Wiedersehen: Vidal geht auch gegen Leverkusen ans Limit

Arturo Vidal spielt vier Jahre für Bayer 04 Leverkusen. Foto: Sven Hoppe

Auf dem Platz kennt Arturo Vidal keine Freunde, auch nicht beim Wiedersehen mit alten Leverkusener Weggefährten. Ein Tor für den FC Bayern im Bundesliga-Topspiel am Samstag würde der 28 Jahre alte Chilene aus Respekt vor seinem Ex-Club zwar «nur vorsichtig bejubeln».

Ansonsten aber hat er keinerlei Zurückhaltung geplant, speziell in den Zweikämpfen. «Ganz klar nein! Auf dem Platz sind sie Gegner. Da spiele ich ganz normal», sagte Vidal, der von 2007 bis 2011 das Bayer-Trikot trug.

Bei seinem italienischen Friseur wird sich der 37 Millionen Euro teure Bayern-Neuzugang von Juventus Turin wie stets vor Spielen seine Kampf-Frisur frisch schneiden lassen. Und dann soll es auf dem Rasen zur Sache gehen. Schließlich streben beide Mannschaften einen Topstart in die Saison mit drei Siegen an. «Es ist ein spezielles Spiel für mich», sagte Vidal. Leverkusen holte ihn als 20 Jahre altes Talent nach Europa, eröffnete ihm so die Chance zur großen Karriere.

Beim rauschenden Champions-League-Einzug von Stefan Kießling und Co. gegen Lazio Rom am Mittwoch habe er sich noch «mitgefreut für Leverkusen». Beeindruckt war der TV-Zuschauer Vidal dabei vom Leverkusener Auftritt. «Das ist ein ziemlich aggressives Team. Wir werden ab der ersten Minute aufpassen müssen», warnte er.

Aggressivität zeichnet auch Vidals Spiel aus. Als Raubein aber betrachtet sich der Chilene selbst nicht: «Ich trete mit Kraft auf, aber ich gehe auf den Ball. Ich finde nicht, dass ich speziell aggressiv bin.» Und Gelbe Karten könnten im Eifer des Gefechts halt mal vorkommen, «wenn man ein bisschen ans Limit geht».

Die Frage in der ausverkauften Allianz Arena lautet: Können die Bayer-Profis nur 68 Stunden nach dem Kraftakt gegen Lazio schon wieder ihren Vollgas-Fußball über 90 Minuten auf den Rasen bringen, die Bayern jagen, vielleicht sogar schlagen? Von der «brutalsten» Aufgabe sprach Bayer-Coach Roger Schmidt, gegen ausgeruhte und topvorbereitete Bayern antreten zu müssen. Zumal in München, wo Bayer Leverkusen traditionell schlecht aussieht. «Wir haben sehr viel Selbstvertrauen getankt. Wenn wir so wie gegen Lazio auftreten, haben wir auch dort eine Chance», sagte Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu, der sich in herausragender Frühform präsentiert.

«Das ist ein Top-Gegner, gegen den wir eine Top-Leistung bringen müssen, um zu bestehen», mahnte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer. Trainer Pep Guardiola muss - trotz Luxuskaders - ein Problem lösen: Weltmeister Jérôme Boateng fehlt gesperrt, Medhi Benatia ist verletzt, Javi Martínez und Holger Badstuber sind noch nicht wieder fit, damit herrscht im Abwehrzentrum Notstand.

«Wir haben verschiedene Optionen im Zentrum», beruhigte Sammer. Die Lösung könnte eine Dreierkette sein, mit Xabi Alonso in der Mitte, flankiert von Rafinha und David Alaba. Bei Dante, der eigentlich auch eine Option sein müsste, stehen die Zeichen auf Trennung. Sammer bestätigte, dass man sich mit einem Wechselwunsch des Brasilianers «auseinandersetzen» würde. Auch beim Talent Pierre Emile Højbjerg deutet vieles auf eine weitere Ausleihe des 20-jährigen Dänen hin.

Wechsel-Spekulationen überlagern das Topspiel, weil auch in Leverkusen noch mit Hochdruck an Last-Minute-Transfers gewerkelt wird. Für Heung-Min Son, den es mit Macht und für viel Geld nach England zu Tottenham zieht, steht Kevin Kampl aus Dortmund als potenzieller Nachfolger parat. Leverkusens Team aber scheint gereift und gefestigt zu sein. «In diesem Jahr greifen die Rädchen ein bisschen besser ineinander», meinte Torjäger Kießling. Sein ehemaliger Kollege Vidal formuliert in seiner neuen Wahlheimat derweil schon höchste Ansprüche: «Wir wollen das Triple schaffen.»

Bundesliga-Spielplan

Daten und Fakten zum Topspiel