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Verblüffende Statistik: So radikal wandelt sich der BVB

Es ist eine Liste, auf die auch treue Fans von Borussia Dortmund erstmal baff reagierten.

17 Namen, eine Aufzählung der Spieler, die in der Saison 2017/18 mehr als 1000 Bundesliga-Minuten für den BVB bestritten, der Kern der damaligen Mannschaft also. Zwei Jahre später haben 13 dieser Spieler den Klub verlassen.

Pierre-Emerick Aubameyang: Erzwang schon während der Saison seinen Abgang zum FC Arsenal. Sokratis, Nuri Sahin, Gonzalo Castro, Andriy Yarmolenko: Gingen im Sommer. Christian Pulisic, Ömer Toprak, Julian Weigl, Jeremy Toljan, Maximilian Philipp, Shinji Kagawa sind auch nicht mehr da, in diesem Sommer wurden auch die WM-Finalhelden Mario Götze und der zurücktretende André Schürrle verabschiedet.

Es blieben Torhüter Roman Bürki und Rechtsverteidiger-Routinier Lukasz Piszczek - sowie die kaum noch eingesetzten Marcel Schmelzer und Mo Dahoud.

"Eine Rotation wie im Warenlager von Amazon", staunte ein BVB-Fan, der bei Twitter auf die Übersicht der US-Statistik-Seite Sports Reference gestoßen wurde. Eine Übersicht, die viel erzählt über die Lage des BVB und die ungleichen Bedingungen im Konkurrenzkampf mit dem FC Bayern München.

FC Bayern mit stabilerem Gerüst als BVB

Der direkte Vergleich mit dem Serien- und Rekordmeister offenbart: Von den 18 Spielern, die für Bayern vor zwei Jahren mehr als 1000 Minuten bestritten, sind Stand jetzt noch elf übrig.

Auch wenn sich bei drei weiteren - Javi Martínez, Thiago Alcántara und David Alaba - nun Transfers andeuten: Die Bayern konnten in den vergangenen Jahren auf ein stabiles Gerüst der entscheidenden Leistungsträger bauen. Ganz anders als der BVB, der dieses Gerüst fast vollständig ausgetauscht hat.

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Belegt die Statistik Uli Hoeneß' von der Dortmundern scharf zurückgewiesene Kritik, dass der BVB eine "unkluge" Transfer-Strategie verfolgt, die den Spielern keine Gelegenheit gibt, "die DNA des Vereins aufzusaugen"?

Ganz so einfach ist es nicht.

Folgenschwere Abgänge 2016/17

Letztlich war nur bei zwei der 13 Abgänge klar abzusehen, dass die Spieler Dortmund als Durchgangsstation für einen europäischen Topklub sehen, bei dem nun beim FC Chelsea spielenden Pulisic und bei Aubameyang (wobei sich der BVB bei letzterem vielleicht größere Hoffnungen gemacht hatte, ihn zu halten).

Dass der Umbruch so radikal war, hat zudem auch damit zu tun, dass dem BVB 2016 unfreiwillig drei Säulen auf einmal weggebrochen waren (Mats Hummels, Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan) und die darauffolgenden Saisons von den Folgen dieses Einschnitts geprägt waren.

Nicht jeder Spieler, auf den Dortmund seinerzeit akut angewiesen war, entwickelte sich zur konstanten Größe (ebenso wenig wie die Trainer Peter Bosz und Peter Stöger nach Thomas Tuchels geräuschvollem Abgang 2017). Hinzu kam - damals wie heute - das Verletzungspech von Kapitän Marco Reus.

Der unter Lucien Favre fortgesetzte Neuaufbau, die Suche nach neuen Leitfiguren nahm Zeit in Anspruch - und dauert im Grunde bis heute an. Die Massivität des Umbaus ist gewiss ein Teil der Erklärung dafür, dass der BVB in der abgelaufenen Saison nicht stabil genug war, den vor dem Trainerwechsel von Niko Kovac auf Hansi Flick wankenden FC Bayern vom Thron zu stürzen.

Einmalige Chance verpasst?

In der kommenden Saison käme eine Bayern-Krise den Dortmundern wohl etwas mehr gelegen: Hummels in der zweiten Saison nach seiner Rückkehr, Axel Witsel und Emre Can dürften als Führungsspieler dann ein noch stabileres Gefüge bilden, das die Jungstars um Jadon Sancho - sofern er in Dortmund bleibt - und Erling Haaland sowie andere junge Spieler besser stützt.

Ob die Münchner ihnen den Gefallen noch einmal tun werden, ist die andere Frage.