US-Stadt kippt Verbot von tiefhängenden Hosen

Vergangene Woche wurde in Opa-locka das Gesetz gegen sogenannte „saggy pants“ aufgehoben. Das hatte es seit 2007 verboten, Hosen unter der Taille zu tragen.

Nicht nur in Opa-locka versuchte die Politik gegen tiefhängende Hosen vorzugehen. In New York hingen sogar riesige Plakate. Foto: AP Photo / Robert Mecea
Nicht nur in Opa-locka versuchte die Politik gegen tiefhängende Hosen vorzugehen. In New York hingen sogar riesige Plakate. Foto: AP Photo / Robert Mecea

In Opa-locka, einem Städtchen im US-Bundesstaat Florida, wurde vergangene Woche ein Gesetz gekippt, das sogenannte „saggy pants“ auf öffentlichen Plätzen verboten hatte. Das sind Hosen, die unter der Hüfte getragen werden und deshalb die Unterwäsche zeigen.

Das Gesetz wurde im Jahr 2007 verabschiedet und betraf zunächst ausschließlich Männer. 2013 wurde es jedoch erweitert und gestattete seither auch Frauen nicht mehr, entsprechende Kleidung zu tragen. Bis zu 500 US-Dollar Strafe oder 25 Stunden gemeinnützige Arbeit konnte das Vergehen kosten.

Das Gesetz benachteiligt einen bestimmten Teil der Bevölkerung

Laut Miami Herald hat die fünfköpfige Stadtkommission von Opa-locka vergangenen Mittwoch mit 4 zu 1 Stimmen entschieden, das Gesetz nun aufzuheben. Bei einer erneuten Sitzung muss die Entscheidung noch bestätigt werden.

Der stellvertretende Bürgermeister Chris Davis sagte im Interview mit der Zeitung: „Ich habe das Gesetz nie unterstützt, auch nicht als Einwohner. Meinem Gefühl nach hat es einen bestimmten Teil unserer Bevölkerung unverhältnismäßig stark betroffen: junge afroamerikanische Männer.“

Alvin Burke, der als einziges Kommissions-Mitglied gegen die Aufhebung gestimmt hat, argumentierte hingegen, das Gesetz habe junge schwarze Männer nie ins Visier genommen, es zielte stattdessen darauf ab, sie zu stärken.

In Opa-locka wohnen rund 16.000 Menschen, davon 57,5 Prozent Schwarze. Wie oft das Gesetz angewendet wurde und wie häufig Schwarze dagegen verstoßen haben, konnte die Stadt auf Anfrage des Miami Herald jedoch nicht beantworten. Die einzige Angabe dazu stammt aus dem Jahr 2013: Damals wurden bis November insgesamt 72 tief-hängende Hosen als Vergehen festgestellt.

Dennoch schrieb die Stadt zur Entscheidung, das Gesetz abzuschaffen: „Seit seiner Einführung hat es bestimmte Teile der Bevölkerung, darunter schwarze und dunkelhäutige Männer und Frauen, unverhältnismäßig stark betroffen.“

Affront gegen Fairness-Prinzip

Die Amerikanische Bürgerrechtsunion American Civil Liberties Union (ACLU) bezeichnete das Gesetz schon bei Inkrafttreten als „lächerliche Verschwendung öffentlicher Ressourcen“. Dem Miami Herald sagte sie nun zu der Aufhebung: „Zu kriminalisieren, wie jemand seine Kleidung trägt, bringt niemanden voran. Ähnliche Verordnungen haben im ganzen Land zu mehr ‚racial profiling‘ bei der Polizei geführt und gleichzeitig die ethnischen Unterschiede in der Strafverfolgung vergrößert.“ Die ACLU sei deshalb froh, dass die Kommission das Gesetz abgeschafft habe, es sei ein „Affront gegen die verfassungsmäßigen Prinzipien der Fairness und der freien Meinungsäußerung“ gewesen.

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Schilder müssen alle abgehängt werden

Noch hängen im ganzen Stadtgebiet Schilder und warnen vor dem Vergehen. Ein Foto davon geht seit einigen Tagen auf Twitter viral. Darauf sind zwei Männer zu sehen mit Hosen unter der Taille und der Aufschrift: „No ifs, ands or butts. It’s the city law“. Bürgermeister Matthew Pigatt sagte dazu vergangenen Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung: „Sie müssen alle abgehängt werden. Das ist längst überfällig. Sie sind Schandflecken in der Stadt.“

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