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Watzkes Sinneswandel

Watzkes Sinneswandel

„Jetzt muss ich mal eine Lanze für die Werksklubs brechen.“ Diesen Satz hätte man womöglich von so manchen Fußball-Funktionären erwarten können - von Hans-Joachim Watzke aber nun wirklich nicht. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Gesagt hat ihn aber tatsächlich Watzke im Stahlwerk Doppelpass auf SPORT1. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund tat dann auch genau das, was er ankündigte:

„Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen gehen alle seriös mit den wirtschaftlichen Gegebenheiten um. In der Bundesliga gibt es aktuell keinen Klub, wo ich sagen würde, der ist wirtschaftlich völlig autark. Das Konstrukt Leipzig sehe ich nach wie vor nicht kritikfrei, der Bundesliga tun sie trotzdem gut.“

Watzke übt lautstarke Kritik an Leipzig

RB Leipzig tut also der Bundesliga gut. Sportlich ist diese Meinung wohl schon seit einigen Jahren naheliegend. Teilweise begeisternden und erfrischenden Fußball liefern die Leipziger seit dem Aufstieg im Jahr 2016. In der vergangenen Saison wurden die Sachsen zum zweiten Mal Vizemeister.

In Sachen Tradition bietet der 2009 gegründete Klub allerdings Angriffsfläche. Und auch das System hinter dem Verein kann hinterfragt werden. Watzke hatte in der Vergangenheit immer wieder in diese beiden Richtungen Kritik geübt. Und zwar lautstark.

„Bei Rasenballsport, wie sie ja tatsächlich heißen, haben wir das erste Mal - auch im Gegenteil zu Hoffenheim oder Wolfsburg - den Fall, dass da nichts, aber auch gar nichts historisch gewachsen ist“, hatte Watzke im Aufstiegsjahr der Leipziger der Sport Bild gesagt. „Da wird Fußball gespielt, um eine Getränkedose zu performen“, legte er nach, wobei er mit „performen“ wahrscheinlich „promoten“ meinte.

RB-Fans wenden sich mit offenem Brief an Watzke

In der Folge hatte sich Watzke immer wieder abfällig über RB geäußert. Als es in Dortmund dann 2017 zu Ausschreitungen kam, als Leipzig zum Spitzenspiel zu Gast war, da stand der langjährige Funktionär im Mittelpunkt.

Von einer Mitschuld an der Eskalation war in so manchen Kreisen die Rede. RB-Fans hatten sich sogar mit einem offenen Brief bei dem heute 62-Jährigen gemeldet.

„Sie stehen persönlich zumindest moralisch für Gewalt- und Hassexzesse Ihrer Anhänger gegenüber den RB-Leipzig-Fans. Sie schüren öffentlich Hass in Bezug zu RB Leipzig, in Ihrem respektlosen Verhalten gegenüber der Führung und Anhänger von RB Leipzig“, war in diesem zu lesen: „Sie persönlich sind verantwortlich für den Hass, der uns entgegenschlug! Sie persönlich schüren unter den Fußballanhängern nicht nur Rivalität und Abneigung, sondern Gewaltpotenzial.“

Watzkes Ton in Richtung Leipzig wurde in der Folge leiser. Im Mai 2021 erklärte der Diplom-Kaufmann in der Bild sogar das Ende der Fehde: „Ideologische Grabenkämpfe liegen hinter uns.“

Watzke über Werksklubs: „Da kollabiert das System“

Doch Watzke machte nie ein Geheimnis daraus, dass er nicht viel von dem Konstrukt eines Werksklubs hält. „Wir können nicht noch drei Mannschaften gebrauchen, die vor 25.000 Zuschauern spielen und auswärts nur 500 Zuschauer mitbringen. Da kollabiert das System, da ist es vorbei mit der Roadshow im Ausland“, sagte er im Jahr 2013 stellvertretend für seine Meinung in einer Podiumsdiskussion des Sport Business Summit.

Doch Leipzig scheint Watzke dann doch in gewisser Weise beeindruckt zu haben. RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff verwies nach einer neuerlichen Kritik aus Dortmund auf ein persönliches Treffen mit dem BVB-Boss, in dem sich dieser „sehr positiv unseren Fans und uns gegenüber“ geäußert habe.

„Unabhängig davon tut es uns aber leid, dass Red Bull dem BVB ein wenig Aufmerksamkeit genommen hat. Herr Watzke weiß, dass RB Leipzig als Verein von einem Großteil der Öffentlichkeit als eine absolute Bereicherung für die Bundesliga angesehen wird“, setzte Mintzlaff in der Bild nach.

Und tatsächlich scheint auch Watzke die Sachsen mittlerweile ähnlich einzuschätzen. Der jüngste Kuschelkurs kommt dann aber doch überraschend. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser fortsetzt.

Am 6. November empfängt der BVB den Vizemeister aus Leipzig. In den letzten Jahren flog im Vorlauf des Duells der eine oder andere Giftpfeil von Dortmund nach Sachsen. Diese Zeiten könnten der Vergangenheit angehören. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

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