Wie ein Heimturnier

141 Tore in vier Spielen! Deutschland zeigt bei der Weltmeisterschaft bislang Spektakel-Handball vom Feinsten. Die Leistungen gipfelten im 39:19-Kantersieg gegen Argentinien zum Auftakt der Hauptrunde. „Wir sind selbst überrascht, dass es so gut lief“, konstatierte Patrick Groetzki im Anschluss.

Im Angriff klappte nahezu alles. Und auch die in der Vorrunde bisweilen löchrige Abwehr stand wie eine Wand. „Was wir gegen Argentinien in der Abwehr gesehen haben, war schon sehr gut. Darauf müssen wir aufbauen. Aus meiner Sicht ist unsere Abwehr mit einem starken Torhüter-Duo dahinter sehr kompakt“, unterstrich Linksaußen Lukas Mertens auf SPORT1-Nachfrage zur Defensive, die nach dem knappen Sieg gegen Serbien noch kritisiert worden war. (NEWS: Alles Wichtige zur Handball-WM)

„Wir wissen, dass wir gut sind“

Es läuft also wie am Schnürchen für die deutschen Handballer. Doch die Beteiligten betonen immer wieder, dass die schwierigsten Aufgaben noch bevorstehen. Insofern liefert die Gala gegen Argentinien nur bedingt Erkenntnisse.

„Wir wissen, dass wir gut sind. Und wenn wir diesen Spirit und die Energie aufrechterhalten, können wir viele Mannschaften ärgern. Aber wir haben noch nicht so viel bewiesen“, warnte Juri Knorr auf SPORT1-Nachfrage vor den verbleibenden Hauptrundenpartien gegen die Niederlande und Norwegen. (Handball-WM: Niederlande - Deutschland am Samstag ab 20.30 Uhr im LIVETICKER)

Was aber dennoch klar hervorsticht: Ein wenig Euphorie haben die mitreißenden Auftritte der Truppe von Alfred Gislason bereits entfacht.

Hohe Einschaltquoten und super Stimmung in Kattowitz

Die Einschaltquoten sind vortrefflich, die Erwartungen der übertragenden TV-Sender wurden bislang ebenso übertroffen wie die Zahlen in den Vorjahren.

Noch deutlicher wird die Handballlust vor Ort. Die Spodek-Arena in Kattowitz war bei allen vier Spielen fest in deutscher Hand. Jedes Mal schallte „Oh wie ist das schön!“ durch die Halle. (ARTIKEL: DHB-Fans verspotten Argentinien)

„Man hat gesehen, dass die Leute Lust auf uns haben“, sagte Kapitän Johannes Golla bereits nach dem Auftaktspiel gegen Katar. Nach spektakulären Szenen wurden einzelne Akteure von rund 2000 Anhängern mit Sprechchören gefeiert. Das wirkt sich auch auf die Mannschaft aus.

Wolff erklärt Einfluss der deutschen Fans

„Ich denke, dass es stark dazu beiträgt, dass wir so einen guten Tempo-Handball spielen können, weil sich diese Emotionalität von den Rängen auf die Mannschaft überträgt und die Nervosität bei dem ein oder anderen schwinden lässt“, analysierte Andreas Wolff auf der DHB-Pressekonferenz am Freitag. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Handball-WM 2023)

Der Torwart fügte hinzu: „Wenn man für eine gelungene Aktion frenetisch gefeiert wird, macht man sich vor der nächsten viel weniger Gedanken.“

Auch dank der schwarz-rot-goldenen Fans ist das DHB-Team nun in den Flow hineingekommen, von dem man vor Beginn des Turniers gesprochen hatte. Den man benötige, um mit dem im Vergleich zu den Top-Nationen nicht ganz so gut besetzten Kader ein Spitzenresultat zu erzielen.

Vorgeschmack auf Heim-Handball-EM 2024

„Die Brust ist schon ziemlich breit, weil die Spiele bisher sehr gut waren“, meinte Groetzki. Mit einem Sieg gegen die Niederlande am Samstag würde die Brust noch weiter anschwellen.

Dann wäre der Einzug ins Viertelfinale bereits fix und das ausgegebene Ziel erreicht. Weitere Erfolge gegen Norwegen im letzten Gruppenspiel und in der K.o.-Runde wären dann Zugabe – und eine gute Möglichkeit, die Euphorie weiter anzuschüren. (DATEN: Gruppen und Tabellen der Handball-WM)

Doch so oder so ist das Turnier stimmungsmäßig schon ein kleiner Vorgeschmack auf das, was im Januar 2024 auf Deutschland wartet - die Heim-EM.