Wahl Sportstipendiat:in des Jahres: Das ist Leonie Meyer

Wahl Sportstipendiat:in des Jahres: Das ist Leonie Meyer
Wahl Sportstipendiat:in des Jahres: Das ist Leonie Meyer

Jährlich zeichnet die Deutsche Sporthilfe die besten studierende Athleten Deutschlands mit dem Titel des besten deutschen Sportstipendiat/in aus.

Die Deutsche Sporthilfe und die Deutsche Bank würdigen dabei die Leistungen studierender Spitzensportler:innen. (SERVICE: Wahl Sportstipendiat:in des Jahres - so funktioniert's)

Fünf Top-Athlet:innen stehen auf www.sportstipendiat.de zur Wahl- darunter auch Leonie Meyer. (SERVICE; Das sind Kandidaten der Sport-Stipendiaten-Wahl 2021)

Die EM-Zweite gab 2016 das olympische 49er-Segeln zugunsten eines Medizinstudiums auf und wechselte zum Kitesurfen. Seitdem feststeht, dass "Formula Kite" 2024 in Paris zum olympischen Segel-Programm gehören wird, ist der Traum der 28-Jährigen von einer olympischen Medaille wieder lebendig. Daran hat sich für die angehende Ärztin nichts geändert, auch wenn sie Anfang Mai erstmals Mutter geworden ist.

"Konnte nach der Geburt nicht länger als fünf Minuten stehen"

Frage: Leonie, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt Eures Sohnes! Wie geht es Dir?

Meyer: Wir sind überglücklich mit unserem kleinen Levi. Und mir geht es jetzt wieder gut. Eigentlich denkt man als Sportler, dass man viel abkann, zumal ich in der Schwangerschaft superfit war und noch mit dem Fahrrad zur Einleitung ins Krankenhaus gefahren bin. Trotzdem konnte ich die ersten zwei Wochen nach der Geburt nicht länger als fünf Minuten stehen. Aber inzwischen geht es viel besser. Vor ein paar Tagen war ich sogar schon wieder das erste Mal auf dem Wasser, gemeinsam mit meinem Freund.

Frage: Wer hat in der Zeit auf Euer Kind aufgepasst?

Meyer: Meine Mutter war mit ihm im Tragegurt am Strand. Das war dann schon mal so, wie wir uns das überlegt hatten, wie es zukünftig auf Wettkämpfen ablaufen wird. Allerdings war ich noch nicht kiten, denn dabei erreichen wir Geschwindigkeiten von über 60km/h, und wenn man stürzt, wird man auf null abgebremst. Das Risiko wollte ich noch nicht eingehen, aber jetzt geht es wieder mit dem Training los.

Meyer über Thema Lernen

Frage: Neben Baby und Spitzensport kommt auch noch das Medizinstudium dazu, das Du bislang in Regelstudienzeit absolviert hast. Wie funktioniert das?

Meyer: Für mich steht im Oktober das zweite Staatsexamen an. Jetzt heißt es "nur" noch lernen, lernen, lernen. Beziehungsweise stillen, wickeln, lernen und trainieren. (lacht) Nein, im Ernst: Es gibt für das Examen entsprechende Lernpläne, acht Stunden am Tag, 100 Tage am Stück. Um Zeit für Baby und Sport zu haben, habe ich entsprechend früher damit angefangen. Meine letzte Präsenz-Veranstaltung an der Uni hatte ich vor wenigen Tagen, alle vorgeschriebenen Praktika habe ich bereits vorgezogen, ich kann mir meine Zeit also frei einteilen. Zudem sind wir durch unseren Van ortsunabhängig. Dort geht alles rein, was man zum Kiten benötigt und auch die Baby-Sachen haben noch genügend Platz. Schon in den letzten Jahren habe ich so auf mein erstes Staatsexamen hin gelernt: Am Strand geparkt, morgens und abends gelernt und zwischendrin auf dem Wasser trainiert.

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Frage: Stichwort Präsenzveranstaltungen: Wie hat sich das in den vorausgegangenen Semestern mit Training und Wettkampfreisen kombinieren lassen?

Meyer: Von der Uni in Kiel liegt unser Trainings-Spot nur 20 Minuten entfernt, besser geht es kaum. Nur im Winter bei 2° Celsius ist es dort nicht ganz so spaßig, da wäre ich dann lieber in Neuseeland. Allerdings saß ich dort zu Anfang der Pandemie im letzten Jahr dann fest und kam erst vier Wochen später durch eine Rückholaktion der Bundesregierung nach Hause. Aber was die Freistellung für Wettkämpfe anbelangt: Das war tatsächlich teilweise ein Problem. Wir Kitesportler hatten bis Ende 2020 noch keinen Kaderstatus, da der olympische Vierjahreszyklus erst mit diesem Jahr begonnen hat. Dadurch war es manchmal nicht so einfach, an der Uni freizubekommen. Mein Glück war, dass die großen Wettkämpfe meistens in den Semesterferien stattgefunden haben.

Deutschland als "ziemlich einzige Nation" ohne festen Trainer

Frage: Der fehlende Kaderstatus hatte bislang auch zur Folge, dass ihr als Kitesportler:innen keinen festen Bundestrainer oder -trainerin habt.

Meyer: Wir sind so ziemlich die einzige Nation, die keinen festen Trainer hat. Da wurde sich leider nicht rechtzeitig drum gekümmert, was jetzt ein extremer Nachteil gegenüber anderen Nationen ist. England, Polen oder Frankreich sind uns da um Jahre voraus. Nur bei den Europameisterschaften im letzten Jahr haben wir vom Verband eine wahre Koryphäe im Segelsport an unsere Seite gestellt bekommen. Die Silbermedaille war deshalb umso wertvoller.

Frage: Wie sieht ansonsten die Unterstützung aus?

Meyer: Durch den neuen Kaderstatus können wir die Sporthilfe-Förderung und auch das Deutsche Bank Sport-Stipendium erhalten. Ohne diese Unterstützung müsste ich als Kite-Lehrerin arbeiten und könnte nicht parallel zum Sport studieren. Aber so blicke ich optimistisch auf die kommende Zeit. Mein Ziel ist, bei den Olympischen Spiele 2024 mit Kind auf dem Treppchen zu stehen. Und danach mache ich dann mein Praktisches Jahr als Ärztin. (NEWS: Alles zu den Olympischen Spielen)

Steckbrief

Name: Leonie Meyer (* 3. Februar 1993 in Osnabrück)
Sportart: Kitesurfen
Wohnort: Kiel
Verein: Norddeutscher Regatta Verein
Größte Erfolge: EM-Zweite 2020 im Mixed-Team, EM-Vierte 2020 im Einzel, WM-Vierte im Team 2019
Studium: Humanmedizin
Universität: Christian-Albrechts-Universität Kiel