Die Wimbledon-Sensation

Überraschungsmann. Seltener hat diese Bezeichnung besser gepasst.

Daniil Medvedev trifft im Viertelfinale von Wimbledon auf Christopher Eubanks (ab 15.15 Uhr im LIVETICKER). Ein Name, der vielen Tennisfans nicht unbedingt ein Begriff sein dürfte. Kein Wunder, schließlich kommt der US-Amerikaner beinahe aus dem Nichts.

Geboren wurde er in Atlanta, Georgia. Zur Filzkugel brachte ihn sein Vater; ein Baptistenpfarrer und ehemaliger College-Tennis-Spieler, der seinen Sohn bis zu dessen 13. Lebensjahr trainierte.

Viele Jahre lang spielte auch Eubanks junior nur am College, aus einer lukrativen Profikarriere schien nichts zu werden. Im Alter von 25 Jahren sagte er im Jahr 2021 zu seinem Agenten: „Wenn ich nächstes Jahr immer noch die Nummer 200 bin, und das nicht wegen Verletzungen, muss ich mir überlegen, etwas anderes zu tun.“

Eubanks startete Karriere als TV-Experte

Weil es auch im folgenden Jahr nicht so richtig laufen wollte, bot sich der eloquente Sportler als TV-Experte beim Tennis Channel an – und wurde eingestellt.

In den Sozialen Netzwerken wurde „Professor Eubanks“ für seine guten Erklärungen gefeiert, parallel versuchte er sich weiterhin als Tennisspieler.

Im März 2023 gelang ihm dann, unerwarteterweise, der erste große Erfolg. In Miami kam er als Qualifikant bis ins Viertelfinale, erreichte damit die Top 100 und brach vor Freude auf dem Platz in Tränen aus.

Viertelfinale in Wimbledon

Beim ATP-Turnier auf Mallorca feierte er vor gut zwei Wochen schließlich seinen ersten Turniersieg und erreichte in diesem Zuge die Top 50. In Wimbledon folgte nun der ganz große Erfolg.

Im Achtelfinale glückte gegen den favorisierten Stefanos Tsitsipas ein Fünf-Satz-Sieg – und das, obwohl Eubanks bereits mit 1:2 nach Sätzen zurückgelegen hatte.

Auf Instagram feierte er diesen sensationellen Sieg, der ihm den Einzug in den „Last 8 Club“ einbrachte.

Darin sind alle Wimbledon-Viertelfinalisten, Doppel-Halbfinalisten und Mixed-Finalisten. Sie erhalten eine lebenslange Klub-Mitgliedschaft und jährliche Freikarten für den All England Club - bis ans Lebensende, versteht sich.

Kritik an Rasen als Belag

Sein Erfolg bei dem Grand-Slam-Turnier in London kommt auch deshalb überraschend, weil er auf dem Belag von Wimbledon eigentlich gar nicht klarkommt.

Erst kürzlich erklärte er, Rasen sei der „dümmste Belag“, um darauf Tennis zu spielen. Die Bälle würden immer wieder verspringen, zudem sei es mühsam, sich auf dem Grün zu bewegen. Aussagen, die er zumindest teilweise revidiert hat. „Im Moment ist der Rasen mein bester Freud“, jubelte er laut SRF.

Ob der Erfolgslauf des US-Amerikaners auch gegen Medvedev weitergeht, wird sich am Mittwochnachmittag zeigen. Fest steht aber schon jetzt: Seinen Job als TV-Experte will Eubanks nicht aufgeben. Wimbledon-Viertelfinale hin oder her.