Weißflog: Darum brechen die DSV-Adler den Hannawald-Bann

Weißflog: Darum brechen die DSV-Adler den Hannawald-Bann

Alle Jahre wieder die gleiche Frage: Schafft es diesmal ein deutscher Skispringer, die Vierschanzentournee zu gewinnen? (Qualifikation für 1. Springen in Oberstdorf, Mo. ab 16.30 Uhr im LIVETICKER)

18-mal musste diese Frage nun schon vereint werden, nachdem Sven Hannawald 2002 als bislang letzter DSV-Adler die prestigeträchtige Tournee gewonnen hat.

DAZN gratis testen und Sport-Highlights live & auf Abruf erleben | ANZEIGE

Immer wieder hatte es im Vorfeld Grund zum Optimismus gegeben: ob bei Richard Freitag, Severin Freund oder Andreas Wellinger - der große Coup gelang jedoch nie.

Auch in diesem Winter haben die deutschen Weitenjäger mit Markus Eisenbichler zumindest ein heißes Eisen im Feuer. Der Gesamt-Zweite von vor zwei Jahren belegt derzeit auch im Gesamtweltcup den zweiten Rang. (Skispringen: Stand im Gesamtweltcup)

Weißflog: Eisenbichler hat Fehler abgestellt

Für Jens Weißflog gehört "Eisei", wie ihn seine Fans rufen, auch deshalb zu den Favoriten, weil er zuletzt eine Schwachstelle behoben hat.

"Den technischen Fehler, den er in den letzten Jahren beim Absprung hatte, hat er jetzt eliminiert", sagt die deutsche Skisprung-Legende bei SPORT1. "Die Luftfahrt ist stabiler geworden, weil er den Fehler aus dem Absprung heraus verringert hat. Im Flug muss er nicht viel korrigieren." (Weltcup-Kalender im Skispringen)

Dazu kommt bei Eisenbichler, dass er sich kurz vor dem alljährlichen Highlight in absoluter Top-Form befindet. Bei der Generalprobe am vergangenen Wochenende in Engelberg belegte der Weltmeister von 2019 den zweiten und den vierten Platz.

Eisenbichler will "vorne mitstreiten"

"Ich mag die vier Schanzen alle sehr", blickt der 29-jährige bereits auf die Stationen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen voraus: "Wenn ich weiter so springe und vielleicht das Niveau noch ein wenig hebe, dann kann ich da vorne mitstreiten."

Sein Selbstbewusstsein lässt sich Eisenbichler auch dadurch nicht nehmen, dass der Norweger Halvor Egner Granerud derzeit so gut wie unschlagbar erscheint: "Ich lasse mich nicht verrückt machen, nur weil der jetzt fünfmal in Folge gewonnen hat. Ich schaue nur auf mich, alles andere bringt nichts", sagt er.

"Granerud kann man nicht wegdiskutieren. Aber auch in den letzten Jahren ist es oft so gewesen, dass der Führende bis zur Tournee es dann nicht immer geworden ist", meint auch Weißflog: "Plötzlich stand dann ein ganz anderer oben auf dem Treppchen."

Dass der diesmal Eisenbichler heißen könnte, kann sich auch der viermalige Tournee-Gesamtsieger aus Oberwiesenthal gut vorstellen. Denn für den Deutschen könne die Tatsache, dass die Tournee in diesem Jahr pandemiebedingt ohne Zuschauer ausgetragen werden muss, ein Vorteil sein.

"Es ist zwar nicht schön vor leeren Rängen zu springen, aber die Zuschauer bringen ja auch manchmal Druck mit", weiß Weißflog - und mit diesem Druck konnten die Deutschen zuletzt nur sehr selten umgehen.

Ohne Zuschauer könne man die Konzentration auf das Wesentliche steigern, erklärt der heute 56-Jährige. "Es kann durchaus für jemanden, der als Mitfavorit wie Eisenbichler an den Start geht, ein Aspekt sein, der positiv wirken kann."

Geiger-Start zum Auftakt geklärt

Corona kann aber auch die Hoffnungen auf den Gesamtsieg gehörig beeinträchtigen. Das musste zuletzt Karl Geiger erfahren, der zweite große deutsche Hoffnungsträger.

Nach dem Triumph bei der Skiflug-WM in Planica und der Geburt seines ersten Kindes folgte die harte Landung: Ein Corona-Test brachte einen positiven Befund, seit dem 15. Dezember befand sich Geiger in Quarantäne. Erst am Sonntag nach Weihnachten kam die Entwarnung durch das zuständige Gesundheitsamt.

Geiger, der keine Symptome zeigte und seit ein paar Tagen auch in seiner Isolation trainiert hatte, darf also starten am Montag bei der Qualifikation für das Auftaktspringen vor seiner Haustür in Oberstdorf.

Weißflog: Geiger gehört zu Mitfavoriten

Weißflog will Geiger denn auch keineswegs abschreiben für den ganz großen Wurf - auch wenn der der Allgäuer mit seinen 1,85 Meter für einen Skispringer eigentlich viel zu groß ist. "Bei Karl wundert es mich sowieso, was er aus seiner Größe herausholt", staunt der "Floh vom Fichtelberg".

Sollte Geiger tatsächlich zum Auftakt auf der Schattenbergschanze fit sein, gehört er für Weißflog zu den Mitfavoriten.

Die meisten anderen DSV-Adler - darunter auch die ehemaligen Siegspringer Freund, Freitag und Wellinger - dürften mit dem Ausgang der Tournee indes nichts zu tun haben. Bei Freitag und Wellinger muss gar bezweifelt werden, ob sie es überhaupt in Aufgebot schaffen.

Für eine Überraschung könnte aber ein anderer sorgen: Pius Paschke belegte in Engelberg die Plätze fünf und sechs - und tritt immerhin als Sechster des Gesamtweltcups beim Auftakt der Tournee in Oberstdorf an.