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Protest-Brennpunkt NFL: Bemerkenswerte Wende des Bosses

Als Colin Kaepernick das Rassismus-Problem mit seinem Hymnen-Protest auf die NFL-Bühne hob, war er sein Gegenspieler. Im Angesicht der noch größeren gesellschaftlichen Spannungen nach dem Tod von George Floyd legt der NFL-Commissioner nun eine Kehrtwende hin.

Roger Goodell hat den bisherigen Umgang der Liga mit den Spielerprotesten gegen Rassismus und Polizeigewalt als falsch bezeichnet: "Wir, die NFL, geben zu, dass wir in der Vergangenheit falsch gelegen haben. Wir haben unseren Spielern nicht zugehört und haben sie nicht ermutigt, sich zu äußern und friedlich zu protestieren", sagte er in einer Videobotschaft, die über die sozialen Medien verbreitet wurde.

Am Donnerstag hatten viele prominente Spieler, darunter Super-Bowl-Gewinner Patrick Mahomes, die NFL aufgefordert, endlich klar Stellung zu beziehen, Rassismus zu verurteilen und die Proteste zu unterstützen. Der Tod des Schwarzen George Floyd nach einer Festnahme in Minneapolis hat in den USA eine Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst, der sich zahllose US-Sportler angeschlossen haben, unter ihnen Kaepernick.

Goodell folgte Trumps Ansagen

Goodell war früher für seinen Umgang mit Spielerprotesten kritisiert worden. 2016 war der frühere Quarterback Colin Kaepernick während der Nationalhymne, die vor jedem Spiel ertönt, auf die Knie gegangen und hatte so gegen den alltäglichen Rassismus protestiert.

Damals war Goodell noch US-Präsident Donald Trump gefolgt, der nach wie vor fordert, dass die Spieler während der Hymne stehen sollten und geriet mit seiner Position zwischen die Stühle: Auch Trump arbeitete sich immer wieder an Goodell ab und forderte mehrfach noch mehr Härte von ihm gegen protestierende Spieler.

"Es ist eine schwere Zeit für unser Land, speziell für die schwarzen Menschen in unserem Land. Wir, die NFL, verurteilen den Rassismus und die systematische Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung", so Goodell. "Ich persönlich protestiere mit euch und möchte Teil des dringend nötigen Wandels in unserem Land sein", so der 61-Jährige.

Die NFL kämpft schon lange gegen Rassismusvorwürfe, Goodell steckt bei dem Thema im Dilemma: Viele der reichen - und zumeist weißen - Teameigentümer unterstützen US-Präsident Trump, der sich nun wieder gegen die Protestbewegung gestellt hat.