Werbung

WM 2022: Wer moderiert die WM im TV am besten?

Der Großteil der WM-Spiele ist absolviert. Wie haben sich die TV-Moderator*innen und Expert*innen der übertragenden Sender bisher geschlagen? Was waren die Highlights, wer hat enttäuscht?

ARD-Journalistin Esther Sedlaczek sorgte mit ihrem Bierhoff-Interview für ein Highlight der WM-Berichterstattung. (Bild: Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/Getty Images)
ARD-Journalistin Esther Sedlaczek sorgte mit ihrem Bierhoff-Interview für ein Highlight der WM-Berichterstattung. (Bild: Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/Getty Images)

Die WM in Katar geht in die entscheidende Phase. 58 der der insgesamt 64 Partien sind bereits absolviert, es verbleiben noch acht Teams, die ab heute in den Viertelfinals um eine Chance auf den Weltmeistertitel kämpfen. Vor den wichtigen K.o.-Spielen ist ein guter Zeitpunkt, um auch bei den übertragenden TV-Sendern und deren WM-Teams ein Zwischenfazit zu ziehen.

Journalistisches Highlight der WM

Den größten Zuspruch bei den bisherigen WM-Übertragungen bekam mit Sicherheit Esther Sedlaczek. Die Journalistin ist für die ARD als Stadionmoderatorin im Einsatz und wurde für ihr toughes Interview mit DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff direkt nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft gegen Costa Rica zu recht gefeiert. Bei oft eher seichten "Postgame"-Interviews mit vorgefertigten Satzhülsen war ihr investigatives Nachhaken eine wohltuende Erinnerung daran, wie Sportjournalismus jenseits der inzwischen zum Glück in Verruf geratenen Kumpelei auch aussehen kann.

Abschied für eine Moderationslegende

Béla Rethy ist - nun ja - eben Béla Rethy. Als ZDF-Urgestein mittlerweile ist seine Stimme bei Welt- und Europameisterschaften kaum mehr wegzudenken. Sein Moderationsstil wird vor allem ältere Zuschauer*innen mit der modernen Art des Sportjournalismus versöhnen. Auch wenn Rethy nicht der absolute Taktik-Experte sein mag - statt Insights über den "abkippenden Neuner" vermittelt der Altmeister eben das Gefühl einer Partie immer noch überzeugend aus dem Stadion ins Wohnzimmer. Rethy gehört irgendwie zu einem großen Turnier dazu. Nach 35 Jahren beim ZDF wird die WM in Katar aber seine letzte sein, wie der 65-Jährige verkündete. Wahrscheinlich ein gut gewählter Zeitpunkt und trotzdem wird er einem in Zukunft fehlen.

Bei Magenta TV setzt man mit Moderator Johannes B. Kerner und Wolf Fuss als einem von insgesamt neun Kommentator*innen auch auf viel TV-Erfahrung. Das Ergebnis fällt recht erwartbar aus. Das Expertenteam um Fredi Bobic und Michael Ballack kommt ebenfalls mit hinreichend eigener Profi-Erfahrung daher, wirkt aber manchmal in den Kommentaren doch eher etwas altbacken. Spannend dürfte aber sein, wie sich ab dem Halbfinale die Kroos-Brüder als Experten schlagen. Felix und Toni Kroos beweisen schließlich in ihrem "Einfach mal luppen"-Podcast regelmäßig, dass sie ein ziemlich unterhaltsames Duo sind.

Experte mit (zu) großer Klappe und Moderatorin mit Haltung

Sandro Wagner wurde schon oft als Experte gefeiert, gerade wegen seiner erfrischenden Ehrlichkeit (sprich: manchmal etwas großen Klappe). Doch so sehr der Ex-Profi den Zuschauer*innen vermitteln mag, wie sich das Spiel auf dem Platz anfühlt und so sehr ihn manche für seine unverblümte Direktheit schätzen, manchmal schießt Wagner damit auch über das Ziel hinaus. So rutschte ihm beim Gruppenspiel Deutschland gegen Spanien der inzwischen berüchtigte abfällige "Bademantel"-Spruch über die traditionellen katarischen Gewänder heraus. Es gab den mittlerweile obligatorischen Shitstorm, Wagner entschuldigte sich und denkt in Zukunft vielleicht doch ein bisschen mehr über flotte Sprüche nach. Nichtsdestotrotz: Wagners Co-Moderationen sind eine erfrischende Bereicherung im ZDF.

Die klarste Haltung bewies im ZDF eine andere: Moderatorin Claudia Neumann. Während die Debatte um die "One Love Armbinde" und der für viele schwer nachvollziehbare Rückzieher des DFB-Teams auf Hochtouren kochte, setzte Neumann ein deutliches Zeichen. Bei ihrer Moderation der Auftaktpartie USA-Wales trug sie nicht nur eine Regenbogenarmbinde, sondern auch ein T-Shirt mit einem regenbogenfarbenen Herz. Für den Auftritt erntete sie nicht nur auf Twitter ziemlich viel Zuspruch.

Ein Experten-Duo sticht heraus - eins sorgt für Humor

Klare Haltung beweisen in Sachen Fußball und auch Menschenrechte immer wieder die ARD-Experten Thomas Broich und Thomas Hitzlsperger. Vor allem letzterer hat durch seine eigene Katar-Doku und als erster offen homosexueller Fußballprofi Deutschlands eine ganz eigene Stimme zu den wichtigen Themen abseits des Platzes. Aber auch in ihren sportlichen Analysen gehören die beiden ehemaligen Spieler mit gelassenen Kommentaren zu den Highlights der Berichterstattung. Dagegen hat es die eigentlich schlagfertige Nationalkeeperin Almuth Schult manchmal ein wenig schwer und auch ARD-Kollege Sami Khedira kommt oft ein wenig blutarm in seinen Analysen daher. Auch Weltmeister Bastian Schweinsteiger wirkt im Duett neben Sedlaczek meist noch so, als würde er lieber doch noch selbst auf dem Platz stehen, als vom Rand aus zu kommentieren.

"Katar - warum nur?": Das Erste zeigt WM-Reportage mit Thomas Hitzlsperger

Der Sonderpreis für die unterhaltsamsten Comedy-Einlagen müsste bei der WM eigentlich an das Experten-Duo Per Mertesacker und Christoph Kramer gehen. Vor allem Kramer, der auch eine Kolumne im Fußballmagazin "11Freunde" schreibt, sorgt mit pointierten Spitzen, gerne auch gegen den Kollegen Mertesacker, für ein bisschen Spaß in der Runde. So foppte Kramer den Weltmeisterkollegen nach dem traumhaften brasilianischen Kombinationstor: "Man möge sich vorstellen, dass das zwei Deutsche waren. Arne Friedrich auf Per Mertesacker. Und dann hätte der Ball wahrscheinlich irgendwo platt im Aus gelegen und man hätte sich womöglich beim Ball entschuldigen müssen." Da werden ein wenig Erinnerungen an die legendären TV-Sticheleien zwischen Gerd Delling und Günter Netzer geweckt.

Im Video: Per Mertesacker und Christoph Kramer singen deutsche Hymne Arm in Arm