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Werder-Ansage: Wir müssen keinen Spieler verschenken!

Werder-Ansage: Wir müssen keinen Spieler verschenken!

Wenn Umbruch, dann aber so richtig!

“15-20 Transfers” hatte Werder Bremens Geschäftsführer nach dem Abstieg bis zum Ende des Transferfensters am 31. August angekündigt. Doch der Markt ist gerade in Corona-Zeiten kein einfacher und die Bremer plagen finanzielle Zwänge.

Transfererlöse müssen her, doch vor dem Duell gegen Fortuna Düsseldorf am Samstagabend (20:30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) steht bei Werder bislang mit Milot Rashica (für 11 Millionen Euro zu Norwich City) lediglich ein lukrativer Verkauf auf der Habenseite.

Viel Arbeit also für Baumann und Clemens Fritz, der im Klub zum Leiter Profi-Fußball aufgestiegen ist. Im Interview mit SPORT1 erklärt er vor dem Topspiel seinen neuen Aufgabenbereich und mach deutlich, dass Werder zwar Spieler verkaufen will, nicht aber zu jedem Preis.

SPORT1: Herr Fritz, Sie kommen gerade von der Spieltags-Pressekonferenz. Das ist auch eine Ihrer neuen Aufgaben in Ihrer neuen Funktion. War das ein Stück weit ungewohnt für Sie?

Clemens Fritz: Ich kenne das ja aus meiner Spielerkarriere noch, dass ich öfter mal auf Pressekonferenzen war. Sicherlich wird das jetzt ein bisschen mehr und ein bisschen regelmäßiger im wöchentlichen Rhythmus, aber da ist jetzt nicht so viel für mich, was daran ungewohnt ist. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

“Doppelpass 2. Bundesliga” mit Klaus Allofs, Oliver Kreuzer und Peter Neururer am Sonntag LIVE ab 11 Uhr im TV auf SPORT1

Ex-Profi Fritz: Das ist seine neue Rolle bei Werder Bremen

SPORT1: Sie rücken jetzt auch ein bisschen mehr in die Rolle von Geschäftsführer Frank Baumann. Wollen Sie bei Werder Bremen auch ein neues Gesicht symbolisieren, das für einen Neuanfang steht?

Fritz: Zunächst einmal rücke ich nicht in die Rolle von Frank Baumann. Wir haben einfach beschlossen, noch ein bisschen mehr Klarheit in die Arbeitsaufteilung rund um die Mannschaft zu bringen. Frank kümmert sich mehr um strategische Themen und ich mache mehr oder weniger das Alltagsgeschäft. Ich glaube, die Lösung ist für uns beide ganz gut. Aber auch für das Umfeld, für die Mannschaft und für den Trainer ist einfach eine Klarheit dar und das war auch der Anspruch, den wir hatten.

SPORT1: Sie sind jetzt noch näher an der Mannschaft dran. Welche Verantwortung kommt mit der neuen Rolle auf Sie zu?

Fritz: Ich war natürlich auch vorher schon sehr eng mit der Mannschaft und mit dem Trainerteam im Austausch. Das ist jetzt nochmal ein Stück weit mehr geworden. Ich glaube, dass es wichtig ist, auch eine gewisse Präsenz zu haben auch für die Mannschaft. Ich habe gemerkt, dass ich im vergangenen Jahr viel hin und her gesprungen bin zwischen Büro, Trainerkabine, Mannschaftskabine und Trainingsplatz. Wir wollten da jetzt ein bisschen Struktur und eine Linie reinkriegen und auch für mich ist es besser, dass ich nicht immer nur auf dem Sprung bin, sondern mir für gewisse Themen auch ein bisschen mehr Zeit nehmen kann.

SPORT1: Wann ist die Idee gereift, dass Sie mehr Verantwortung übernehmen und Frank Baumann etwas entlasten möchten?

Fritz: Wir haben da letztes Jahr schonmal drüber gesprochen, was Sinn ergibt und was nicht. Es ist nicht so, dass das kurzfristig entschieden wurde. Das war schon ein Prozess, über den wir länger gesprochen hatten. Es ging zum einen um die Klarheit, aber auch um die Entlastung für Frank, dass er sich mehr um strategische Themen kümmern kann. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

SPORT1: Wie kann man sich das Gespräch vorstellen? Kommt Frank Baumann da einfach ins Büro und sagt: “Clemens, du übernimmst das, das und das?”

Fritz: Nein, das waren im Endeffekt mehrere Gespräche und wir sind ja sowieso tagtäglich im Austausch. Wir waren auch viel unterwegs, ob im Auto oder im Zug. Wir haben da viel drüber gesprochen.

Fritz: Baumann geht der Verantwortung nicht aus dem Weg

SPORT1: Für viele Fans wirkt es so, als ob sich Baumann nach dem Abstieg wegducken würde. Vielleicht können Sie da noch etwas Licht ins Dunkle bringen…

Fritz: Nein, das ist ganz und gar nicht der Fall. Er ist ja nach wie vor auch präsent beim Training und an den Spieltagen. Er scheut sich nicht vor irgendwelchen Kameras oder davor, Interviews zu geben. Es ging allein darum, eine Klarheit im Alltagsgeschäft zu haben. Das ist uns damit gelungen. Und Frank hat etwas mehr Kapazitäten für andere Themen.

SPORT1: Es gibt ja verschiedene Bundesligavereine, die ein ähnliches Konstrukt haben. In Wolfsburg z.B. mit Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer. Diente das auch als Vorbild?

Fritz: Ich bin nicht so in der Struktur drin von Wolfsburg oder von anderen Vereinen. Es ist so, dass wir für uns versucht haben, das Bestmögliche umzusetzen. Ich kann mich da nur wiederholen: Es ging um die Klarheit. Bei Frank als Geschäftsführer laufen alle Themen zusammen und da war es für ihn ganz einfach auch wichtig, dass er auch für gewisse Themen, die auch für das gesamte Unternehmen und die Unternehmensstrategie sehr wichtig sind, wieder mehr Kapazität hat und da auch tiefer eintauchen kann.

SPORT1: Am vergangenen Samstag saßen Sie das erste Mal in ihrer neuen Rolle mit auf der Trainerbank. Wie war das?

Fritz: Das Sichtfeld war ein bisschen beeinträchtigter als in den vergangenen Jahren, wenn man das oben von der Tribüne aus sieht. Man fragt sich auch vorher, wie man selbst so auf der Bank ist, mit welchen Emotionen. Das ist auch ein Punkt, der sich finden muss. Es ist auch einfach wichtig für mich zu sehen, wie Markus und das ganze Trainerteam auf bestimmte Situationen reagieren. Ich werde aber natürlich keinen Einfluss auf taktische Dinge oder Ein- und Auswechslungen nehmen. Was ich sagen kann: Auf der Bank ist die Emotionalität schon nochmal höher als vor dem Fernseher oder auf der Tribüne.

SPORT1: Sie waren selbst Profi und haben auch mit einigen Jungs noch zusammengespielt (z.B. Michael Zetterer). Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Fritz: Ich habe mir da noch nie so wirklich Gedanken darüber gemacht. Auf der einen Seite ist das ein Vorteil, da viele Jungs mich und meine Art noch kennen und wissen, wie ich im Umgang mit ihnen bin. Ich glaube, das können sie sehr gut einschätzen und ich will ja auch für die Mannschaft da sein. Sicherlich ist es auch mal notwendig, kritischere Dinge anzusprechen, aber im Endeffekt glaube ich, dass wir alle das eine wollen. Wir wollen gemeinsam Erfolg haben und das ist das Entscheidende.

Fritz warnt: Saison wird kein Selbstläufer für Werder Bremen

SPORT1: Das Auftaktspiel gegen Hannover hat nicht die große Euphorie entfacht. Kann man sagen, dass da in Bremen eine große Chance vergeben wurde? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Fritz: Sicherlich haben wir uns alle gewünscht, mit einem Sieg in die Saison zu starten. Die Erwartungshaltung im Umfeld ist einfach enorm. Aber man hat gesehen, dass es für uns in der zweiten Liga kein Selbstläufer wird. Das wissen wir. Es wird nicht so sein, dass wir jeden Gegner aus dem Stadion schießen. Wir haben gegen eine sehr gute Hannoveraner Mannschaft gespielt, die alles reingehauen hat. Das wird uns in den nächsten Wochen und Monaten immer erwarten, dass alle Mannschaften alles reinhauen. Aber wir haben natürlich auch den Anspruch, Spiele zu gewinnen. Das ist uns nicht gelungen am Wochenende, daran arbeiten wir. Das Entscheidende ist auch, dass wir uns mit der Situation, mit dem Ist-Zustand auseinandersetzen. Wir arbeiten mit dem, was wir haben und wollen damit auch erfolgreich sein. Aber wir wissen auch, dass es für alle keine einfache Situation ist, weil wir wirtschaftliche Zwänge haben und das ein oder andere noch passieren wird. Trotzdem müssen wir im Hier und Jetzt bleiben. Ich sehe eine hohe Intensität und eine hohe Bereitschaft im Training. Die Jungs wollen und brennen und das ist das Entscheidende.

SPORT1: Wann werden wir eine Werder-Mannschaft sehen, mit der dann auch die ganze Saison geplant wird?

Fritz: Das hängt natürlich davon ab, was in den nächsten Wochen passiert. Es ist nie einfach, wenn du am letzten Spieltag absteigst. Durch die Pandemie ist der Transfermarkt jetzt auch nicht gerade wirklich in Schwung, es ist nach wie vor recht ruhig. Es gibt immer mal wieder die ein oder andere lose Anfrage und wir haben allen Spielern gesagt, wenn Angebote reinkommen, dann werden wir uns mit diesen beschäftigen und auch mit den Spielern in den Austausch gehen. Aber es ist natürlich auch klar, dass wir keine Spieler verschenken werden. Jeder Spieler hat bei uns Vertrag, da ist natürlich auch von unserer Seite aus die Erwartungshaltung da, dass jeder diese Situation, die mit Sicherheit besonders ist, annimmt. Aber klar, wir sind auch darauf bedacht, das Gerüst des Kaders so schnell wie möglich zusammenzuhaben.

SPORT1: Es müssen Transfererlöse erzielt werden. Wie groß ist der Druck da auch bei Ihnen persönlich?

Fritz: Druck ist immer da. Druck ist für uns alle da. Das ist ganz klar. Dennoch sind wie in einer Situation, in der wir keine Spieler verschenken müssen. Sicherlich ist es wirtschaftlich wichtig, Einnahmen zu erzielen, aber es ist nicht so, dass wir Spieler unter Wert verkaufen. Wir schätzen den Markt realistisch ein, wir schätzen auch die Preise realistisch ein. Da ist nichts mit Fantasien verbunden. Wir wissen, dass wir abgestiegen sind und dass wir nach wie vor in einer Pandemie sind. Da haben wir eine ganz realistische Einschätzung.

SPORT1: Wie groß ist Ihre Vorfreude?

Fritz: Die Vorfreude auf die gesamte Saison ist da. Mir wäre es sicherlich auch lieber gewesen, wenn wir in der Bundesliga spielen würden. Aber dem ist nun mal nicht so. Wir müssen die Situation annehmen und das tun wir auch. Ich freue mich auf die Saison und hoffe natürlich auch, dass wir als Mannschaft und als Verein so schnell wie möglich ein Selbstverständnis entwickeln, das wir dann auch auf dem Platz umsetzen.

So können Sie Fortuna Düsseldorf - Werder Bremen LIVE verfolgen:

TV: SPORT1

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