Unschlagbar: Kickbox-Weltmeisterin Marie Lang ist seit 37 Kämpfen unbesiegt

Kickbox-Weltmeisterin Marie Lang hat ihren Titel am Sonntagabend in München abermals verteidigt. Die 33-Jährige ist damit seit 37 Kämpfen unbesiegt - hatte allerdings größere Mühen mit ihrer Gegnerin. Die vegane Ernährung warf sie nach dem Kampf über Bord.

Marie Lang ist Deutschlands beste Kickboxerin. (Bild: Getty Images)
Marie Lang ist Deutschlands beste Kickboxerin. (Bild: Getty Images)

“Ich freue mich auf ein Rührei”, sagte Lang im Anschluss an ihren Fight über fünf Runden gegen die Serbin Ajla Lukac. Ungewohnt schwer tat sich Lang mit ihrer Gegnerin. Nachdem sie die ersten drei Runden noch in gewohnter Manier dominierte, wurde sie in den letzten zwei Runden deutlich in die Defensive gedrängt. Es reichte nur zu einem knappen Sieg.

Ein derartiges Bild waren die Fans bei “Steko’s Fight Night” nicht gewohnt. Normalerweise ist Lang derart unerreicht in ihren Gewichtsklassen zwischen 60 und 65 Kilogramm, dass niemand wirklich an ihrem Erfolg zweifelt. Nicht umsonst gewann sie seit März 2014 alle ihre 37 Kämpfe. Als Profi hat sie noch nie einen Kampf verloren.

Ein Naturtalent, das steht außer Frage. Dabei startete Lang denkbar spät. Erst mit 16 Jahren begann sie mit dem Kickboxen, andere Athleten sind da schon zehn oder mehr Jahre in ihrem Sport aktiv. Mit 20 Jahren wurde Lang zur deutschen Meisterin der WIASKA, mit 24 Jahren deutsche Meisterin der ISKA. Das Profitum rief.

Marie Lang: Karriere neben der Karriere

Mit dem Wechsel 2013 nach München zu Mladen Steko, selbst ehemaliger Kickbox-Weltmeister, lief auch der internationale Aufstieg an. 2014 feierte Lang ihren ersten Titel der WKU, es folgten Europameisterschaft und Weltmeisterschaft 2014 und 2015. In den letzten Jahren hat Lang ihr Portfolio auf noch mehr Gewichtsklassen ausgeweitet. Fünf Verteidigungen gelangen ihr in einem Jahr - Weltrekord!

Apropos Portfolio: Lang kann nicht nur treten und schlagen. Sie studierte Modedesign und hat neben dem Kickboxen auch eine Karriere vor und hinter der Kamera hingelegt. Lang war Mode-Expertin bei “taff”, arbeitete für “windsor” und “Joop!” und hat, auch bei einem großen Zeitaufwand für das Kickboxen, den Beruf als Modedesignerin nie abgelegt.

So richtig “Profi” wird wird man im Kickboxen ohnehin nur sehr schwer. Lang genießt bereits eine bemerkenswerte Aufmerksamkeit und hebt sich damit merklich von vielen ihrer Mitstreitern und Mitstreiterinnen ab. Die wirklich große, medien- und werbewirksame Präsenz können aber nur die ganz, ganz Großen im Kampfsport aufbauen.

Kickboxen ist keine lukrative Sportart

Auf ihren Sozialen Kanälen wirbt Lang für manches Produkt, kleine Sponsoren finden sich also. Die Erfahrung als Model kommt ihr hierbei sicherlich entgegen. Die großen Sponsoren aber halten sich im Kickboxen zurück - wer den “Bachelor” auf RTL verfolgt, weiß etwa, dass Sebastian Preuss, ebenfalls von Steko trainiert, einen Malerbetrieb betreibt.

Das sorgt für eine außergewöhnliche Belastung. Ein großes Trainingspensum trifft auf alltägliche Aufgaben. Gerade schwere Phasen, wie etwa das physisch wie psychisch enorm fordernde Gewichtsreduzieren vor dem Wiegen, schlagen da schonmal durch.

“Ich will unbedingt kämpfen, aber gleichzeitig alles hinschmeißen”, erklärte Lang im September 2019 in einem äußerst emotionalen Video an ihre Fans. Eine Erkältung machte ihr damals zu schaffen, sie schaffte es nicht, ausreichend ihr Gewicht zu reduzieren. Eine Absage des Kampfes drohte. Letztlich ging alles glatt, der Stress durch die Doppelbelastung aber hatte für einen kurzen Moment die Überhand gewonnen.

Steko’s Fight Night: Kickbox-Queen Lang verteidigt WM-Titel trotz Krankheit

Lang sucht nach neuen Möglichkeiten - vegan ist es nicht

Kein Wunder also, dass Lang immer nach Möglichkeiten sucht, ihre Abläufe noch zu optimieren. Großes Vorbild ist dafür die UFC. In der “Ultimate Fighting Championship” haben es viele Kämpfer zum Vollprofi gebracht. Der Weg dorthin ist weit, für Lang war er nie wirklich ein Thema. Aber lernen kann man doch von den großen Stars des Kampfsports.

Vor dem Kampf gegen Lukac sah Lang eine Dokumentation über vegane Ernährung. Da auch mehrere UFC-Kämpfer von dieser Methode überzeugt sind, probierte sie es selbst. “Ich fühle mich nicht schlapp und das war meine größte Sorge. Aber den Verzicht von Fleisch und Fisch merke ich überhaupt nicht”, stellte sie nach einigen Wochen gegenüber Sport1 fest.

Dass die vegane Ernährung allerdings nicht die Lösung für ein einfacheres Leben als Profi-Kickboxerin und Modedesignerin ist, liegt insbesondere an der praktischen Umsetzung: “Es ist wahnsinnig schwer, einkaufen zu gehen.” Lang hat eben, im Gegensatz zu vielen UFC-Kämpfern, keinen persönlichen Koch. Angesichts solcher Umstände ist ihre Siegesserie noch viel beeindruckender. Und das Rührei hochverdient.