schon genug Spiele haben, auf die wir uns fokussieren müssen.“

In die gleiche Kerbe schlug mit Frank Lampard ein weiterer namhafter Vertreter ehemaliger Premier-League-Stars. Zwar räumte auch er mögliche Terminprobleme ein, dass der Vorschlag aber von vornherein so abgekanzelt werde, könne er nicht verstehen. " Aber ich kann die Reaktion des Schmunzelns und Lachens nicht ganz nachvollziehen, als ob es eine lächerliche Idee wäre. Ich denke, es ist ein faires Gespräch“, zeigte er sich für eine Diskussion offen, das Spiel zu verbessern, ohne die Tradition zu verlieren. „Eine schwierige Balance“, wie er zugab.

Rio Ferdinand als Boehly-Vorreiter?

Chelsea-Keeper Kepa Arrizabalaga wäre einem derartigen Nord-Süd-Vergleich ebensowenig abgeneigt. „Es wäre ein großes Spiel. Es gibt eine Menge großer Spieler in dieser Liga.“ Jedoch gibt auch der Spanier zu bedenken, dass eine Terminfindung schwer zu realisieren sei.

Was viele Kritiker Boehlys aber vergessen: Der Wunsch eines All-Star-Games nach US-amerikanischem Vorbild in der Premier League ist nicht völlig neu.

Bereits 2011 hatte Rio Ferdinand diese Idee ins Spiel gebracht. Der ehemalige Spieler von Manchester United und Experte bei BT Sport twitterte damals: „Heute Abend findet das Baseball-All-Star-Spiel statt, die Fernsehübertragung ist hervorragend. Wir brauchen auch ein PL-All-Star-Spiel... die Verantwortlichen sollten darüber reden und es entwickeln....“

Ob sich der ehemalige Innenverteidiger, der 81-mal für England aufgelaufen war, Boehly nun zur Seite springt, ist indes fraglich.

So oder: Angesichts seiner zahlreichen Kritikern hätte der US-Unternehmer einen Unterstützer dringend nötig.

VIDEO: Chelsea-Boss Todd Boehly rechtfertigt Entlassung von Thomas Tuchel