ZDF reagiert clever auf Online-Bashing der Fußballexpertinnen

Die User meckern nach dem Spiel Belgien-Russland über zwei Fußball-Expertinnen im Einsatz bei der EM 2020. Doch das ZDF kontert die Kritik mit cleveren Antworten.

Die zweifache Weltmeisterin Ariane Hingst ist als ZDF-Expertin bei der EM mit von der Partie. (Quelle: ZDF / Svea Pietschmann)
Die zweifache Weltmeisterin Ariane Hingst ist als ZDF-Expertin bei der EM mit von der Partie. (Quelle: ZDF / Svea Pietschmann)

Eigentlich würde man meinen, der Fußball und seine Fans hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Doch viele gut gemeinte Kampagnen, Fan-Initiativen und Aussagen von Spielern und Trainern scheinen immer noch nicht dafür gesorgt zu haben, dass alle verstaubten Klischees aus den Köpfen verschwunden sind. Und so musste sich das ZDF Sportstudio mit einer gehörigen Welle an Online-Schelte auseinandersetzen, weil es unerhörterweise beim EM-Spiel zwischen Belgien und Russland mit Claudia Neumann nicht nur eine Kommentatorin einsetzten, sondern ihr mit Ariane Hingst gleich noch eine weiterer Frau als Expertin zur Seite stellten.

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Das ging vielen männlichen Zuschauern offenbar gehörig gegen den Strich und es folgten eine Menge abwertender Kommentare in den Sozialen Medien. Doch anders als in früheren Zeiten entschied sich das Social Media-Team des Sportstudios, nicht darüber hinweg zu sehen, sondern die Kritiker zu konfrontieren. Dabei heraus gekommen ist ein hervorragendes Beispiel, wie man dem Hass im Netz clever und entschieden entgegentreten kann.

"Sie müssen es nicht, sie können es aber"

Das ZDF begann mit einer erklärenden Einleitung: "Es gibt zu allen unseren Reporter:innen negatives und positives Feedback. Die Meinungen der Zuschauer:innen nehmen wir wahr, berechtigte, sachlich vorgetragene Kritik geben wir weiter. Hetze und Bashing gegen unsere Moderator:innen dulden wir jedoch ganz sicher nicht." Die Antworten, die sie auf die teilweise hanebüchenen Kritikpunkte posteten, waren pointiert. Dieser User, der sich schon am "Klang der Stimme" und dem "pausenlosen Gelaber" störte, beschwerte sich: "Ganz übel das Frauen Fussball moderieren müssen." (sic.) Der ZDF-Konter: "Sie müssen es nicht, sie können es aber und tun es auch."

In diesem Tenor ging es weiter und die Redaktion verteidigte ihre beiden Moderatorinnen gegen jeden der Angriffe. Diese machten nicht mal vor Ariane Hingst halt, die angeblich über zu wenig Sachverstand verfüge. Ein Vorwurf, der gegenüber einer 174-fachen Nationalspielerin mit zwei Weltmeisterschafts- und vier EM-Titeln mehr als lächerlich wirkt. So sah es auch das ZDF und schrieb: "Ariane Hingst ist Fußballexpertin. Sie verfügt als ehemalige Nationalspielerin und heutige Trainerin über den nötigen Erfahrungsschatz und Sachverstand, um ein professionelles Fußballspiel beurteilen zu können."

Wie sehr mit zweierlei Maß gemessen wird, zeigte sich nicht nur in dem Vorwurf der fehlenden Expertise, den sich ein Per Mertesacker oder Bastian Schweinsteiger wohl kaum anhören muss. Auch der Klassiker unter den sexistischen Klischees, Frauen seien zu emotional, fehlte nicht in den Kommentaren. Doch auch hier blieb das ZDF trocken und schrieb schlicht: "Fußball ist eine emotionale Angelegenheit."

Und auf die Bemerkung eines Users, ihm mache Fußball "keinen Spaß mit so einer Quotenfrau am Mikro" antwortete das ZDF Sportstudio mit einem weiteren cleveren Konter: "Uns macht Twitter keinen Spaß mit solchen Hasskommentaren unter den Antworten. Stört die konstruktive Diskussion enorm." Ein Tweet der die ZDF-Antworten sammelte, bekam inzwischen mehr als 17.000 Likes

Wer sich lieber selbst von der Qualität der beiden Fußball-Expertinnen überzeugen will, kann dies schon am Donnerstag tun. Das ZDF überträgt dann ab 18:00 die Vorrunden-Partie zwischen Dänemark und Belgien, kommentiert vom Duo Neumann-Hingst.

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