Wimbledon-Held Otte: "Größeres Match gibt es auf der Welt nicht"

Wimbledon-Held Otte: "Größeres Match gibt es auf der Welt nicht"

Oscar Otte hat mit seinem Match gegen Andy Murray für einen der größten Wimbledon-Momente in diesem Jahr gesorgt (Wimbledon täglich im LIVETICKER).

Mit seinem starken und zeitgleich lässigen Auftritt zwang er nicht nur den dreimaligen Grand-Slam-Sieger über fünf Sätze, sondern verdiente sich auch anerkennende Ovationen des Publikums. Für SPORT1 blickt Otte nun auf das Match zurück, spricht aber auch über die Probleme im Tennissport, Alexander Zverev und seinen Traum von Olympia.

Das komplette Gespräch mit vielen weiteren Aussagen von Otte zum Murray-Match, seiner kuriosen Hosen-Beschwerde bei der Schiedsrichterin und warum er wegen Murray schon einmal Tränen in den Augen hatte, gibt es im Tennis-Podcast "Cross Court" auf podcast.sport1.de und auf allen gängigen Plattformen zu hören.

Zudem erzählt der Kölner darin, was er über die neue Spielerorganisation rund um Novak Djokovic denkt, welchen Einfluss die Bubble auf ihn hat und ob man als Spieler hofft, dass Djokovic, Roger Federer und Rafael Nadal bald aufhören.

Otte blickt auf Murray-Match in Wimbledon

SPORT1: Was ist bei ihnen seit dem großartigen Match gegen Murray alles passiert?

Oscar Otte: Es war ein sehr aufregendes Match - und alles danach. Ich habe ein paar Tage ruhig gemacht, weil ich von den zwei Fünfsatzpartien ziemlich erledigt war. Zuhause mit Freundin, Familie und Hund etwas abgeschalten. Seit gestern bin ich wieder im Training, die Vorbereitungen laufen für das ATP-Turnier in Hamburg. (Wimbledon 2021: Spielplan und Ergebnisse)

SPORT1: Wie waren die Reaktionen danach, ihr Handy muss doch vor lauter Nachrichten explodiert sein?

Otte: Ja, das war extra. Sei es bei Instagram oder WhatsApp sowieso. Es hat sich gefühlt die ganze Kontaktliste gemeldet, sie waren stolz und begeistert. Bei Instagram haben mir wildfremde Leute Videos geschickt. Ich habe anfangs gar nicht ins Handy reingeguckt, denn es hat immer weiter gerattert. Ich konnte erst ein paar Tage später reinschauen, als sich das beruhigt hatte. Es war auf alle Fälle überwältigend. Es ist schön nach einem Match, was ich leider verloren habe, so viel positives Feedback zu erhalten.

Der Tennis-Podcast "Cross Court" mit neuen Folgen zu Wimbledon ist auf podcast.sport1.de, in der SPORT1 App sowie auf den gängigen Streaming-Plattformen Spotify, Apple Podcasts, Google Podcast, Amazon Music, Deezer und Podigee abrufbar

"Ein größeres Match gibt es auf der Welt nicht"

SPORT1: Wie war es gegen Murray auf dem Centre Court zu spielen?

Otte: Ein größeres Match, als gegen Andy Murray auf dem Centre Court zu spielen, gibt es auf der Welt eigentlich nicht. Das ist ja sein Heimturnier - es sind blöd gesagt alle gegen dich. Natürlich kriegt man auch Beifall für einen guten Punkt, aber man merkt, wie die ihn durchtragen. Es ist schwierig, dagegen anzukommen. Ich finde aber, ich konnte es gut ausblenden. Das sind die Momente für die du jahrelang hart trainierst. Ich habe jede Minute genossen. Es war ein Mega-Match - leider mit dem falschen Ende.

SPORT1: Was nehmen Sie von dem Match alles mit für die Zukunft, zusätzliche Motivation?

Otte: Auf jeden Fall. Das war damals gegen Roger so und gegen Sascha vor ein paar Wochen. Nach solchen Matches kriegt man immer einen Boost, man weiß danach auch selber für sich, dass man mit den Topleuten mithalten kann. Ich habe schon mit meinem Team besprochen, woran wir arbeiten müssen, dann hat man eine klare Linie vor Augen, wo die Defizite bei solchen langen Matches sind. Es pusht einfach mega, es gibt einem auch Hoffnung und noch mehr Zuversicht, dass man das Potenzial hat. Da wissen wir den genauen Weg und sind noch motivierter als zuvor.

Wimbledon: Alle Finalspiele im Einzel im SPORT1-Liveticker

Otte fordert Änderungen: "Stimmen einige Sachen nicht"

SPORT1: Was sagen Sie zum Ranking aktuell, es ist gerade extrem schwer hochzukommen - und auch finanziell gibt es ein Ungleichgewicht?

Otte: Die ATP und ITF haben es so gemacht, dass man nur noch die Hälfe der Punkte aktuell verliert. Deshalb ist es schwer hochzukommen. Ich habe jetzt gut bei den Slams gespielt und habe nur 10 oder 15 Plätze gutgemacht, was wenig ist. Vor zwei Jahren wäre ich mit der Punktzahl jetzt Top 100. Es ist schwierig - wie auch mit dem Geld. Man hört dann immer wieder von besseren Spielern, dann muss man halt besser spielen. Aber es ist halt vom Ranking begrenzt, es kann nicht jeder Top 100 spielen. Es muss einfach in der Breite besser verteilt werden. Es stimmen leider einige Sachen nicht. Ich versuche mich da nicht drin zu verlieren und mich auf mich zu fokussieren. Es müsste aber etwas geändert werden.

SPORT1: Haben Sie das Zverev-Match verfolgt und wie war gegebenenfalls ihr Eindruck?

Otte: Ich habe das Match mit ein paar Freunden und meiner Freundin fast komplett gesehen. Wir waren alle für Sascha. Sehr ärgerlich - ich dachte, dass er, nachdem er es gedreht hatte, im 5. Satz dann drüberrollt. Aber gerade bei Fünfsatzpartien gibt es so viele Aufs und Abs, du musst nur ein schlechtes Spiel haben und dann ist das Match weg. Sehr schade, ich dachte echt, dass er weit kommen kann. Aber es ist eben Tennis und auf dem Level, 4. Runde, können erst recht alle richtig gut spielen."

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Otte spricht über Olympia-Traum

SPORT1: Es gibt bereits einige Absagen von Tennisprofis für Tokio - ist Olympia für Sie ein Traum oder ist es einem als Tennisspieler nicht so wichtig?

Otte: Da muss ich klar dazu sagen, es ist für mich ein riesiger Traum. Ich hätte am liebsten dieses Jahr gespielt, aber hat vom Ranking natürlich nicht gereicht. Dann klappt es hoffentlich in drei Jahren, wenn ich nochmal etwas höher stehe. Es ist auf jeden Fall ein Traum. Ich kann es bei den anderen Tennisspielern auch verstehen. Jetzt ist es mit noch mehr Aufwand durch Corona verbunden und man muss klar sagen, dass Tennis keine olympische Sportart an sich ist, da gibt es viel traditionsreichere – aber wenn ich die Chance bekomme, werde ich sie auf alle Fälle nutzen.

Das komplette Gespräch mit Oscar Otte und weiteren Analysen zum Wimbledon-Turnier gibt es ab sofort auf podcast.sport1.de, in der SPORT1 App sowie auf den gängigen Streaming-Plattformen Spotify, Apple Podcasts, Google Podcast, Amazon Music, Deezer und Podigee.