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VfB, Gladbach, Werder: Verlieren verboten

Zum Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Dortmund waren die Gladbacher chancenlos. (Bild: Getty Images)
Zum Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Dortmund waren die Gladbacher chancenlos. (Bild: Getty Images)

Zwei Spieltage sind vorüber, gleich drei Schwergewichte zittern bereits jetzt. Stuttgart, Gladbach, Bremen – alle drei sind am Wochenende zum Siegen verdammt. Eine Analyse.

Von Jens Fischer

Am vergangenen Sonntag, gegen 19:15 Uhr, war es dann doch soweit. Der Hamburger Johan Djourou hatte gerade in letzter Sekunde das 3:2 für seinen HSV erzielt, und der VfB Stuttgart schaute wieder einmal in die Röhre. Zwei Pleiten in Folge zum Saisonauftakt und schon sind die Schwaben wieder tief im Keller, dort also, wo man nach der völlig verkorksten Vorsaison in diesem Jahr auf keinen Fall mehr landen wollte. Dabei ging der VfB mit einer riesigen Euphorie in die neue Spielzeit. Trainer Alexander Zorniger war gekommen, um zu siegen und brachte einen Spielstil mit an den Neckar, der zunächst alle begeisterte. Verantwortliche und Umfeld waren mehr als angetan, und spätestens als man in der Vorbereitung Manchester City vom Platz fegte, war alles rosarot.

Nach gerade einmal zwei Spielen ist das Grau zurück bei den Stuttgartern. „Ein Dreier würde Ruhe reinbringen, er würde gut tun“, sagte Zorniger auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem
Kräftemessen gegen ebenfalls nervöse Frankfurter am Samstag. Der Ex-Leipzig-Coach weiß nur zu gut, dass noch nicht alles stimmt in seinem Ensemble. Schnelles Spiel, Pressing, technisch hochwertige Ballstafetten – damit haben die Schwaben in den ersten beiden Partien brilliert. Erfolglos. Denn es offenbarten sich große Probleme in anderen Bereichen.

Ratlose Stuttgarter. (Bild: SID)
Ratlose Stuttgarter. (Bild: SID)

So forderte Zorniger nach der HSV-Pleite mehr oder weniger eindeutig neue Spieler. Die zweite Garde passt nicht beim VfB, exzellente Angreifer wie Daniel Didavi, Filip Kostic oder Daniel Ginczek sind von der Bank aus nicht zu ersetzen. Und auch in der Defensive läuft es alles andere als planmäßig. Sechs Gegentreffer in zwei Spielen sprechen eine eindeutige Sprache, viel zu viel, nachdem man auch in der Vorsaison regelmäßig die Bude voll bekam. Und auch der neue polnische Torhüter Przemyslaw Tyton ist bislang nicht der erhoffte Rückhalt, in beiden bisherigen Spielen war er an dem einen oder anderen Gegentor nicht unbeteiligt. Die Rückkehr des verletzten Mitch Langerak wird sehnlichst erwartet rund um den Wasen.

Kurz: Es fehlt an Balance im Stuttgarter Gefüge – und sollte nun gegen die ebenfalls schwächelnden Frankfurter wieder kein Sieg herausspringen, kann man von Krise sprechen im Schwabenland. Schon wieder. Ähnlich ergeht es einem anderen Schwergewicht der Bundesliga: Borussia Mönchengladbach. Die Rheinländer befinden sich derzeit in einem emotionalen Ausnahmezustand. Zwischen Königsklasse und Kellerkampf bewegt sich die Mannschaft von Trainer Lucien Favre vor der Partie in Bremen. In der Champions League geht es in der Vorrunde gegen Turin, Manchester City und Sevilla – in der Bundesliga einfach nur um einen schnöden Dreier. Derzeit orientieren sich die Borussen an den desolaten Dortmundern des Vorjahres, es passt noch nicht viel zusammen bei den ehemaligen Himmelstürmern.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Abgänge der Leistungsträger Max Kruse und Christoph Kramer wiegen nach wie vor schwer, die Neuen Lars Stindl oder Josip Drmic sind noch nicht wie gewünscht integriert. „Wir müssen wieder unsere Grundtugenden auf den Platz bringen, die
auch in den letzten Jahren die Basis waren: das gemeinschaftliche Verteidigen, um Gegentore zu verhindern“, sagte Sportdirektor Max Eberl zuletzt. In der Tat lahmen die Fohlen und haben – ähnlich wie die Stuttgarter – ein massives Abwehrproblem. Null Punkte, sechs Gegentore – in Gladbach ist es nicht weit hin bis zur Krise. Eine Pleite in Bremen und man hätte die ersten drei Partien vergeigt. Das gab es noch nie in der langen Historie des fünfmaligen Meisters.

Gegen Hertha BSC reichte es für Werder Bremen wieder nicht zu Sieg. (Bild: Annegret Hilse/dpa)
Gegen Hertha BSC reichte es für Werder Bremen wieder nicht zu Sieg. (Bild: Annegret Hilse/dpa)

Auch der Rivale aus Bremen schwächelt. Zwar hat man wenigstens einen Punkt auf dem Konto, die bisherigen Auftritte aber waren alles andere als überzeugend. Noch ist die Mannschaft des eigenwilligen Trainers Victor Skripnik schwer einzuschätzen, klar ist aber, dass auf die Norddeutschen wieder einmal eine ganz schwere Spielzeit wartet. Vor allem im offensiven Bereich herrschen Fragezeichen. Torjäger Franco di Santo und Davie Selke sind gegangen, Anthony Ujah und der unbekannte Aron Johannsson gekommen – eine Personal-Rochade mit ungewissem Ausgang. Hinzu kommt, dass es auch in der Führungsetage zu brodeln scheint. Die berufliche Zukunft von Geschäftsführer Thomas Eichin ist ungewiss, immer wieder wird er mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht. Keine gute Basis für eine erfolgreiche Zukunft.

So kämpfen gleich drei Schwergewichte der Liga mit einem Anflug von Panik. Verlieren verboten – so lautet die Devise an Neckar, Rhein und Weser. Ausgang ungewiss...