Ex-Weggefährte: "Hyballa ist schon anders"

Ex-Weggefährte: "Hyballa ist schon anders"

Drittligist Türkgücü München postete am Mittwoch bei Instagram unter dem Hashtag #ÜberallFamilie folgendes: „Zusammen sind wir stärker - gemeinsam in die 2. Liga“. Ganz schön ambitioniert. (DATEN: Die Tabelle der 3.Liga)

Am Sonntag empfängt Türkgücü im Olympiastadion Borussia Dortmund II (3. Liga: Türkgücü München - Borussia Dortmund II, ab 13 Uhr im SPORT1-LIVETICKER)

Beim Blick auf die Tabelle muss man allerdings festhalten, dass der Klub gerade auf Platz zehn rangiert und der Abstand nach unten kleiner ist als nach oben. Eigentlich sollte in dieser Saison vieles anders werden. Im Sommer gab es einen erneuten XXL-Umbruch. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 3. Liga)

Petr Ruman übernahm zunächst als Cheftrainer. Doch der tschechische Coach ist schon wieder weg, wurde am vergangenen Montag nach nur neun Spielen beurlaubt. Am gleichen Tag wurde mit Peter Hyballa schon sein Nachfolger präsentiert. Ein Mann, der polarisiert und bei dem nicht nur Schulterklopfer um die Ecke kommen, sondern auch der eine oder andere Kritiker. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 3. Liga)

Nur drei Monate in Dänemark

Zuletzt war der 45-Jährige Trainer in Dänemark. Doch nach nicht mal drei Monaten war die Amtszeit von Hyballa beim dortigen Zweitligisten Esbjerg fB schon wieder vorbei.

Hyballa hatte seinen Vertrag gekündigt, nachdem sich die Situation im Verein zugespitzt hatte. 21 Spieler des Klubs sollen Hyballa Ende Juli in einem offenen Brief das Misstrauen ausgesprochen haben. Sie kritisierten seine Trainingsmethoden sowie die fachlichen und menschlichen Qualitäten.

“Es gab hinter meinem Rücken Meetings mit Spielern. Ich wollte alles in Ruhe besprechen, aber das kam gar nicht an. Plötzlich war ich in den Boulevard-Zeitungen der ‚Terror-Trainer‘“, sagte Hyballa, von 2007 bis 2010 Nachwuchs-Trainer von Borussia Dortmund, unlängst im Gespräch mit SPORT1.

Jetzt also ein Neustart für ihn bei Türkgücü. Ein „Arbeiter- und Malochertrainer“, wie sich Hyballa selbst beschreibt, folgt nun auf den ruhigen Ruman.

Alle Video-Highlights der 3. Liga in der SPORT1-Mediathek und in der SPORT1-App

Eine Verbindung mit Explosionsgefahr?

Hyballa ist bei den Münchnern schon der fünfte Trainer in diesem Jahr, Interimscoach Andreas Pummer (nach der Trennung von Serdar Dayat) mal mitgerechnet. Beim Blick auf Hyballas Vita zuckt so mancher Fan erstmal zusammen. 1993 begann er seine Trainerkarriere in der Jugend bei Borussia Bocholt. Danach ist er quer durch Europa getingelt.

Türkgücü ist schon sein 18. Verein. An Hyballa scheiden sich jedenfalls die Geister. Für die einen ist er top, andere sehen ihn kritisch. Zu seinen Kritikern gehört Ex-Profi Aimen Demai, seit 2020 U-16-Trainer bei Fortuna Düsseldorf. „Ich kann mir vorstellen, warum Türkgücü München diesen Trainer holt. Weil der Präsident (Hasan Kivran, d. Red.) sich wohl einen Kick im Klub und im Umfeld erhofft. Mit Hyballa bekommt Türkgücü jedenfalls einen Typ, der extrem viel Dynamik rein bringt. Leider nicht immer mit dem richtigen Ziel, aber er kann das Ganze in Bewegung bringen“, sagt der 38-Jährige zu SPORT1.

Der Franzose war in der Saison 2010/2011 Spieler unter Hyballa beim damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen. Demai gehört nicht zu Hyballas Schulterklopfern und ist skeptisch: „Es wird definitiv Frische reinkommen. Hyballa ist unbestritten ein Fußballfachmann, aber die Frage ist, wie lange das Ganze positiv laufen kann.“

„Audiobeweis“, der Drittliga-Podcast auf SPORT1 - alles über den ehrlichsten Fußball im Profigeschäft: die 3. Liga!

Demai kritisiert Hyballa

Demai wird deutlicher. „Allerdings hat er Fähigkeiten wie Menschenführung oder Vertrauen gewinnen, die absolut notwendig sind, um Projekte mittel- bis langfristig führen zu können, leider mehrfach vermissen lassen.“

Dies zeige auch die Fluktuation, „die seine Trainerkarriere bis heute begleitet hat“.

Der frühere Bundesliga-Profi Sidney Sam (unter anderem Bayer Leverkusen, Hamburger SV, Schalke 04) spricht dagegen gern über den neuen Türkgücü-Coach.

„Ich kann eigentlich nur Positives über Peter Hyballa sagen. Er war der Co-Trainer von Sascha Lewandowski zu meiner Zeit bei Bayer Leverkusen. Da hat er einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, sagt Sam im Gespräch mit SPORT1. Hyballa sei „ein extremer Motivator“ gewesen. „Und in dieser Zeit auch ein Förderer.“ Zudem sei er „im positiven Sinne ein sehr emotionaler Typ“.

Sam erinnert sich an die gemeinsame Zeit. „Ich hatte zu meiner Leverkusener Zeit mal ein Einzelgespräch mit Hyballa auf dem Zimmer. Wir sprachen darüber, wie wir den Gegner bespielen wollen.“ Für Sam sei dies ein „extrem respektvolles Gespräch“ gewesen.

Sam: „Vielleicht war‘s Neugier“

Was Hyballas Vita betrifft, da fügt der 33-Jährige, der aktuell keinen Verein hat, schmunzelnd hinzu: „Warum er so viele Vereine als Trainer hatte? Wahrscheinlich war‘s die Neugier.“

Der Niederländer Rafael van der Vaart (unter anderem Hamburger SV und Real Madrid) kennt Hyballa aus der gemeinsamen Zeit zuletzt in Dänemark. Hyballa holte den Ex-Profi damals in sein Trainerteam. Van der Vaart lobt Hyballa bei SPORT1.

„Ich halte Peter für einen sehr guten Trainer, einen Fachmann, was das Sportliche angeht. Er hat wirklich Ahnung vom Fußball, hat ja auch einige Bücher geschrieben.“ Aber er sei auch „ziemlich streng und verlangt viel Disziplin von seiner Mannschaft“.

In Dänemark habe das „nicht gut gepasst für ihn und das Team. Vielleicht wird es in Deutschland besser klappen. Wir haben einige Male miteinander gesprochen. Ich wollte ihm in der schweren Phase bei Esbjerg helfen, aber er hatte dort einfach keinen Bock mehr.“

Und weiter: „Er hat viel Kritik abbekommen, und es waren auch einige Spieler gegen ihn. Er ist schon anders, das stimmt. Es wird viel Schlechtes über ihn erzählt. Doch Peter hat auch seine guten Seiten. Seine Grund-Idee als Trainer und vom Fußball fand ich ganz gut.“