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Equal Pay? Watzke stellt Bedingungen

Die Fußball-EM der Frauen ist am Sonntag mit einem Spektakel zu Ende gegangenen.

Im ausverkauften Wembleystadion gewannen die Engländerinnen in einem dramatischen Spiel nach Verlängerung mit 2:1 und krönten damit eine EM, die neue Maßstäbe gesetzt hat.

Aber was wird bleiben von diesem großen Event? Für Hans-Joachim Watzke ist das die entscheidende Frage bei der Bewertung der Zukunftschancen des Frauenfußballs.

„Man muss jetzt abwarten, ob wir beim Interesse mittelfristig über die Eventisierung hinauskommen. Der entscheidende Schritt wäre für mich getan, sobald die Bundesliga in Sachen Zuschauerzuspruch partizipiert“, sagte der DFL-Aufsichtsratschef und BVB-Geschäftsführer im kicker.

Watzke über Frauen-EM: „Turniere sind schön und wichtig“

Turniere seien schön und wichtig, „doch sie sollten im Optimalfall auf den sportlichen Alltag abstrahlen“, sagte Watzke weiter.

Erst wenn der Frauenfußball insgesamt mehr Erlöse generiere, könnten die Frauen auch so gut wie die Männer bezahlt werden, betonte der 63-Jährige und nahm damit Bezug auf eine entsprechende Forderung von Bundeskanzler Olaf Scholz: „Es ist doch völlig klar, dass Equal Pay das Ziel ist. Aber bei Equal Revenues, also gleichen Erlösen.“

Eine finanzielle Unterstützung des Frauenfußballs aus fremden Mitteln schloss Watzke aus. „Wir wollen nicht subventionieren, sondern die Prämien sollen aus den eigenen Erlösen bezahlt werden. Das ist nun mal so im Leben“, sagt er.

Watzke äußerte sich als Geschäftsführer von Borussia Dortmund auch zu Themen der Bundesliga.

Nach den Abgängen von Erling Haaland und Robert Lewandowski stehe die Liga vor einer großen Herausforderung, so Watzke.

Watzke bedankte sich bei Lewandowski

Auch wenn Lewandowski in den vergangenen acht Jahren seine vielen Tore für Dortmunds großen Rivalen FC Bayern erzielte, zollte Watzke dem Polen ein großes Lob. „Bei Robert Lewandowski habe ich mich übrigens persönlich bedankt, weil er die Bundesliga in den vergangenen zwölf Jahren sehr, sehr gut repräsentiert hat“, sagte er.

Die Abschaffung der 50+1-Regel bleibt für ihn indes ein Tabu. Der Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) stellt sich damit gegen Vorstandschef Oliver Kahn vom deutschen Rekordmeister Bayern München, der die Bundesliga im Ringen um mehr Attraktivität und Wettbewerb für Investoren öffnen würde.

Watzke bezeichnete dies als „nicht nachvollziehbar“ und „nicht stringent“. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Demokratische Mitbestimmung, wie sie in Vereinen seit Hunderten von Jahren praktiziert werde, „ist so tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, dass eine Abschaffung tiefe Verwerfungen auslösen würde“, sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund: „Zum anderen würde es für den Fan viel teurer, das will ich nicht. Fußball ist in Deutschland Gott sei Dank noch Gesellschaftskitt.

Drittens habe ihm noch niemand widerlegen können, dass „ein 50+1-Klub genauso erfolgreich sein kann. Auch wenn manche Leute darüber lachen, wenn ich Real Madrid einen 50+1-Klub nenne.“

Watzke: Da hat die Bundesliga Nachholdbedarf

Watzke forderte die deutschen Klubs zudem auf, die Komfortzone zu verlassen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. "In Deutschland wird es auf Dauer nicht funktionieren, wenn wir es uns zu schnell gemütlich machen", sagte Watzke: "Nicht in der Wirtschaft. Nicht im täglichen Leben. Und auch im Fußball nicht. Dagegen müssen wir ankämpfen."

Ein wichtiges Thema sei die Auslandsvermarktung. Da habe die Liga „ehrlicherweise noch gar nicht richtig angefangen, unser Potenzial richtig auszuschöpfen“, so der 63-Jährige. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)

„Wenn wir nachhaltig und in einem nennenswerten Umfang unsere Auslandserlöse erhöhen wollen, dann kommen wir nicht darum herum, Präsenz zu zeigen.“ Ab der kommenden Saison müsste jeder Bundesligist und zahlreiche Zweitligisten „raus in die Kernmärkte gehen“. Diese sind für Watzke „die USA, Asien, irgendwann vielleicht auch mal Australien“.

BVB-Boss: Dafür kann man Bayern nur loben

Als Vorbild nannte der BVB-Boss den FC Liverpool.

„Jürgen Klopp setzt sich mit seinem Team 23 Stunden in den Flieger. Das ist der Weg. Auch wir als Borussia Dortmund werden wieder auf Tour gehen in Zukunft. So wie jetzt die Münchner, wofür man sie nur loben kann.“

Der FC Bayern war im Sommer auf einer USA-Reise. „Man kann sich zu Zeiten der Globalisierung nicht national abschotten“, sagte Watzke, zumal der wirtschaftliche Wettbewerbsnachteil gegenüber den Staats- und Oligarchenklubs, speziell der Premier League, infolge der Corona-Pandemie noch einmal größer geworden sei.

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