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Der Widerspruch von Monza

Am vergangenen Freitag startete der AC Monza in sein neues Abenteuer.

Beim 0:0 gegen den Erstliga-Absteiger SPAL Ferrara blieb der Klub von Silvio Berlusconi beim Auftakt in die Serie B noch unter den selbst gesteckten Erwartungen. Diese sind klar formuliert: Der neureiche Klub aus der Nähe Mailands will Italiens zweite Liga nur als Durchgangsstation nutzen.

Das unmissverständliche Ziel ist die Serie A - und an der Spitze des Klubs stehen zwei Männer, die bereits in der Vergangenheit mit dem AC Mailand für Furore sorgten: Silvio Berlusconi als Eigentümer und Adriano Galliani als Vorstandsvorsitzender. Zudem ist auch Silvio Berlusconis Bruder Paolo als Präsident im Boot.

Galli: "Das wäre ein historischer Coup"

"Es wäre ein historischer Coup, wenn Berlusconi und Galliani den Verein direkt von der dritten Liga in die Serie A bringen würden", sagt Filippo Galli, einstige Milan-Größe bei SPORT1.

Galli, der neben Paolo Maldini drei Mal den Europapokal der Landesmeister, bzw. die Champions League gewann, stammt selbst aus Monza und ist von der wiederbelebten Führungsriege überzeugt. "Ich glaube, dass nur mit diesen beiden Männern die Chance besteht, den Traum tatsächlich zu verwirklichen."

Allerdings muss Berlusconi, früherer Ministerpräsident Italiens, schon jetzt Abstriche bei seinen "Leitlinien" machen. Der mittlerweile 83 Jahre alte Politiker und Unternehmer wollte den Durchmarsch des Provinzklubs in die erste Liga ausschließlich mit italienischen Spielern schaffen, die "keine Tattoos, keine Bärte, keine Ohrringe tragen und anständige Frisuren haben".

Boateng fällt durch alle Vorgaben

Ein Mann fällt also durch alle Vorgaben: Kevin-Prince Boateng. Und doch ist er nun der bekannteste Neuzugang in der Vereinsgeschichte des Zweitligisten, der seit 2018 Berlusconi gehört (Berlusconis bizarres Monza-Projekt).

Am Dienstagabend, kurz nachdem er den Vertrag unterschrieben hatte, postete der Halbbruder von Jerome Boateng Fotos mit jenem Galliani bei Twitter - verbunden mit dem Zusatz: "Vielleicht die größte Herausforderung in meinem Leben, aber ich kann es kaum erwarten sie zu beginnen."

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Aber wie kommt der Verein auf die Idee, den 33-Jährigen zu holen - wenn Boateng doch in keine einzige Vorgabe passt? Immerhin ist der Neuzugang Deutsch-Ghanaer, am gesamten Körper bis zum Hals tätowiert und liebt Schmuck. Boatengs Markenzeichen ist zudem seit vielen Jahren der Bart.

Doch trotz aller Widersprüche macht der Transfer des gebürtigen Berliners Sinn - und er passt auch zum Verein.

Der Offensivmann kennt Berlusconi und Galliani bestens. Die beiden Granden des italienischen Fußballs hatten Boateng schon zweimal zuvor verpflichtet. 2010 und 2016 kauften sie den Mittelfeldspieler - damals noch als Funktionäre des AC Mailand.

Dritte Zusammenkunft von Boateng und Berlusconi

Der Neue war in seiner ersten Zeit von 2010 bis 2013 Stammspieler in der Modestadt. Boateng gewann mit Milan 2011 die Meisterschaft und wenige Wochen später den italienischen Superpokal. Berlusconi und Galliani wissen also, was sie an ihrem Spieler haben.

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Berlusconi gilt zudem als Anhänger von Boateng. 2013 als der ehemalige Schalker nach rassistischen Anfeindungen bei einem Testspiel im Milan-Trikot das Feld verließ und die Partie abgebrochen wurde, gratulierte ihm Berlusconi.

"Wenn ein Spieler vom Feld geht, weil er rassistisch beschimpft wurde, so wie es Kevin-Prince Boateng getan hat, ist es ein starkes und mutiges Signal. Es ist eine Art zu sagen: 'Bis hierhin und nicht weiter.' Das ist lobenswert."

Und Boateng ist klar, dass Berlusconis Klubs immer zu den Meisterkandidaten gehören - egal in welcher Liga. Die Berlusconi-Teams sind für Spieler eine gute Adresse.

Donati: "Es haben inzwischen einige Tattoos"

Es ist also die Chance für den Rechtsfuß, in seiner Karriere nach durchwachsenen Jahren in Frankfurt, Sassuolo, Barcelona, Florenz und Besiktas noch einmal für Furore zu sorgen.

Und das will Berlusconi ohne Frage. 17,3 Millionen Euro hat der Klub im Sommer bereits vor Boateng ausgegeben für neue Spieler und plant als Zweitliga-Aufsteiger den direkten Durchmarsch.

Dafür werden nun die Lockerungen bei dem Anforderungsprofil an die Spieler gemacht.

"Inzwischen haben einige Spieler Tattoos, sonst wäre das ja auch zu komisch", sagte Boatengs neuer Teamkollege Giulio Donati bei SPORT1. "Heutzutage hat fast jeder Fußballer eines, es ist zu schwierig gute Spieler ohne Tattoos zu finden. Das hat auch Berlusconi gemerkt."