„Das zeigt das ganze DFB-Dilemma“

Nach dem dritten schlechten Turnier der deutschen Nationalmannschaft haben der DFB und Oliver Bierhoff den Vertrag aufgelöst. (NEWS: Bierhoffs Erklärung im Wortlaut)

Daraufhin teilte Präsident Bernd Neuendorf mit, dass zwei Taskforces gebildet werden, um die Stellen von Bierhoff neu zu besetzen. Der 54-Jährige war bis zur Vertragsauflösung Geschäftsführer der Nationalmannschaften sowie der Akademie.

Im WM Doppelpass auf SPORT1 wurde hitzig über die Umstrukturierung diskutiert. „Dass diese Taskforce überhaupt notwendig ist, zeigt doch das ganze Dilemma des DFB“, regte sich SPORT1-Experte Alfred Draxler auf.

„Keine fußballerische Kompetenz im DFB“

Anschließend wurde er noch deutlicher: „Im DFB gibt es keine fußballerische Kompetenz. Im gesamten Präsidium gibt es überhaupt nur einen, der irgendetwas mit Fußball zu tun hat, und das ist Aki Watzke.“

Im WM Doppelpass wurde die fünfköpfige Zusammensetzung, die sich um die sportliche Zukunft des DFB von der Männer-Nationalmannschaft bis hin zur Talentförderung kümmern soll, kritisch gesehen.

Zur Gruppe zählen Hans-Joachim Watzke (DFB-Vizepräsident), Oliver Kahn (Vorstandsvorsitzender FC Bayern), Karl-Heinz Rummenigge (Ex-Bayern-Vorstandschef), Rudi Völler (Ex-Geschäftsführer Bayer Leverkusen) sowie Oliver Mintzlaff (CEO von Red Bull, vorher RB Leipzig).

Brehme fordert: „Müssen sich öfter zusammensetzen“

SPORT1-Experte Peter Neururer hinterfragte: „Wer steht da, wofür? Ich frage mich, was hat der Einzelne da zu suchen, welche Qualität bringt er mit, um was zu leisten?“ Im selben Atemzug konnte er sich zwar das Dabeisein von Kahn, Völler und Sammer erklären, „doch was macht der Herr Mintzlaff da? Was bearbeitet der?“

Der Ex-Nationalspieler und Siegtorschütze bei der WM 1990, Andreas Brehme, war sich zudem unsicher, wie viel Zeit alle handelnden Personen für ihre neue Aufgabe haben: „Das sind doch da nun alles kompetente Leute, die sich da zusammensetzen müssen. Und zwar nicht nur einmal, sondern das muss öfter sein.“

Effenberg von Taskforce erfreut

Die fünfköpfige Experten-Gruppe soll sich in erster Linie über einen neue Sportdirektor beraten. Neururer fragte, welche Kompetenzen der Bierhoff-Nachfolger mitbringen müsse: „Ich lese nirgendwo eine Stellenbeschreibung dieser Position.“

Bei aller Kritik und Aufregung nahm SPORT1-Experte Stefan Effenberg die Taskforce in den Schutz und betonte: „Wenn es ein Rummenigge, ein Matthias Sammer, Rudi Völler oder auch ein Oliver Kahn nicht schaffen, etwas zu verändern, dann wird das keiner in Deutschland schaffen.“

Er plädierte dafür, ihnen erst einmal Zeit zum Arbeiten zu geben. „Ich bin ein Freund davon, dass da nun diese fünf neuen Leute reingekommen sind, die Erfahrung haben“, sagte Effenberg.

Bundestrainer Hansi Flick hatte sich schon zuvor begeistert über das Engagement der Taskforce gezeigt. „Ich finde es großartig, dass sie sich bereiterklärt haben, uns beratend zur Seite zu stehen“, sagte er im Interview mit dem SID.

Wer wird neuer Sportdirektor?

Effenberg stellte zudem klar: „Wenn du ein bisschen unbequem bist oder warst, dann schickt der DFB dich nach Hause, dann hast du das Ticket gekriegt, das war schon immer so beim DFB.“

Doch von der Taskforce erhofft sich der 54-Jährige nun, dass sie intern die Fehler deutlich ansprechen wird. „Mit Blick auf die EM in Deutschland wird es mit den neuen Personen nun aber Reibung geben.“ Es könne nicht so weitergehen, meinte der SPORT1-Experte.

Effenberg gab zugleich auch einen Tipp ab, wer der neue Sportdirektor werden könnte: „Auf Per Mertesacker und Fredi Bobic wird das wohl hinauslaufen.“ Seiner Meinung nach haben beide die nötigen Kompetenzen, um den Job zu übernehmen.

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