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ZDF-Philosoph Precht: Darum wird das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht sterben

Richard David Precht und auch sein Gast, Youtuber Rezo, glauben nicht daran, dass die alten Medien verschwinden werden. Selbst das lineare Fernsehen möchte der Philosophie noch lange nicht begraben. In der 50. Ausgabe des ZDF-Zwiegesprächs "Precht" diskutieren sie über alte und neue Medien.

Richard David Prechts 50. Philosophie-Talk im ZDF trägt den Titel "Schöne neue Medienwelt - Wer hat die Meinungsmacht?" (Sonntag, 20. September, 23.45 Uhr). Dabei hätte man nicht unbedingt erwartet, dass eine Liebeserklärung für die "alten Medien" - Zeitungen und das lineare Fernsehen - dabei herauskommt.

Selbst für den 55-jährigen Bestseller-Autor Precht ("Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?") war es überraschend, dass Rezo selbst nicht an ein Verschwinden der alten Medien, sondern an eine Ergänzung neuer und alter Formen glaubt. Precht brach im Interview zu seinem Talk-Jubiläum mit der Nachrichtenagentur teleschau sogar eine Lanze fürs viel gescholtene lineare Fernsehen. "Ich bin weder Prophet noch Kenner der Szene, aber ich glaube, dass es uns noch einige Jahre erhalten bleibt. Die Anzahl der Menschen, die das lineare Fernsehen schätzt, ist größer als viele Leute denken. Bei Umfragen mit Menschen über 55 oder 60 Jahren könnte es sogar die Mehrheit sein. Und die hat sicher vor, noch 20 oder 30 Jahre zu leben."

"Zeitungen überleben nicht als Zeitungen"

Precht ist allerdings klar, dass der Marktanteil des linearen Fernsehens wie der alten Medien überhaupt weiter abnehmen wird. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen sieht er dabei als zukünftig verkleinerten, aber wichtigen Baustein unserer Gesellschaft. "Ich hoffe und denke, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen bleiben wird. Ob es in 10 oder 20 Jahren noch aus so vielen Sendern besteht, ist eine andere Frage. Was die großen Zeitungen betrifft, die überleben nicht als Zeitungen, sondern als mediale Gemischtwarenläden. In ihrer Deutungsmacht als Zeitungen werden sie jedoch weiter an Boden verlieren. Das ist eine Entwicklung, die wir seit mindestens zehn Jahren beobachten."

Dass die Zuschauerzahlen des linearen Fernsehens stetig weiter sinken werden, davon ist auch Precht überzeugt. Trotzdem, sagt er, würde uns die lineare Form des TV-Konsums noch lange erhalten bleiben. "Mit weniger Zuschauern, aber eben auch dem politisch-gesellschaftlichen Willen, das Medium in dieser Form zu erhalten. Ich sehe keinen Widerspruch. Warum soll es dieses Angebot mit deutlich geringerer Reichweite nicht trotzdem weiter geben? Die Mediatheken kann man ja zusätzlich mit den Angeboten füttern."