Warum Kroatien das geilste Team der WM ist

Während beinahe alle Teams aus dem erweiterten Favoritenkreis eher schlecht als recht durch das Turnier stolpern, lieferte Kroatien am Donnerstagabend eine absolute Gala gegen Argentinien und fuhr seinen zweiten souveränen Sieg ein. Das Team von Zlatko Dalic ist definitiv die heißeste Truppe des Turniers. Der Titel ist unter diesen Umständen mehr als Träumerei.

Luka Modric war der überragende Mann bei Kroatiens Sieg gegen Argentinien.
Luka Modric war der überragende Mann bei Kroatiens Sieg gegen Argentinien.

Am ersten Spieltag gewannen die Kroaten gegen Nigeria. Und zeigten dabei eine Eigenschaft, die man von den vermeintlich Großen dieser WM bislang sehnlichst vermisst hatte: Souveränität! Im Gegensatz zu den offensichtlichen Favoriten auf den Pokal, die sich bei ihren ersten Auftritten unerwartet schwer taten (Frankreich, England), nicht einmal gewinnen konnten (Argentinien, Deutschland, Brasilien) oder dankbare Gegner hatten (Belgien), brachten die Kroaten ihre PS auf die Straße.

Gegen das hochgehandelte Nigeria war der 2:0-Sieg beileibe keine fußballerisches Feuerwerk, aber er war eben kaltschnäuzig und nie gefährdet.

Kroatien demütigt Argentinien! Die Yahoo Sport-Analyse

Mit der Galavorstellung gegen Argentinien hat sich Kroatien aus dem Dickicht an Geheimfavoriten auf die Liste der heißesten Favoriten gespielt. 3:0 hieß es am Ende gegen Lionel Messi und Co. “Wir haben ein perfektes Spiel gemacht”, frohlockte Kapitän und Mann des Spiels Luka Modric nach Abpfiff.

Teamwork, Taktik, Coach – deshalb ist Kroatien so gut

Es gibt einfach Gründe, warum die Kroaten dermaßen on fire sind. Der offensichtlichste: Die Ansammlung herausragender Einzelspieler funktioniert als Team. In einem System, das ihre Stärken fördert. Andere Teams, hier müssen neben Argentinien auch die Franzosen als negatives Beispiel herhalten, sind eine recht wirr umherlaufende Ansammlung von Einzelkönnern. Kroatien ist eine brutale Maschine. Ohne Superstar-Kult, ohne Vertrauen auf einen einzelnen Spieler. Eine Mannschaft!

Und vor allem: Ein Team mit Matchplan. Coach Dalic hat einen Plan, der Sieg gegen Argentinien war wohl das erste Spiel der WM, in dem die Taktik entscheidend zum Gewinn eines Spieles beigetragen hat: ein beinahe meisterhaftes Pressingverhalten, Argentiniens Stürmer Agüero wurde isoliert, die gegnerischen Angreifer gnadenlos gedoppelt, das Zentrum war dicht und Messi und Meza, Argentiniens Männer hinter der Spitze, wurde ins Niemandsland auf den Flügeln getrieben.

Modric zum K.o.-Runden-Einzug: “War unser Ziel. Unser erstes!”

“Der Zusammenhalt von Anfang an”, war es laut Modric, der den Ausschlag gab für diese denkwürdige Nacht. “Wir haben ihnen nicht viel Raum gegeben.” Quasi keine Räume hatten sie, die Argentinier. Eine gute Chance aus dem Spiel, eine dank eines Abwehrfehlers. Ansonsten? Fehlanzeige! Argentiniens Überoffensive? Abgemeldet! Stattdessen: Rebic mit einem Volleytor, Modric mit einem Distanzhammer, Rakitic mit einem demütigenden Tor nach einem Konter.

Nimmt man den Kader der Kroaten, ihre Form, ihre Stärken, und dann noch die Vorstellungen der offensichtlichen Favoriten, dann darf man bei den Karierten langsam aber sicher das “Geheim” vor dem Wort “Favoriten” streichen. “Ein toller Abend für uns. Wir sind in der nächsten Runde, das war unser Ziel”, sagte Modric.

Und dann schob er hinterher: “Unser erstes Ziel!”