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WM-Aufstockung der FIFA: Alles bleibt gleich

FIFA-Boss Gianni Infantino führt das Blatter-Erbe akkurat fort (Foto: Getty Images)
FIFA-Boss Gianni Infantino führt das Blatter-Erbe akkurat fort (Foto: Getty Images)

Wo Reformen sind, ist Stutenbissigkeit. So ist das schon immer gewesen und der Effekt verstärkt sich in diesen wogenden Zeiten, wenn dann auch noch obszön viel Geld im Spiel ist.

Bei Fußball-Weltverband FIFA ist geradezu traditionell viel Geld im Spiel. Die FIFA firmiert ja auch im Jahr 2017 immer noch als gemeinnütziger Verein und scheffelt sich fröhlich weiter die Abermillionen auf die Konten. For the Game. For the World. So mag es den Fans der aalglatte Slogan weiß machen.

Am Dienstag hat die FIFA ihrer wilden Historie ein neues Husarenstück zugefügt. Ab der Weltmeisterschaft 2026 sollen nicht mehr “nur” 32, sondern dann 48 Mannschaften am Endturnier teilnehmen. Der Beschluss wurde einstimmig verabschiedet – und er provoziert fast einstimmig harsche Kritik.

Das Signal, dass FIFA-Boss und Initiator Gianni Infantino sendete und vom Gremium ohne Widerworte angenommen wurde, ist ein eindeutiges: Der Kommerz steht über allem. Rund 600 Millionen Euro Mehreinnahmen verspricht sich die FIFA durch die Aufstockung.

In einer Zeit, da der Rahmenterminkalender ohnehin schon fast aus allen Nähten platzt, ist der Beschluss ein Schlag ins Gesicht aller Mahner. Die Spieler wandelten ja schon jetzt am Rande der Belastbarkeit. Infantino fabulierte von einer Kraft der Träume, die die Erhöhung der Teilnehmerzahl mit sich bringe: Endlich dürften sich auch kleinere Verbände Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme machen.

Dabei ist die Konzeption mit 16 Dreiergruppen noch lange nicht stringent zu Ende gedacht. Es wird einige tiefgreifende Veränderungen im Modus geben müssen, um Manipulationen – etwa bei den jeweils letzten Gruppenspielen – nicht Tür und Tor zu öffnen.

Wie genau das aussehen kann? Das weiß die FIFA noch nicht. Stattdessen hat sie lieber flugs die Aufstockung durchgetrieben und Fakten geschaffen. Dass ein Endturnier, das einst die besten Mannschaften der Welt in Wettbewerb treten ließ, dadurch auch sportlich verwässert wird, steht wohl außer Frage.

Man nehme sich nur ein Beispiel an der aufgeblähten Europameisterschaft von Frankreich im letzten Jahr und ihrem äußerst dürftigen fußballerischen Niveau. Die FIFA folgt dem zweifelhaften Vorbild der kleinen Schwester UEFA und Infantino schlüpft in das Gewand von Michel Platini.

Der boxte nach seinem Amtsantritt überraschend Polen und die Ukraine als EM-Gastgeberländer 2012 durch. Weil Platini im Wahlkampf mit den Versprechen für die kleineren, osteuropäischen Verbände Stimmen fing und danach seinen Worten auch Taten folgen lassen musste.

Die FIFA funktioniert schon seit Jahrzehnten nach demselben Schema. Unter dem Deckmantel der weltweiten Fußballförderung werden neue Geschäftsfelder erschlossen. Und ihre Präsidenten waren schon seit eh und je ihren großspurigen Versprechungen ausgeliefert.

Hier unterscheidet sich Gianni Infantino in keiner Weise von seinen Vorgängern Sepp Blatter und Joao Havelange. Mögen sich auch die Rahmenbedingungen ändern – im Grunde bleibt bei der FIFA doch immer alles beim Alten.