So läuft das TV-Debüt von WWE NXT

Die Hammer-Ankündigung hatte sich seit längerem angekündigt, seit Mitte August ist es offiziell: WWE befördert NXT ins US-Kabelfernsehen - und zieht in den "Wednesday Night War" mit dem neuen Konkurrenten AEW.

Am 18. September feiert NXT sein Debüt auf dem USA Network, das auch Heimatstation von RAW ist. Auf dem Streaming-Portal WWE Network, bislang exklusive Heimat von NXT, sind die wöchentlichen Shows ab dann erst mit einem Tag Verzögerung zu sehen.

Ab dem 2. Oktober läuft die ursprünglich als Talententwicklungs-Plattform konzipierte Show dann live, zwei Stunden lang und in direkter Konkurrenz mit der neuen Live-Sendung der Promotion All Elite Wrestling - die an diesem Tag bei TNT loslegt, der einstigen Fernseh-Heimat des letzten großen WWE-Rivalen WCW (World Championship Wrestling). In derselben Woche wechselt dann auch SmackDown zum neuen Sender Fox und auf einen Freitagssendeplatz.

Das offensichtliche Ziel des "Wednesday Night War", den WWE-Boss Vince McMahon nun von sich aus startet: Dem neuen Mitbewerber, der WWE unter anderem Chris Jericho und Jon Moxley alias Dean Ambrose abspenstig gemacht hat, soll der Start so schwer wie möglich gemacht werden.

NXT ist ein Erfolgsmodell von WWE

NXT entstand 2012 als Nachfolge-Projekt der früheren WWE-Farmliga Florida Championship Wrestling. Über ihren ursprünglichen Daseinszweck, Neuverpflichtungen und Nachwuchstalente aus dem Leistungszentrum in Florida an die beiden Hauptshows heranzuführen, ist NXT inzwischen weit hinausgewachsen.

Den puristischeren, mehr auf zeitgemäße Ring-Action denn auf Entertainment konzentrierten Stil gefällt vor allem vielen eingefleischte Fans, die TakeOver-Shows (die weiter wie bisher auf dem WWE Network verbleiben) füllen regelmäßig größere Hallen und kriegen meist bessere Kritiken als die Pay Per Views mit den Hauptkader-Stars.

Exemplarisch für die Qualitäten des dritten "Brands" standen die jüngsten Fehden von NXT-Fixstern Johnny Gargano gegen Tommaso Ciampa und den aktuellen Champion Adam Cole. Auch Sami Zayn, Kevin Owens, The Revival, Andrade und die "Four Horsewomen" (Charlotte Flair, Becky Lynch, Sasha Banks und Bayley) hatten sich bei NXT mit herausragenden Performances hervorgetan. Derzeit stechen unter anderem auch Matt Riddle, Velveteen Dream und der charismatische Damenchampion Shayna Baszler hervor.

Geistiger Vater des Erfolgsprojekt ist McMahons Schwiegersohn und Mitvorstand Paul Levesque alias Triple H, auch dessen legendärer Weggefährte Shawn Michaels spielt eine tragende Rolle hinter den NXT-Kulissen.

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Die angekündigten Matches für das TV-Debüt von WWE NXT am 18. September:

WWE NXT North American Title Match: Velveteen Dream (c) vs. Roderick Strong
WWE NXT Women's Title North American Title Match: Bianca Belair vs. Io Shirai vs. Mia Yim vs. Candice LeRae
Street Fight: Matt Riddle vs. Killian Dain

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Bald auf Augenhöhe mit RAW und SmackDown?

Die Beförderung von NXT vom Streaming ins lineare Fernsehen ändert nun einiges: NXT verbleibt zwar in der kleinen Veranstaltungshalle der Full Sail University in Winter Park, dennoch ändert sich durch den neuen Wettbewerbsdruck die Erwartungshaltung komplett.

Dem Fachportal Wrestling Observer ist der Deal etwa 50 Millionen Dollar schwer und macht NXT vom Zuschussgeschäft zu einer sich selbst tragenden Unternehmenssparte. Auch die WWE-Aktie reagierte positiv auf die sich anbahnende Entwicklung.

"Unser langfristiges Ziel ist, eine Anhängerschaft zu entwickeln, das auf demselben Niveau monetarisiert werden kann wie unsere Flaggschiff-Programme RAW und SmackDown", verkündet McMahon in der offiziellen Mitteilung. Mit anderen Worten: NXT soll zur gleichwertigen dritten Säule des WWE-Programms werden.

Pfuscht Vince McMahon nun Triple H ins Handwerk?

Nicht jeder Fan von NXT versteht diese Worte als Verheißung: Schon vor der Bestätigung der Nachricht wurden Befürchtungen laut, dass McMahon das Erfolgsmodell NXT nun an sich ziehen, verwässern und verschlimmbessern wird.

Triple H hat diese nun aufgegriffen und zurückgewiesen: "Vince wird nicht involviert sein", berichtete er Ende August vor der Britannien-Show NXT UK TakeOver in Cardiff bei Talk Sport.

McMahon ist als kontrollwütig bekannt, andererseits ist durchaus plausibel, dass er bei NXT weiter nicht in den Alltagsbetrieb eingreifen wird. An RAW, SmackDown, NXT und bald auch noch der wieder in Leben gerufenen Football-Liga XFL kann er nicht gleichzeitig mit vollem Einsatz werkeln, ohne sich hoffnungslos zu überlasten.

Wie der Observer schon vorher berichtete, wird McMahon tatsächlich vorerst nicht in Full Sail erwartet.

Druck auf AEW massiv erhöht

Für AEW - finanziert von Milliardärssohn Tony Khan, geführt vom Wrestler-Quartett Cody Rhodes, Kenny Omega und The Young Bucks (Nick und Matt Jackson) - ist der WWE-Schachzug ein nicht zu unterschätzender Hieb.

Das bislang enorm vielversprechend angelaufene Projekt, dessen erste Shows rasend schnell ausverkauft waren, sieht sich nun einer direkten Konkurrenz gegenüber, die mehr als RAW und SmackDown im selben Teich fischt und zudem auch von einer großen und etablierten Maschinerie angetrieben wird.

Das USA Network erreicht in den USA um die 90 Millionen Haushalte und bewegt sich damit auf Augenhöhe mit TNT, bei RAW dürfte es jede Menge Cross-Promotion für NXT geben. Mit regelmäßigen Gastauftritten der prominenten Hauptkader-Stars ist ebenfalls zu rechnen.

Die AEW-Führung muss allerdings auch erwartet haben, dass WWE mit harten Bandagen gegen sie vorgehen wird und sie scheint den Konkurrenzkampf auch offensiv anzunehmen. Die Liga soll sich bereits die Web-Domain "Wednesday Night War" gesichert haben.