Werbung bei der Hymne: DAZN vermasselt emotionales Eintracht-Gedenken

Das werden die Fans von Eintracht Frankfurt DAZN wohl nicht so schnell verzeihen. Dem Streamingsender unterliefen während eines besonders emotionalen Spiels gleich zwei dicke Patzer.

Die Mannschaften von Frankfurt und Bochum gedenken vor ihrer Partie der verstorbenen Eintracht-Legende Jürgen Grabowski.
Die Mannschaften von Frankfurt und Bochum gedenken vor ihrer Bundesligapartie der verstorbenen Eintracht-Legende Jürgen Grabowski. (Bild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Es gibt Spieler, die haben in der Historie ihres Vereins und den Herzen der Anhänger einen ganz besonderen Platz. Bei Eintracht Frankfurt war einer dieser ganz besonderen Spieler ohne jeden Zweifel Jürgen Grabowski. Doch ausgerechnet beim ersten Spiel nach seinem Tod patzte der übertragende Sender DAZN gleich doppelt.

Eintracht Legende Grabowski

Für die Hessen lief der Spielmacher von 1965 bis 1980 insgesamt 441 mal auf, dabei erzielte er 109 Tore und wurde zweimal DFB-Pokal- und einmal Uefa-Pokal-Sieger. Auch in der Nationalmannschaft zeigte er starke Leistungen, obwohl er dort neben Günter Netzer und Wolfgang Overath oft auf die rechte Außenbahn ausweichen musste. 44 mal stand er in der Nationalelf, 1972 holte er den EM-Titel. Sein letztes Spiel fand ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag statt. Es war der Finalsieg gegen die Niederlande bei der Heim-WM 1974. Am vergangenen Donnerstag war Grabowski im Alter von 77 Jahren in einem Krankenhaus in Wiesbaden verstorben. Natürlich war das erste Bundesligaspiel danach ein ganz besonderes für Eintracht Frankfurt. Auf dem Anzeigewürfel wurde ein Porträt des Spielers mit seinen Lebensdaten gezeigt. Und vor dem Anpfiff sollte es einen besonderen Moment des Gedenkens geben.

Im emotionalsten Moment weggeschaltet

Vor der Partie gegen den VfL Bochum sollte vor dem Anpfiff die Vereinshymne im Stadion gesungen werden. In ihr wird Grabowski mehrfach erwähnt. Der Text lief über die Werbebanden im ehemaligen Waldstadion. In Erinnerung an die großen Triumphe heißt es in dem Lied: "Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehn, mit dem Jürgen, mit dem Jürgen." Und weiter: "Sie spielte so gut und sie spielte so schön, mit dem Jürgen Grabowski!" Doch genau diesen emotionalen Moment verpasste die DAZN-Redation komplett und schaltete pietätlos in eine Werbeunterbrechung. Das kam bei vielen Fans nicht gut an, die ihrem Ärger auf den sozialen Medien freien Lauf ließen.

Der Sender beeilte sich, eine Entschuldigung zu posten, und schrieb: "Tut uns total leid! Da ist uns beim Konferenz-Stream ein Fehler unterlaufen." Doch es sollte nicht der letzte Fauxpas des Nachmittags gewesen sein. Denn in der Halbzeitpause interviewte DAZN-Reporterin Ann-Sophie Kimmel Grabowskis ehemaligen Mitspieler Charly Körbel. Vielleicht beeinflusst von dem Geschehnissen zuvor sprach sie den 67-Jährigen mit "Herr Grabowski" an und sorgte bei den Eintracht-Fans vollends für Entgeisterung.

Heimsieg zu "Grabis" Ehren

Körbel überspielte den Namensdreher souverän und erinnerte sich an seinen Freund und Mitspieler, doch neue Fans dürfte DAZN zumindest in Frankfurt an diesem Spieltag nicht gefunden haben. Immerhin drehte die Eintracht das Spiel nach einem 0:1 Halbzeitstand noch und besiegte den Tabellennachbarn aus Bochum am Ende mit 2:1. Und in Frankfurt wird man sich auch ohne Hilfe des Senders an die Vereinslegende "Grabi" zu erinnern wissen. Eintracht-Präsident Peter Fischer schrieb in einem Statement, Grabowski sei "vielleicht der vollkommenste Spieler, der für die Eintracht gespielt hat." Und im Stadion hing ein großes Banner der Fans, auf dem zu lesen war: "Helden leben lange und Legenden sterben nie. Doch auferstehen werden nur Götter. Bis bald Grabi".

VIDEO: Jürgen Grabowski: Der Fußball-Weltmeister von 1974 ist tot