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Der Eberl-Erbe tritt aus dem Schatten

Ende Januar - inmitten einer ohnehin schwierigen Saison - wurde Borussia Mönchengladbach von einer denkwürdigen Pressekonferenz und dem plötzlichen Abgang von Max Eberl erschüttert.

„Ich muss raus und muss auf den Menschen Max Eberl aufpassen“, erklärte der 48-Jährige vollkommen aufgewühlt. „Ich beende etwas, was mein Leben war, was mir sehr viel Freude und Spaß bereitet hat. Fußball ist mein Leben. Der Spaß war zuletzt nicht mehr da.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Schlagartig verloren die Fohlen ihr bekanntestes Gesicht. Eberl war im Januar 1999 als Profi zur Borussia gekommen, ehe er im Oktober 2008 den Posten des Sportdirektors übernahm und Gladbach dreimal in die Champions League führte.

Knapp einen halben Monat nach dem Erdbeben am Niederrhein präsentierte Gladbach den sehnsüchtig erwarteten Nachfolger: Roland Virkus schlüpfte fortan in den wichtigsten Vereinsposten. „Ich weiß, dass ich in große Fußstapfen trete. Max Eberl hat eine hervorragende Arbeit für Borussia geleistet“, sagte er damals bei seinem Amtsantritt.

Mittlerweile deutet sich an, dass Virkus in jene großen Fußstapfen hineinpasst – und langsam aus Eberls Schatten heraustritt.

Anfangs reichlich Gegenwind für Virkus

Dabei hatte Virkus einen alles andere als leichten Start bei den Fohlen. Vielen Gladbach-Fans passte die Besetzung überhaupt nicht, sodass Befürchtungen laut wurden, es könnte für die Fohlen künftig wieder gegen den Abstieg und nicht um die Europapokal-Plätze gehen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Immerhin hatte der 55-Jährige zuvor nur im Hintergrund als Nachwuchskoordinator gearbeitet. Fehlende Erfahrung in der vordersten Reihe war folglich der Hauptkritikpunkt.

Unruheherd Trainerdiskussion beseitigt

Unbeirrt von all dem Gegenwind lenkte Virkus die Borussia aber schnell in ruhigeres Fahrwasser. Nach der enttäuschenden Saison und Tabellenplatz zehn beseitigte er als ersten Unruheherd die andauernde Trainerdiskussion - und entließ den erfolgslosen Adi Hütter.

Ob Neu-Coach Daniel Farke einen Volltreffer darstellt, werden erst die kommenden Monate zeigen. Immerhin ist der Grundstein mit einem gelungenen Saisonstart (3:1 gegen Hoffenheim) gelegt.

Auch im Hinblick auf den Spielerkader stand Virkus eine Herkulesaufgabe bevor. Die Verträge von zahlreichen Leistungsträgern um Torhüter Yann Sommer, Kapitän Lars Stindl, Ramy Bensebaini, Jonas Hofmann, Alassane Plea und Marcus Thuram enden im kommenden Sommer, was weitere Höchstleistungen des neuen Borussia-Managers erforderte – mit guten Aussichten.

Virkus bindet Hofmann und Plea

Sowohl Hofmann als auch Plea haben ihre Arbeitspapiere mittlerweile bis 2025 verlängert. Virkus hofft, dass diese Personalien eine Signalwirkung entfalten und „dabei helfen, auch noch mit weiteren Spielern die Verträge zu verlängern.“

Doch alleine diese beiden Verlängerungen sind echte Achtungserfolge, da es laut Medienberichten eine ganze Reihe an Interessenten für Hofmann und Plea gegeben haben soll.

Bindet Virkus weitere Leistungsträger und setzt Trainer Farke die positive Entwicklung fort, könnte Eberls Schatten schon bald aus dem Dunstkreis des Borussia Parks verschwunden sein.

Es wäre für die Borussia ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Eberls lange Zeit umjubeltes und glückliches Händchen kam zuletzt nicht mehr wie gewohnt zum Tragen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Eberl patzte bei Personalentscheidungen

Vor allem der Hütter-Fehlgriff steht in enger Verbindung mit Eberl, der den Österreicher als Wunschkandidat auserkoren hatte und eine Menge Geld auf den Tisch legte.

Eine satte Ablösesumme von 7,5 Millionen Euro blätterten die Fohlen im Sommer 2021 hin, um Hütter von Eintracht Frankfurt loszueisen. Kurzzeitig war die Verpflichtung des inzwischen 52-Jährigen sogar der teuerste Trainertransfer der Bundesliga-Geschichte – bis der FC Bayern München Julian Nagelsmann holte.

Auch bei Spielertransfers glänzte Eberl zuletzt nicht mehr wie über weite Strecken seiner Gladbacher Zeit. Teure Neuzugänge wie Hannes Wolf (9,5 Mio.) oder Marvin Friedrich (5,5 Mio.) haben sich bislang kaum rentiert. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)

Virkus‘ anfängliche Herkulesaufgabe kristallisiert sich deswegen im Moment als persönliche Chance heraus. Schon in seinem ersten Amtsjahr kann der Borussia-Manager seine eigenen Fußabdrücke hinterlassen und den kriselnden Traditionsklub aus der sportlichen Talfahrt führen.

Der Start in die Virkus-Ära ist definitiv vielversprechend.

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