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Wahl zum Sport-Stipendiat 2020: Annabel Breuer

Ab sofort kann unter www.sportstipendiat.de der Sport-Stipendiat des Jahres 2020 gewählt werden.

Mit der Auszeichnung ehren die Deutsche Sporthilfe und die Deutsche Bank in Kooperation mit SPORT1 auch in diesem Jahr wieder einen Athleten, dem die Kombination aus Spitzensport und Studium in besonderer Art und Weise gelingt. Fünf Top-Sportlerinnen und -Sportler stehen bis zum 2. August 2020 zur Wahl:

  • Leonie Beck, WM-Dritte 2019 im Freiwasserschwimmen und Masterstudentin Medienkommunikation

  • Annabel Breuer, Paralympicssiegerin sowie EM-Dritte 2019 im Rollstuhlbasketball und Psychologiestudentin

  • Cécile Pieper, EM-Zweite 2019 im Hockey und Psychologiestudentin

  • Jonathan Rommelmann, Europameister sowie WM-Dritter 2019 im Leichtgewichts-Rudern und Student der Humanmedizin

  • Julius Thole, WM-Zweiter 2019 im Beachvolleyball und Student der Rechtswissenschaften

Im zweiten Teil unserer Interviewserie stellen wir Ihnen Annabel Breuer vor. Die Rollstuhlbasketballerin gewann schon zwei paralympische Medaillen, auf eine mögliche dritte in Tokio muss sie nun ein Jahr länger warten. Bis dahin will die 27-Jährige ihr Psychologie-Studium weitervoranbringen und im Herbst 2021 – idealerweise Edelmetall-dekoriert – ihren Master in Gießen abschließen.

Deutsche Sporthilfe: Annabel, ursprünglich hätten für Dich in diesem Sommer Deine bereits dritten Paralympics angestanden – jetzt musst Du darauf noch zwölf Monate warten. Wie gehst Du damit um?

Breuer: Stimmt, wahrscheinlich wäre ich gerade mit der Nationalmannschaft in einem Trainingslager im Ausland und hätte in diesem Sommersemester deutlich weniger für die Uni getan. Mein Studienplan wird durch Corona etwas über den Haufen geworfen. Glück im Unglück war, dass die Paralympics gerade noch rechtzeitig vor Semesterstart verschoben wurden und ich mich für ein paar Kurse mehr anmelden konnte. Eigentlich hätte ich jetzt auch Zeit für mein achtwöchiges Pflichtpraktikum, aber wegen Corona gibt es dafür leider gerade keine Stellen.

Deutsche Sporthilfe: Durch die Coronakrise wurden Du und Deine Teamkolleginnen quasi über Nacht zum Nichtstun verdammt. Was macht das mit einer Leistungssportlerin?

Breuer: Das war schon hart. Ich habe mir Sorgen um meine Fitness gemacht und im Homeoffice sportartspezifisch zu trainieren, ist bei uns Rollstuhlbasketballern auch nur schwer möglich. Einen Basketball hatte ich jetzt übrigens auch schon länger nicht mehr in den Händen.

Deutsche Sporthilfe: Du studierst im Master Psychologie. Hast Du in dieser besonderen Situation Inhalte aus dem Studium im „echten Leben“ wiedergefunden?

Breuer: Tatsächlich habe ich festgestellt, dass Basketball und Sport allgemein für mich wichtige Komponenten sind, wenn es mal an der Uni oder sonst wo nicht so gut läuft – in der Psychologie spricht man da von einem Resilienz-Faktor. Dieser Ausgleich ist natürlich nun weggefallen. Stressbewältigungsstrategien muss ich mir nun anders aneignen.

Deutsche Sporthilfe: In Deinem Bundesligaverein in Wetzlar spielst Du ausschließlich mit Männern zusammen. Wie funktioniert das für Dich?

Breuer: Eigentlich sehr gut, es herrscht auf jeden Fall weniger Zickenkrieg (lacht). Sonst werde ich aber nicht anders behandelt, nur, weil ich eine Frau bin – das ist mir auch sehr wichtig. Mit und gegen Männer zu spielen, ist für mich das beste Training, das ich mir wünschen könnte.

Deutsche Sporthilfe: Viel Freizeit bleibt da nicht. Wie wichtig ist für Dich die Unterstützung durch die Deutsche Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium?

Breuer: Freizeit habe ich in der Tat nicht wirklich viel, in der Regel komme ich abends von Uni und Training nach Hause und könnte sofort wieder ins Bett gehen. Aber ich denke, diesen Stress brauche ich auch irgendwie. Durch die Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium muss ich mir finanziell keine Sorgen machen, das ist sehr wichtig. Müsste ich parallel noch einen Nebenjob ausüben, würden Sport oder Studium oder sogar beides darunter leiden.

Deutsche Sporthilfe: Deine Karriere begonnen hast Du als Rollstuhlfechterin, wurdest in dieser Sportart 2009 sogar von der Sporthilfe als „Juniorsportlerin des Jahres“ ausgezeichnet. Wie kam der Wechsel zum Basketball zustande?

Breuer: Für einige Jahre habe ich Rollstuhlbasketball und -fechten parallel betrieben, aber nach und nach habe ich meine Passion für den Mannschaftssport entwickelt. Mit einem Team zu reisen, gemeinsam zu gewinnen und auch mal zu verlieren, gibt mir persönlich mehr als der doch sehr individuelle Fechtsport.

Steckbrief

Annabel Breuer (*23. Oktober 1992 in Tübingen)
Sportart: Rollstuhlbasketball
Wohnort: Gießen
Verein: RSV Lahn-Dill
Größte Erfolge: Paralympics-Gold 2012; Paralympics-Silber 2016; WM-Silber (2010, 2014); EM-Gold, -Silber und -Bronze (2009, Fechten)
Studium: Psychologie (Master)
Universität: Justus-Liebig-Universität Gießen