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Ist WM-Held Mandzukic der bessere Lewandowski?

Mario Mandzukic erzielte den umjubelten Siegtreffer gegen England

Als Mario Mandzukic im WM-Halbfinale gegen England in der 109. Minute Witterung aufnahm, saßen viele Bayern-Fans vermutlich wehmütig vor dem Fernseher und schwelgten in Erinnerungen.

Mandzukic hatte bei einem harmlos wirkenden Luftzweikampf zwischen Ivan Perisic und Kieran Trippier eine Vorahnung und setzte sich den entscheidenden Bruchteil einer Sekunde von Kyle Walker ab.

Sein Geistesblitz bewirkte, dass er schließlich frei vor Jordan Pickford stand und den Ball nur noch am England-Keeper vorbei schieben musste. Der Treffer zum 2:1 setzte schließlich eine ganze Nation in Ekstase - und begrub einen mexikanischen Fotografen im kollektiven Freudentaumel der kroatischen Elf.

"So große Eier wie der andalusische Stier"

Was in jener Szene zum Vorschein kam, zeichnete den Stürmer schon zu seiner Münchner Zeit aus. Den Torriecher genauso, wie seine unerschrockene Art, dorthin zu gehen, wo es weh tut.

Mandzukic hat die Gabe, weder sich, noch den Gegenspieler zu schonen. Bezeichnenderweise war er vier Minuten vor dem Siegtreffer von Pickford abgeräumt worden. Der 32-Jährige, dessen leidende Mimik längst zu einem seiner Markenzeichen geworden ist, schüttelte sich kurz - und machte dann weiter.

Die Gier, vor allem in entscheidenden Spielen das Allerletzte aus seinem Körper herauszuquetschen, erwies sich einmal mehr als entscheidender Faktor für sein Team.

Ex-Star Davor Suker, heute der kroatische Verbandspräsident, formulierte es nach dem historischen Sieg gegen England auf eigene Weise: "Mandzukic hat so große Eier, wie der Stier an den andalusischen Autobahnen."

Die bis zu zwölf Meter großen Silhouetten stehen dort mit sichtbarer Manneskraft am Straßenrand und stehen symbolisch für Mut und Unerschrockenheit.

Die hatte "Mandzu" schon 2013 bewiesen, als er beim 2:1-Triumph der Bayern im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund die Führung erzielte. Auch im Trikot von Juventus Turin gelang ihm fünf Jahre später ein Finaltreffer, da genügte sein Traumtor allerdings nicht zum erneuten Triumph.

Lewandowski trifft öfter, aber...

Der furchteinflößende Angreifer steht jedem Team gut zu Gesicht, seine Tore erzielte er im Trikot des VfL Wolfsburg ebenso wie bei den Bayern, in Madrid oder Turin.

Und dennoch holten die Bayern im Sommer 2014 mit Robert Lewandowski einen (noch) erfolgreicheren Stürmer an die Säbener Straße - jedenfalls, wenn man die nackten Zahlen begutachtet.

Während Mandzukic 22 (2012/13) und 26 (2013/14) Pflichtspiel-Tore im Bayern-Dress gelangen, netzte Lewandowski in den vergangenen drei Spielzeiten jeweils über 40 Mal.

Die Wege der beiden Offensivstars hatten sich in jenem Sommer kurz in München gekreuzt. Lewandowski, der seine Extraklasse zuvor im BVB-Trikot unter Beweis gestellt hatte, war als Verheißung gekommen, während Mandzukic schon die Koffer packte und sich Ende August zu Atletico Madrid aufmachte.

Von Guardiola aussortiert

Dass der Fan-Liebling überhaupt das Weite suchte, lag vordergründig an Pep Guardiola. Der damalige Bayern-Coach degradierte den Stürmer nach dem 0:4-Debakel im Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid, nachdem sich dieser offenbar über Guardiolas emotionale Ansprache lustig gemacht hatte.

Ob Lewandowski tatsächlich ein Upgrade zu Mandzukic darstellte, bleibt indes schwer zu beantworten.

Keine Frage, der polnische Stürmer trifft nicht nur beständiger, sondern verkörpert mit seinem Stil noch mehr den Weltklassestürmer, den die Bayern benötigen.

Geht es aber um die entscheidenden Momente, dann blieb Lewandowski seine Klasse nicht nur im Bayern-Trikot oft schuldig. Auch bei der WM bewies Mario Mandzukic, was er seinem Vorgänger voraus hat.

Übrigens: Dass der kroatische Nationalheld auch in der kommenden Saison für Juventus auf Torejagd geht, ist nach dem Ronaldo-Deal keineswegs ausgemacht.

Eine Rückkehr an die Säbener Straße dürfte jedoch ausgeschlossen sein - so sehr es sich die Bayern-Fans vielleicht wünschen würden.

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