Der Zehn-Kampf: Müller vs. Reus

„Immer dran denken, Freunde, es ist noch Corona. Also: Abstand halten“, sagte Thomas Müller am Sonntagnachmittag kurz vor der Abreise in Richtung Skopje zu den rund 30 Fans in Hamburg, die extra ans Teamhotel „Gastwerk“ gekommen waren, und schrieb anschließend fleißig Autogramme. (DATEN: Tabellen der WM-Qualifikation)

Müller macht die Anhänger mit seiner gewohnt offenen Art glücklich. Hier ein Grinsen, da ein Daumen hoch, da ein lockerer Spruch. „Der Nico (Schlotterbeck, Anm. d. Red.) ist der Schönere, macht lieber von ihm Fotos“, sagte Müller und grinste.

Zwei Tage zuvor hatte der 32 Jahre alte Routinier die Fans noch mit seinem 2:1-Siegtreffer im WM-Qualispiel gegen Rumänien glücklich gemacht. In der 67. Minute wurde der spätere Matchwinner für Marco Reus eingewechselt, der zuvor gekonnt den 1:1-Ausgleich durch Serge Gnabry vorbereitet hatte, und erzielte das wichtige Tor.

„Ich habe ihn ganz gut reingedrückt. War geil!“, sagte der Bayern-Star über seinen „zuckersüßen“ Abstauber: „Ich liebe dieses Gefühl.“ (Deutschland - Rumänien: Die Einzelkritik)

Müller oder Reus? Flick hält sich bedeckt

Auf 40 Tore in 107 Länderspielen kommt Müller nun. Am heutigen Montag dürfte in Skopje (WM-Qualifikation: Nordmazedonien - Deutschland, Montag 20.45 Uhr im LIVETICKER) sein 108. Einsatz folgen. Wird er diesmal sogar in der Startelf stehen?

Gegen Rumänien hatte Bundestrainer Hansi Flick etwas überraschend Reus den Vorzug gegeben. Noch ist offen, wer am Montag im Balkan die Zehner-Position bekleiden wird. Stellt der 56 Jahre alte DFB-Coach sein System vielleicht sogar von 4-3-2-1 auf 4-1-4-1 um, damit beide spielen?

„Wir haben noch ein bisschen Zeit“, wollte sich der Bundestrainer am Sonntag noch nicht in die Karten schauen lassen. „Wir wissen, dass sowohl Marco als auch Thomas wichtige Spieler für uns sein können.“ (NEWS: Alles Wichtige zur WM-Qualifikation)

Im Trainerteam sei man überhaupt sehr froh, „dass wir auf dieser Position so viel Qualität haben.“ In Champions-League-Finalheld Kai Havertz, den Ausnahmetalenten Jamal Musiala und Florian Wirtz sowie dem zurzeit verletzten Ilkay Gündogan gibt es darüber hinaus ja noch vier weitere Top-Spieler, die für die Spielmacher-Rolle infrage kommen. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM-Qualifikation)

Der heiße Kampf um die deutsche Zehner-Position – er ist längst eröffnet!

Klar ist: Für ihre Mannschaften sind Müller und Reus unverzichtbar und in absoluter Top-Form.

Flick: „Einen wie Müller wird es nie wieder geben“

  • Das spricht für Müller: Auf zehn Torbeteiligungen (vier Tore, sechs Assists) kommt Müller in bisher elf Pflichtspielen in dieser Saison für die Bayern. Flick und Müller haben eine besondere Vorgeschichte: In München machte Flick den Weltmeister von 2014 wieder zum Stammspieler, nachdem er von Niko Kovac rasiert worden war.

Gemeinsam feierten die beiden sechs Titel in einer Saison. „So jemanden wie ihn wird es nie wieder geben“, schwärmte Flick im Sommer vor seinem Amtsantritt als Nachfolger von Joachim Löw von Müller. „Man kann seine Spielweise oft nicht greifen, aber er ist immer positiv, hat eine Energie wie ein 18-Jähriger und spornt alle Mitspieler an.“

Angesprochen auf den Zehn-Kampf, sagt Müller selbst:Gerade im Offensivbereich haben wir sehr viele Alternativen. Da will jeder spielen, da zähle ich mich dazu. Bei Hansis Aufstellung wird es aber wohl keine persönlichen Befindlichkeiten geben. Da stehen Egos hintenan.“

Flick ist großer Reus-Fan

  • Das spricht für Reus: Flick ist ein großer Reus-Fan, sieht ihn neben Erling Haaland als den Unterschiedsspieler bei Borussia Dortmund. Auf sieben Torbeteiligungen (zwei Treffer, fünf Assists) kommt Reus in bisher zehn Saisonspielen für Dortmund.

Der BVB-Kapitän ist ein Führungsspieler, dessen Passschärfe und Dribbelstärke im letzten Drittel von Flick geschätzt werden. So kann Reus in der Lage sein, tiefstehende Mannschaften mit nur einer einzigen Aktion zu knacken.

Angesprochen auf den Zehn-Kampf, sagt Reus selbst: „Wir haben vorne qualitativ sehr gute Spieler. Da muss man sich immer anbieten. Das ist ein Antrieb für jeden Spieler, Gas zu geben und sich dem Trainer anzubieten. Es geht aber nur im Miteinander, das betrifft jeden Einzelnen.“

Reus oder Müller – wer gewinnt den Zehn-Kampf? Flick sagt dazu abschließend: „Wir werden eine Mannschaft hinstellen, die in der Lage ist, Nordmazedonien zu schlagen.“ Mit einem Sieg am Montag könnte sich die deutsche Mannschaft vorzeitig für die WM 2022 in Katar qualifizieren.