Unglaublich! Kroos hämmert Deutschland zum Sieg

Die deutsche Nationalmannschaft siegt dank Toni Kroos in letzter Sekunde mit 2:1 gegen Schweden. Dabei offenbarte das Team von Bundestrainer Joachim Löw allerdings erneut große Schwächen. Gegen Südkorea geht es nun um alles in Gruppe F der WM 2018.

Die deutsche Nationalmannschaft offenbarte gegen Schweden erneut große Defizite. (Bild: Getty Images)
Die deutsche Nationalmannschaft offenbarte gegen Schweden erneut große Defizite. (Bild: Getty Images)

Die Aufstellungen

Nach der 0:1-Niederlage gegen Mexiko reagiert Joachim Löw ungewohnt deutlich. Antonio Rüdiger und Jonas Hector sind neu und spielen neben Jerome Boateng und Joshua Kimmich. Sebastian Rudy ersetzt Sami Khedira neben Toni Kroos. Im offensiven Mittelfeld bleibt Mesut Özil erstmals seit 2010 draußen, für ihn spielt Marco Reus. Thomas Müller, Julian Draxler und Timo Werner komplettieren die Mannschaft.

Die Schweden beginnen wie erwartet mit Bundesliga-Star Emil Forsberg. Auch Albin Ekdal, Ludwig Augustinsson und Marcus Berg sind den deutschen Fans aus Zeiten beim HSV ein Begriff. Wichtig für die Defensive: Die Rückkehr von Victor Lindelöf von Manchester United.

Schreck für DFB: Rudy muss raus

Der Bundestrainer gab Rudy eine Chance und sah sich dafür 25 Minuten lang im Recht. Dann aber verletzte sich der Münchner und musste mit stark geschwollener und blutender Nase raus. Ilkay Gündogan kam zu seinem ersten WM-Einsatz.

Der Spielverlauf

Die Deutschen übernahmen gegen Schweden direkt das Kommando. Der Ball lief zwischen den Reihen und schnell rückte das DFB-Team in die gegnerische Hälfte auf. Die defensivstarken Schweden wurden gut bespielt und verloren schon in der Anfangsphase mehrfach die Ordnung.

Nach zwei Minuten wurde es direkt hochkarätig. Werner köpfte in die Mitte, wo Draxler am toll parierenden Olsen scheiterte. Die erste große Chance für Schweden gab es nach rund zwölf Minuten. Rüdiger patzte im Stellungsspiel und Marcus Berg ging alleine auf Manuel Neuer zu. Der Bayern-Keeper verhinderte allerdings im Herausstürzen die Führung der Skandinavier.

Nach gut 25 Minuten übernahm Schweden plötzlich das Kommando und beschäftigte die Deutschen in ihrer Hälfte. Nach einem Fehlpass von Kroos behauptete Ola Toivonen die folgende Flanke im Sechzehner und überlupfte Neuer zur Führung.

Nachdem die Schweden bis zur Halbzeit noch mehr Chancen sammelten, reagierte Löw. Er brachte Mario Gomez, der nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff schon am Ausgleich beteiligt war. Reus profitierte aus kurzer Distanz per Knie. 1:1!

Der Ausgleich schien Wunder zu wirken für die Nationalelf. Werner, Müller, Gomez und Reus belagerten regelrecht den Strafraum. Beste Chancen wurden aber nicht verwandelt. Die Schweden hatten derweil offensiv nichts mehr zu melden.

Nach einer gedankenlosen Grätsche sah Boateng Gelb-Rot. Der Abwehrchef musste die letzten bangen Minuten aus dem Kabinengang verfolgen und sah unter anderem eine Mega-Parade von Schwedens Olsen gegen Gomez. Der eingewechselte Brandt traf in der Nachspielzeit aus der Distanz den Pfosten.

Ein Freistoß nach 95 Minuten brachte dem DFB-Team schließlich den Sieg. Am linken Strafraumrand stand Kroos bereit, bekam den Ball aufgelegt und zirkelte ihn sensationell in das lange Eck. Unfassbar wichtig und unfassbar gut vom mehrfachen Champions-League-Sieger.

Der Schiedsrichter

Szymon Marciniak aus Polen leitete die Partie unaufgeregt. Hätte bei der Chance von Berg auch Elfmeter pfeifen können, entschied sich aber für eine großzügige Linie. Die Gelb-Rote Karte für Boateng war korrekt.

Taktische Auffälligkeiten

Joachim Löw hielt auch gegen Schweden an seinen Prinzipien fest: Ballbesitz, hohe Außenverteidiger und ein geduldiges Passspiel mit einer Temposteigerung in den richtigen Momenten. Nach zehn Minuten hatten die Schweden erst sechs Pässe gespielt.

Durch die Hereinnahme von Sebastian Rudy sicherte im Gegensatz zum Mexiko-Spiel konstant ein Sechser vor den beiden Innenverteidigern ab. Diese konnten damit etwas breiter stehen und die so hart kritisierten offensiven Außenverteidiger absichern. Kimmich und Hector marschierten dennoch weiter kräftig nach vorne.

Deutschland baute enorm viel über die rechte Seite auf. Dort zeigte sich Jerome Boateng sehr aktiv und schlug immer wieder Diagonalbälle auf die linke Seite in Richtung Hector. Das verhinderte, dass die Schweden ihre beiden Viererketten eng zusammenziehen konnten.

Die von Mexiko praktizierte Manndeckung auf Kroos übernahmen die Schweden nicht. Dass der Mittelfeldspieler von Real Madrid trotzdem den entscheidenden Fehler der ersten Halbzeit machte, steht symptomatisch für die letzten Leistungen der Löw-Elf.

Nach der Pause verfolgte Löw sichtlich einen andere Plan. Die deutsche Elf zog Schweden mit vielen Kombinationen eng zusammen und spielte dann nach außen. Von dort kamen die Flanken flach und scharf in Richtung Fünfer. Davon profitierten vor allem Müller und Reus.