Zuschauer empört über fehlenden Mindestabstand in RTL-Sendung "I Can See Your Voice"

In der neuen RTL-Sendung "I Can See Your Voice" ging es laut und lustig zu. Der nötige Mindestabstand wegen Corona spielte im Studio mit Publikum offenbar keine große Rolle - zur Empörung vieler Fernsehzuschauer.

Viele Zuschauer und wenig Abstand gab es in der neuen RTL-Sendung "I Can See Your Voice", die Ende Juli aufgezeichnet und am 18. August ausgestrahlt wurde. (Bild:  TVNOW / Frank W. Hempel)
Viele Zuschauer und wenig Abstand gab es in der neuen RTL-Sendung "I Can See Your Voice", die Ende Juli aufgezeichnet und am 18. August ausgestrahlt wurde. (Bild: TVNOW / Frank W. Hempel)

Zu Erinnerung: Wir leben noch immer mitten in der Coronakrise. Und das heißt: Es gilt noch immer die Pflicht zum Mindestabstand. In der fröhlich-bunten Welt des Privatsenders RTL ist das entweder noch nicht angekommen, oder die Macher glauben, alles sei schon wieder gut. Und so haben sie eine neue Sendung aufgelegt, in der ihre Zuschauer auf der Tribüne sitzen durften wie die Hühner auf der Stange.

Oder wurde die am 18. August ausgestrahlte Musikshow "I Can See Your Voice" vielleicht vor der Krise aufgezeichnet, also vor mehr als fünf Monaten? Nein, nein, dagegen sprechen mehrere Indizien, auf die schon so mancher Zuschauer aufmerksam gemacht hat. Kein Indiz, dafür einen hieb und stichfesten Beweis lieferte Moderator Daniel Hartwich mitten in der Sendung. An einer Stelle wies er wenigstens die Promi-Jury bestehend aus Jorge González, Evelyn Burdecki, Thomas Hermanns, Tim Mälzer und Judith Rakers auf den Mindestabstand hin.

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Zuschauer verwundert und empört

Das Publikum aber saß und blieb dicht an dicht. Zur Verwunderung bis hin zur Empörung vieler Zuschauer – nicht jener vor der Kamera, sondern jener vor der Mattscheibe. Auf sozialen Netzwerken äußerten sie ihre Meinung. "Also irgendwie verstehe ich die Hygienemaßnahmen in diesem Studio nicht", schreibt auf Twitter eine Nutzerin. Verständlich ist auch dieser Kommentar: "Da belegt man uns #Musiker wg #Corona (berechtigt!) mit Berufsverbot und dann produziert #rtl #ICSYV am 31. 07. 20 mit Publikum und ohne Abstand."

Was dieser nur andeutete, sprach ein anderer Twitter-User aus: "Wo ist denn da die Vorbildfunktion?" Es gab auch Kommentare mit Ausrufezeichen: "Das ist unverantwortlich!". Und solche mit Kopfschütteln: "Muss sich RTL nicht an die Regeln halten? Bitte um Erklärung, wer hat die Sendung so genehmigt??" Die meisten kommentierten die offenkundige Ignoranz des Senders sarkastisch. "Das Publikum bildet einen gemeinsamen Hausstand. Alles in Ordnung. Don't Panic", meint ein Nutzer. "Das H in RTL", schreibt ein anderer, "steht für Hygienekonzept."

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RTL meldet sich zu Wort: Regeln “penibel” eingehalten

RTL reagierte am Tag nach der Ausstrahlung und veröffentlichte auf der eigenen Homepage einen Artikel mit dem Titel “Diese Corona-Regeln herrschten am Set”. Darin beruft sich RTL auf Aussagen der Produktionsfirma “Tresor”.

Diese gab an: “Zu unserem Produktionszeitpunkt durften maximal 150 Leute zusammensitzen, solange die Rückverfolgbarkeit gegeben war. Während des Check-ins und dem Einlass mussten jederzeit 1,5 m Abstand gehalten werden und es gab Maskenpflicht im Foyer."

Die Produktion sei eng in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Gesundheitsamt erfolgt und hätte sich “penibel” an die Vorgaben aus Nordrhein-Westfalen gehalten. Ins Studio sei zudem ständig Frischluft geleitet worden.

Dass aus der Sendung kein einziger positiver Corona-Fall entstand, verdankt der Sender aber wohl eher einer mächtigen Portion Glück als dem Hygienekonzept: Nur weil vor der Sendung Masken getragen wurden und der Mindestabstand durchgesetzt wurde, reduziert das längst nicht die Ansteckungsgefahr bei einer voll besetzten Tribüne.

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