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Mit den Waffen einer Frau: Das sind die Kino-Highlights der Woche

Von links: Die drei Agentinnen Marie Schmidt (Diane Kruger), Mason Brown (Jessica Chastain) und Khadijah Adiyeme (Lupita Nyong'o) müssen gemeinsame Sache machen, um einen übermächtigen Feind zu bezwingen. (Bild: Leonine)
Von links: Die drei Agentinnen Marie Schmidt (Diane Kruger), Mason Brown (Jessica Chastain) und Khadijah Adiyeme (Lupita Nyong'o) müssen gemeinsame Sache machen, um einen übermächtigen Feind zu bezwingen. (Bild: Leonine)

"The 355", "Wanda, mein Wunder" und "Lamb": Das sind die Neustarts am 6. Januar.

Immer wieder fiel in der Diskussion über einen möglichen Nachfolger von Daniel Craig in der Rolle des James Bond der Vorschlag, es doch mal mit einer Frau zu versuchen. Dass 007 in naher Zukunft weiblich sein wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Warum auch? Schließlich gibt es genug andere Filme, in denen schießwütige Damen zeigen können, welche Action-Qualitäten in ihnen stecken. Zuletzt etwa ballerten sich Lena Headey und Karen Gillan durch "Gunpowder Milkshake"; "The 355" bietet nun gar gleich fünf kugelsichere Frauen in den Hauptrollen auf - allesamt Agentinnen von MI6 bis BND. "The 355" ist eines der Kino-Highlights der Woche - zusammen mit der deutschen Komödie "Wanda, mein Wunder" und dem isländischen Folk-Drama "Lamb".

Die deutsche BND-Agentin Marie Schmidt (Diane Kruger) jagt dem Datenschlüssel hinterher - zunächst noch auf eigene Faust, später dann in einem internationalen Team. (Bild: Leonine)
Die deutsche BND-Agentin Marie Schmidt (Diane Kruger) jagt dem Datenschlüssel hinterher - zunächst noch auf eigene Faust, später dann in einem internationalen Team. (Bild: Leonine)

The 355

Wenn das mal keine Motivationsrede ist! "Wir arbeiten alle für unterschiedliche Geheimdienste. Aber jetzt haben wir einen gemeinsamen Feind. Halten wir ihn nicht auf, beginnt der Dritte Weltkrieg." Die CIA-Agentin Mason Brown (Jessica Chastain) sagt diese Worte, Adressatinnen sind ihre Geheimdienst-Kolleginnen aus Großbritannien, Deutschland, Kolumbien und China. Der Feind, von dem Mason da spricht, ist denkbar unscheinbar, aber dadurch nicht weniger gefährlich: Über Umwege ist der kolumbianische Agent Luis (Édgar Ramirez) an einen Datenschlüssel geraten, den ein Drogenbaron hatte entwickeln lassen. Das kleine Ding kann jedes Computersystem knacken und auf Knopfdruck gar Flugzeuge abstürzen lassen.

Nun will Luis den Schlüssel zu Geld machen - und ruft damit die mächtigsten Geheimdienste der Welt auf den Plan. Zunächst kämpfen Mason sowie die britische Technikspezialistin Khadijah (Lupita Nyong'o), die kolumbianische Psychologin Graciela (Penélope Cruz), die chinesische Computerexpertin Lin Mi Sheng (Bingbing Fan) und die deutsche BND-Agentin Marie (Diane Kruger) noch gegeneinander. Doch der Feind ist derart übermächtig, dass sie ihre Rivalitäten bald überwinden und sich verbünden müssen. Ausgestattet mit Waffen, modernster Technik - Kameras in der Halskette, in den Ohrringen versteckten Funkgeräten - sowie einer Extraportion Entschlossenheit jagen die fünf Frauen dem Datenschlüssel hinterher.

Regisseur und Drehbuchautor Simon Kinberg ("Dark Phoenix") hat mit "The 355" einen Action-Kracher voller Frauen-Power inszeniert. Der Titel des Films bezieht sich auf "Agent 355", eine Spionin zur Zeit der Amerikanischen Revolution, deren Identität bis heute nicht bekannt ist. "Der Titel ist wirklich wichtig, weil es so viele Frauen gibt, die unermüdlich hinter den Kulissen gearbeitet haben und deren immense Beiträge niemals wirklich honoriert wurden", sagt Hauptdarstellerin Jessica Chastain, die "The 355" auch koproduziert hat. "Selbst wenn man durch die Geschichtsbücher blättert, findet man nur selten Geschichten von Frauen und was sie geleistet haben. Dass wir den Film 'The 355' genannt haben, ist ein Verweis auf die Frauen, die niemals anerkannt wurden. Er honoriert ihre Kraft, ihre Stärke, ihre Leistungen."

Die polnische Pflegerin Wanda (Agnieszka Grochowska) kümmert sich rührend um Josef (André Jung). (Bild: X Verleih / Zodiac Pic. Ltd 2020)
Die polnische Pflegerin Wanda (Agnieszka Grochowska) kümmert sich rührend um Josef (André Jung). (Bild: X Verleih / Zodiac Pic. Ltd 2020)

Wanda, mein Wunder

Ob als Fernfahrer, Schlachter oder Pflegekräfte: Was passiert, wenn Arbeiterinnen und Arbeiter aus Polen auf einmal nicht mehr da sind, lässt sich derzeit in Großbritannien beobachten. Auch Josef (André Jung), ein wohlhabender, älterer Mann, ist auf eine Polin angewiesen: Wanda (Agnieszka Grochowska) lebt mit ihm, seiner Frau Elsa (Marthe Keller) und deren Sohn Gregor (Jacob Matschenz) in einem schönen Anwesen mit Seeblick. Josef ist bettlägrig und pflegebedürftig, und Wanda kümmert sich rührend und aufopfernd um ihn, während daheim in Polen ihre beiden Söhne auf sie warten.

Eigentlich ist Wanda längst Teil der Familie, Sohn Gregor scheint sogar Gefühle für die Pflegerin seines Vaters entwickelt zu haben. Doch die Harmonie währt nicht lange. Denn Wanda wird schwanger - nicht von Gregor allerdings, sondern von Josef, der trotz seines hohen Alters offenbar noch seinen Mann stehen kann. "Es ist ein Wunder! Ich werde Vater!", jubelt Josef, seine Familie allerdings ist alles anderes als erfreut.

"Wanda, mein Wunder" ist der neueste Film der Schweizer Regisseurin Bettina Oberli, die in Deutschland 2009 mit dem Krimi "Tannöd" bekannt wurde. In ihrer Schweizer Heimat aber kennt man Oberli vor allem für ihre Tragikomödie "Die Herbstzeitlosen". Das Werk aus dem Jahr 2006 ist nach wie vor der zweiterfolgreichste Schweizer Film aller Zeiten.

Josef (André Jung) und seine Pflegerin Wanda (Agnieszka Grochowska) kommen sich näher, als es Josefs Frau lieb ist. (Bild: X Verleih / Zodiac Pic. Ltd 2020)
Josef (André Jung) und seine Pflegerin Wanda (Agnieszka Grochowska) kommen sich näher, als es Josefs Frau lieb ist. (Bild: X Verleih / Zodiac Pic. Ltd 2020)

Lamb

In Cannes wurde "Lamb" 2021 mit dem Preis für Originalität ausgezeichnet. Man kann die Entscheidung der Jury durchaus nachvollziehen, erzählt der Film des Isländers Valdimar Jóhannsson doch eine wahrlich ungewöhnliche Geschichte. Im Zentrum des mysteriösen Dramas stehen Maria (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Snær Guðnason), ein kinderloses Ehepaar, das in der Abgeschiedenheit der isländischen Wildnis Schafe züchtet. Eines Tages bringt eines der Tiere einen besonderen Nachwuchs auf die Welt: ein Mischwesen mit dem Körper eines Menschen und dem Kopf eines Lamms.

Überraschenderweise nehmen Maria und Ingvar das Neugeborene bei sich auf, ziehen es wie ein eigenes Kind groß und nennen es Ada - ein Name, den einst Marias verstorbene Tochter trug. Doch das Glück der ungewöhnlichen Patchwork-Familie ist bedroht. Denn Adas tierische Mutter will ihr Kleines zurück. Vor allem aber ist da noch ein anderes Wesen, irgendwo aus den Tiefen der Natur, das das Leben von Ada und ihren Eltern in Gefahr bringt ...

Für Island soll "Lamb" im März den Oscar für den besten internationalen Film holen. Ob die Academy-Mitglieder für einen derart skurrilen Film dieselbe Begeisterung teilen werden wie die Jury in Cannes, bleibt abzuwarten. Für Regisseur Jóhannsson jedenfalls ist sein Film weniger ein Horror-Märchen als vielmehr "ein visuelles Gedicht über einen Verlust, der derart schmerzlich ist, dass man alles tun würde, um das Glück und die Lebensfreude zurückzugewinnen".

Maria (Noomi Rapace) tut alles, um Ada zu beschützen. (Bild: Koch Films)
Maria (Noomi Rapace) tut alles, um Ada zu beschützen. (Bild: Koch Films)