Warum die Protest-Trikots der dänischen Mannschaft einfarbig sind

Sporthersteller Hummel will mit dem Design der dänischen Mannschaftstrikots bei der WM in Katar ein Zeichen setzen. Kritiker*innen halten das für einen Publicity-Stunt.

Beim Spiel gegen Tunesien waren die Winkel des Trikotherstellers Hummel nicht wie sonst in Weiß auf den Schultern der Spieler zu sehen. (Foto: Getty Images)
Beim Spiel gegen Tunesien waren die Winkel des Trikotherstellers Hummel nicht wie sonst in Weiß auf den Schultern der Spieler zu sehen. (Foto: Getty Images)

Beim Spiel am Dienstag lief die dänische Fußballnationalmannschaft der Herren gewohnt in roten Trikots auf, um gegen Tunesien anzutreten. Neu war dabei allerdings: Das Markenlogo des dänischen Herstellers Hummel prangte nicht wie gewohnt in Weiß auf den Schultern der Spieler, sondern im selben Rot wie der Rest des Trikots.

Hummel verzichtet aus Protest auf Sichtbarkeit

Durch diese subtile Veränderung möchte die Sportmarke Hummel laut eigener Aussage seine Protesthaltung zur Menschenrechtssituation im Austragungsland Katar zum Ausdruck bringen. "Wir möchten nicht während eines Turniers sichtbar sein, für das Tausende ihr Leben lassen mussten", so Hummels Statement bei der Vorstellung des neuen Designs auf Instagram.

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Die dritte Trikotvariation des Teams sei außerdem bewusst in Schwarz gehalten, um ein Zeichen der Trauer zu setzen, so Hummel weiter. Zusätzlich sei das Design inspiriert von den Trikots der siegreichen Dänenmannschaft bei der EM 1992.

Obwohl laut Hummel das Design in seiner Funktion klar mit der dänischen Fußballvereinigung DBU abgesprochen worden sei, ließ die in ihrem Statement zu den neuen Dressen nichts Derartiges verlauten.

"Tausende Tote" in Katar in falschem Kontext genannt

Mit seiner Aussage über Tausende Tote bezieht sich Hummel auf einen Artikel des Guardian, der laut Washington Post die gesamten Todeszahlen migrantischer Arbeitskräfte seit der WM-Vergabe an Katar nannte, ohne dass zwingend ein Zusammenhang mit dem Fußballgroßereignis bestanden haben muss. Die Zahl wurde lange Zeit fälschlicherweise in direkten Zusammenhang mit den Arbeiten an der Infrastruktur für die Weltmeisterschaft gesetzt.

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Ob die nachträgliche Klarstellung allerdings Katar zu einem menschenfreundlicheren Ort für unterbezahlte Arbeiter*innen aus Ländern wie Indien, Bangladesch oder Nepal macht, sei dahingestellt. An der Lage für Homosexuelle und Frauen im Land ändert dies natürlich auch nichts.

Hummel-Statement nur ein Publicity-Stunt?

Kritiker*innen werfen Hummel allerdings vor, lediglich performativen Aktivismus ohne echte Konsequenzen zu betreiben. Schließlich hat die Sportmarke weder ihre Rolle als Ausstatter der Mannschaft niedergelegt, noch tatsächlich auf das Anbringen des Logos verzichtet. Außerdem werden die Trikots in China gefertigt, einem Land, das auch nicht gerade für seine arbeiter*innenfreundliche Politik bekannt ist.

Hummel hält dagegen, dass das Unternehmen an eine Veränderung der Welt durch Sport glaube und ein Prozent der Einnahmen am Trikotverkauf an Amnesty International gespendet würden.

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