"Tut extrem weh" - Kurioser Platzverweis kostet VfB Sieg

Bruno Labbadia schrie und gestikulierte unentwegt - doch trotz der beeindruckenden Moral seiner neuen Schützlinge muss der Trainer weiter auf den ersten Sieg in seiner zweiten Amtszeit beim VfB Stuttgart warten.

Die Schwaben holten zum Hinrundenabschluss der Fußball-Bundesliga aber immerhin nach Rückstand und mit zehn Mann ein 2:2 (1:1) im baden-württembergischen Duell bei der TSG Hoffenheim.

Durch das Remis hat der VfB die Krise der Kraichgauer verschärft. Serhou Guirassy (45.+5) und Wataru Endo (77.) trafen für die Stuttgarter (16 Punkte), die zuletzt vor knapp zehn Jahren bei der TSG gewonnen haben.

Die Stuttgarter Misere in der Fremde nimmt mittlerweile unglaubliche Ausmaße an: Der VfB wartet seit über 13 Monaten auf einen Auswärtssieg.

Rot für Jubel mit den Fans

Die weit hinter den Erwartungen zurückbleibenden Hoffenheimer (19 Zähler) haben in den vergangenen sieben Spielen nur zwei Punkte geholt und müssen sich wie der VfB auf den Abstiegskampf einstellen. Daran änderte auch die beiden Tore von Andrej Kramaric (11., 90.+4) nichts.

Bei den Gästen sah Naouirou Ahamada (78., unsportliches Verhalten) Gelb-Rot, nachdem er sich im Fanblock feiern gelassen hatte. Zuvor lieferte der Stuttgarter zwei Assists. Ungläubig verließ er den Platz.

VfB-Torwart Müller sagte nach dem Spiel zur Szene: „Es ist immer noch Fußball. Lasst uns doch einfach ein bisschen feiern. Ich weiß, das ist die Regel, aber es tut extrem weh.“

„Die Regel gibt es, deshalb ist Gelb-Rot korrekt. Er ist ein junger Spieler, das war eine Unaufmerksamkeit von ihm“, sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und ergänzte: „Es war natürlich auch ein Puzzleteil dafür, dass wir am Ende noch den Ausgleich hinnehmen mussten. Das wird ihm nie mehr passieren.“

Auch für Chris Führich war der Platzverweis am Ende entscheidend. „Wir haben bis zum Ende gekämpft und natürlich wollten wir das Tor am Ende nicht mehr kassieren. Es ist ein kleines Déjà-vu der letzten Saison. Es ist sehr bitter. Mit der roten Karte kippt das Spiel ein wenig. Wenn wir die nicht bekommen, denke ich, dass wir als Sieger vom Platz gehen. Es ist sehr schade, da wir die drei Punkte verdient hätten.“

Hoffenheims Sebastian Rudy freute sich bei Sky derweil über zumindest einen Punkt: „Wenn man am Ende noch das 2:2 macht, dann ist das positiv. Es war ein schweres Spiel. Wir müssen eine Schippe drauflegen.“

Stuttgart rennt Rückstand hinterher

Die 23.159 Zuschauer in Sinsheim sahen zerfahrene erste Minuten. Keine der beiden Mannschaften brachte etwas Konstruktives zu Stande. Fehlpässe und Missverständnisse prägten das Geschehen. Die erste gelungene Aktion der Partie sorgte direkt für die Hoffenheimer Führung durch Kramaric nach Vorarbeit von Angelino.

Nach dem Rückstand waren die Stuttgarter, die bei Labbadias Debüt am vergangenen Samstag gegen den FSV Mainz 05 (1:1) einen Punkt geholt hatten, um mehr Kontrolle bemüht. In der Offensive gelang den Gästen, bei denen Borna Sosa und Dan-Axel Zagadou fehlten, aber dennoch nichts.

Auch nach 25 Minuten hatten die mitgereisten VfB-Fans noch keine Chance ihres Teams gesehen. Die Hoffenheimer, die ohne Grischa Prömel, Jacob Bruun Larsen, Dennis Geiger und den gesperrten Ozan Kabak auskommen mussten, hatten die Partie ohne viel Mühe im Griff.

Szenen wie auf der Unfallstation

Die fehlende Konsequenz der Gastgeber im Spiel nach vorne hielt den VfB aber in der Begegnung. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte erwachten die Stuttgarter dann aus ihrer Lethargie. Silas Katompa Mvumpa sorgte für die erste VfB-Möglichkeit (45.+1), Guirassy traf kurz darauf zum Ausgleich.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs hatten beide Mannschaften mit Verletzungen zu kämpfen. Der angeschlagene TSG-Abwehrchef Kevin Vogt war in der Kabine geblieben, sein Stuttgarter Gegenüber Konstantinos Mavropanos musste lange wegen einer Platzwunde am Kopf behandelt werden. In Überzahl wären die Hoffenheimer fast durch Christoph Baumgartner in Führung gegangen (51.).

Doch auch die Stuttgarter, die schon am Freitag zum Rückrundenauftakt bei RB Leipzig antreten müssen, blieben gefährlich. Nach einer Stunde stand das Spiel auf Messers Schneide. Dann traf zunächst Endo, Kramaric hatte die Antwort spät parat.