Zverev zeigt seine dunkle Seite

Alexander Zverev steht in der dritten Runde der All England Championships, hat sich zwischenzeitlich aber mal wieder selbst in die Bredouille gebracht.

Einen Tag nach seinem Auftaktsieg in drei Sätzen gegen den niederländischen Qualifikanten Gijs Brouwer bezwang der Olympiasieger in Wimbledon auch Yosuke Watanuki aus Japan, der als „lucky loser“ ins Hauptfeld gekommen war, allerdings erst nach vier Sätzen.

Für das 6:4, 5:7, 6:2, 6:2 gegen den 116. der Weltrangliste benötigte der Hamburger 2:25 Stunden.

Auf dem Court 2 lieferte sich Zverev zwischenzeitlich allerdings ein kleines Wortgefecht mit dem Stuhlschiedsrichter. „Sie soll sich nicht wichtiger nehmen, als sie ist“, hatte Zverev gemeckert und war zudem für einen Fluch verwarnt worden. Die Folge war der Verlust das zweiten Satzes.

Wimbledon: Erneuter Zverev-Wirbel mit Referee

Bei Eurosport legte Zverev dann noch einmal nach: „Sie war der Meinung, dass sie dem Schiedsrichter erzählen muss, was ich angeblich alles gesagt habe. Ich habe aber niemandem beschimpft.“

Hintergrund: Der Deutsche hatte im zweiten Satz nach einem missglückten Ball „Fucking Shit“ gerufen - was der Schiedsrichter nicht hörte, wohl aber die übereifrige Linienrichterin, die daraufhin zum Referee lief und den Hamburger verpetzte.

„Ja, ich habe ein Schimpfwort und das F-Wort benutzt“, fügte Zverev an, „und wir sind hier in Wimbledon ja auch auf dem Heiligen Rasen. Es war aber relativ klar, was ich gesagt habe, ich habe über mich selber geredet.“

Erst Wortgefecht, dann mit Sieg in Runde 3

Damit nicht genug: Im dritten Durchgang diskutierte er auch noch kurz mit einem Zuschauer, verfiel damit in alte Muster und zeigte einmal mehr seine dunkle Seite, nachdem Zverev sich in der Vergangenheit bereits des Öfteren verbale Aussetzer geleistet hatte.

„Mich nervt das ein bisschen. Bei Wimbledon fühlen sich alle so ein bisschen wichtig“, so Zverev.

Abgesehen davon hatte der Routinier danach das Match aber wieder im Griff. Zumal der bis dahin widerspenstige und aufschlagstarke Watanuki zusehends nachließ.

„Ich kannte ihn nicht gut, hatte nicht viel gesehen vorher. Den zweiten Satz hat er verdient gewonnen und war auch gefühlt den ganzen Satz über der bessere Spieler. Ich bin glücklich, dass ich es dann drehen konnte“, erklärte Zverev nach seinem Sieg gegen die Nummer 116 des ATP-Rankings.

„Er hat mich überrascht, wie gut er serviert hat“, fügte Zverev an.

Zverev trifft nun auf den Italiener Matteo Berrettini, der den an Nummer 15 gesetzten Australier Alex De Minaur 6:3, 6:4, 6:4 bezwang.

Berrettini hatte 2021 im Finale gegen Novak Djokovic verloren, nach einer auch durch Verletzungen bedingten schwächeren Phase hatte Zverev aber schon vor Wimbledon davor gewarnt, den 27-Jährigen zu unterschätzen.

„Matteo ist einer der besten Rasenspieler der vergangenen Jahre, stand 2021 im Endspiel von Wimbledon. Es ist sein bester Belag und mein schlechtester - auch wenn ich es liebe, hier zu spielen“, so Zverev.

Mit seinem 79. Sieg in einem Grand-Slam-Match steht Zverev nun vor dem ehemaligen Wimbledonsieger Michael Stich an dritter Stelle der deutschen Bestenliste.

Zverev im deutschen Ranking nun hinter Becker und Haas

Häufiger gewonnen haben bei den vier wichtigsten Turnieren der Welt lediglich Boris Becker (168) und Tommy Haas (105).

Zverev ist aus deutscher Sicht überdies „Last man standing“, nachdem Maximilian Marterer seine Serie von fünf Siegen in London wie befürchtet nicht fortsetzen konnte.

Der Nürnberger unterlag dem Kasachen Alexander Bublik, der vor knapp zwei Wochen nach einem Halbfinalsieg über Zverev das ATP-Rasenturnier im westfälischen Halle gewonnen hatte, 4:6, 1:6, 6:7 (4:7). Für Marterer war es bereits ein Match der dritten Runde.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)