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Untergang der Titanic: Spielten Polarlichter eine Rolle?

Eine Wissenschaftlerin hält es für möglich, dass in der Nacht des Untergangs starke Sonnenwinde Richtung Erde schossen. Die hätten nicht nur Polarlichter erzeugt, sondern auch Funk und Navigation der Titanic stören können.

Eine historische Aufnahme der Titanic. Das Passagierschiff sank am 14. April 1912 auf seiner Jungfernfahrt. Foto: AP photo
Eine historische Aufnahme der Titanic. Das Passagierschiff sank am 14. April 1912 auf seiner Jungfernfahrt. Foto: AP photo

Am 15. April 1912 erleuchteten Polarlichter – Aurora borealis – den Himmel über dem Nordatlantik. Es war aber nicht nur deshalb eine besondere Nacht. Denn um 23.40 Uhr Ortszeit rammte die „RMS Titanic“ auf ihrem Kurs nach New York vor Neufundland einen Eisberg. Gute zwei Stunden später war sie versunken.

Eine neue Untersuchung liefert nun Hinweise dafür, dass eben diese Polarlichter für das Unglück – bei dem über 1.500 Menschen starben – mitverantwortlich sein könnten, indem sie die Navigationssysteme des Schiffes und seine Funkverbindungen störten.

Augenzeug*innen haben damals laut Mila Zinkova, sie arbeitet an der Universität von San Francisco und hat vor kurzem die Untersuchung im Journal Weather veröffentlicht, „sehr starke Polarlichter“ gesehen.

Nur eine kleine Kursänderung hat ausgereicht

Dabei handelt es um geladene Teilchen des Sonnenwindes, die mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometer pro Sekunde gen Erde schießen. Der Deutsche Wetterdienst schreibt dazu:

„Durch das Magnetfeld der Erde werden sie zu den Polen hin abgelenkt. Dort dringen sie in die Erdatmosphäre ein und regen je nach Höhe unterschiedliche Atom-/Molekülarten an, Licht einer bestimmten Wellenlänge zu emittieren. Das grüne Polarlicht wird hauptsächlich von Sauerstoffatomen in etwa 120 km Höhe erzeugt. Das rote Polarlicht dagegen hat seinen Ursprung meist bei Sauerstoffatomen in etwa 200 km Höhe.“

Besonders starke Sonnenwinde können auch Kommunikationssignale auf der Erde stören – wie ein Funk- oder ein Ortungsgerät. Zinkova schreibt dazu, dass bereits eine Abweichung von 0,5 Grad ausgereicht hätte, um die Titanic von ihrem ursprünglichen Kurs auf den tödlichen Kollisionskurs mit dem Eisberg zu bringen.

Dazu passt, dass die SOS-Position, die von der Titanic mit ihrem Notruf versendet wurde, rund 24 Kilometer von ihrer tatsächlichen Position entfernt lag – es gab also Ortungsprobleme.

Der Funk hat verrückt gespielt

Diese falsche Position empfing die „RMS Carpathia“ und schlug dennoch, Zinkova schreibt an dieser Stelle „auf wundersame Weise“, den korrekten Kurs in Richtung Titanic ein. Das erklärt sich die Wissenschaftlerin damit, dass die Ortungssysteme beider Schiffe durch die Polarlichter ähnlich gestört wurden. Doch nur so konnte die Carpathia viele Menschenleben retten.

Als zweiter Offizier arbeitete in dieser Nacht James Besset auf der Carpathia. Er hat in seinem Logbuch laut Zinkova über das Wetter in der Unglücksnacht geschrieben: „Es war ruhig, das Meer glatt, kein Wind regte sich. Der Himmel war klar und die Sterne schienen. Kein Mond war zu sehen. Dafür schimmerten starke Nordlichter.“

Ein Sonnensturm würde vieles erklären

Und die haben möglicherweise auch den Funk beeinflusst. Schiffsleute der „RMS Baltic“, ein weiteres Schiff, das den Notruf der Titanic empfangen hatte, berichteten, dass ihr Funkgerät in dieser Nacht „verrückt spielte“. Zudem hat Zinkova geschrieben, dass mehrere Schiffe in der Gegend das SOS-Signal der Titanic gar nicht erst empfangen hatten oder ihre Antwort nicht bei der Titanic ankam.

Zusammenfassend heißt es in der Studie, dass ein Sonnensturm mit starken Winden alle Aspekte der Tragödie hätte beeinflussen können: Die Navigationsfehler, die zur Kollision mit dem Eisberg geführt haben und die fehlgeschlagene Kommunikation, die dafür gesorgt hatte, dass viele Rettungsschiffe nicht erreicht wurden oder zu spät eingetroffen sind.