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Zwei Schumachers und eine Frau fahren für deutsche F1-Zukunft

Die Formel 1 könnte ab der nächsten Saison ohne deutschen Fahrer stattfinden. Doch wie sieht es in Zukunft aus? Die Hoffnungen ruhen auf drei Youngstern.

RTL steigt Ende dieses Jahres aus, die Formel 1 ist dann nur noch im Pay-TV empfangbar. Sebastian Vettels Zukunft ist nach der Trennung von Ferrari ungewiss - schon befürchten Experten wie der ehemalige Formel-1-Pilot Christian Danner die Folgen der fast nur beschränkten Empfängnis: "Die Formel 1 droht in Deutschland dadurch in der Versenkung zu verschwinden." Umso wichtiger sei es, Fahrer mit Schwarz-Rot-Gold auf dem Overall zu haben.

Immerhin: Es gibt drei Nachwuchsfahrer - davon eine Fahrerin -, die beim ersten Formel-1-Rennen der Saison am Sonntag (15 Uhr/RTL) auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg im Rahmen vom Großen Preis von Österreich in ihren Rennserien Vollgas geben müssen, um die Zukunft der Automobilnation Nummer Eins in der Königsklasse des Motorsports zu sichern.

Zwei davon tragen dabei ihren Nachnamen zugleich als Verpflichtung und Last: die Vettern Mick und David Schumacher. Sie werden unterstützt von Sophia Flörsch, die sich tapfer als Frau in einem Sport ihre Sporen verdienen will, der immer noch als Männerdomäne gilt.

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Schumacher startet in zweite Formel-2-Saison

Am weitesten ist Mick (21), der Sohn der Rennlegende Michael. Mick fährt fürs Top-Team Prema im zweiten Jahr der Formel 2, die als direktes Sprungbrett zur Formel 1 gilt. Sein Debütjahr in der obersten Nachwuchsklasse war nicht schlecht, entsprach aber nicht dem Raketenaufstieg, den sein Vater in den 90ern hinlegte. Schumacher jr. gewann zwar ein Sonntagsrennen, profitierte dabei aber von einer umgedrehten Aufstellung des Hauptrennens vom Samstag. Trotzdem ist er der Hoffnungsträger einer ganzen Nation.

Schafft er es in die Königsklasse, könnten die Schumi-Jünger seines Vaters wegen ihm einen neuen Vollgashype in Deutschland auslösen. Schafft er es nicht, ist das Gegenteil der Fall.

Experten wie Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko (77) haben fast schon Mitleid mit Schumi junior ob des Namens, den er wie einen Riesenrucksack voll mit Mühlsteinen mit sich trägt. "Der Druck muss unermesslich sein, den er mit sich trägt," sagt der Guru der Talenterkennung, der unter anderem Sebastian Vettel und Max Verstappen schon in frühen Jahren für tauglich zu Rennsiegen und WM-Titel befunden hat und sie dementsprechend gefördert hat, zu SPORT1: "Eigentlich hätte Mick von Anfang an mit anderem Namen antreten müssen. Aber dafür ist es jetzt zu spät."

Glock setzt auf Mick Schumacher

Entspannter sieht Micks Mutter Corinna die Situation: "Mick macht genau das, was ihm Spaß macht. Er will schauen, wie weit er kommen kann und darum geht es doch am Ende. Und anders bei vielen anderen Söhnen von so genannten Übervätern liebt er seinen Vater und respektiert seine Leistungen. Ich mache mir wegen ihm jedenfalls keine Sorgen."

Trotzdem: Der Druck könnte größer nicht sein. "Alles hängt davon ab, wie seine Saison in diesem Jahr in der Formel 2 verläuft,“ sagt Ex-Formel-1-Fahrer Timo Glock, der ein glühender Verehrer von Micks Vater war. Glock glaubt bei SPORT1: "Macht Mick jetzt den nächsten Schritt, könnte ich mir gut vorstellen, dass er Ende dieses Jahres schon Freitageinsätze in der Formel 1 bekommt und im nächsten Jahr vielleicht ein Stammcockpit - bei Ferrari-Partner Alfa-Romeo beispielsweise. Für uns Deutsche wäre das natürlich sehr wichtig."

Mick Schumacher selbst ist sich durchaus bewusst, wie wichtig diese Saison im Premat-Team sein wird. Ruhig, ohne dass ihm der Stress und Druck anzusehen ist, konstatiert er: "Im zweiten Jahr in der F2 wird es für mich vor allem darum gehen, Fehler zu begrenzen, unvorhergesehene Ereignisse zu vermeiden und Risiken besser zu kalkulieren. Ich weiß, dass dieses Jahr ein bedeutendes Jahr für meine Entwicklung und meinen Fortschritt ist. Ich bin bereit und gut aufgestellt."

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Ralf Schumacher will Sohn David schützen

Fest steht: Gewinnt er weitere Rennen und fährt um den Titel, wird ihm sein Name helfen, ein Cockpit zu bekommen. "Ist er gut, führt für ihn kein Weg an der Formel 1 vorbei," ist Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone überzeugt, "dann muss und wird Ferrari ihn zwei Jahre ins Partnerteam von Alfa stecken und dann in den Ferrari."

Etwas ruhiger aber ebenso ambitioniert geht Micks Cousin David Schumacher (19) seine Saison in der Formel 3 ein. "Die erste Saison ist zum Lernen da," sagt sein Vater Ralf und nimmt zugleich den Druck. Fakt ist: Schumi II tritt im Moment mehr auf die Bremse anstatt zu viel Vollgas zu geben. Denn: Ralf Schumacher weiß genau, was es heißt, ein Megatalent zu sein und nur ob der späteren Geburt ewig im Schatten eines sehr nahen Verwandten zu stehen.

Diese Erfahrung wendet er jetzt bei seinem Sohn an. Soll heißen: In der Öffentlichkeit so wenig wie möglich auf die familiäre Herkunft hinweisen und vermeiden, mit Cousin oder Überonkel verglichen zu werden.

Christian Danner ist jedenfalls auch von den Fähigkeiten des zweiten Schumachers überzeugt: "David ist sehr talentiert und im Kopf extrem aufgeräumt. Zudem wird er sehr gut von seinem Vater geleitet. Es würde mich nicht wundern, wenn auch er in der Formel 1 landet."

Flörsch-Image von Unfall geprägt

Davon kann Sophia Flörsch (19) im Moment nur träumen. Sie fährt zwar in der gleichen Klasse wie David Schumacher, aber ihre Voraussetzungen sind ganz andere. Die Münchnerin muss gleich drei Hindernisse überwinden.

Sie ist eine hübsche junge Frau, die sich immer wieder fragen lassen muss, warum sie sich das antut. Sie muss ihren YouTube-Superstar-Status überwinden, den sie bei einem Horrorunfall in Macao 2018 erworben hat, als sie einen freien Flug mit Aufprall in einem Kameraturm überlebte.

Drittens: Sie fährt bei Campos in einem Team, mit dem laut Prognosen kein Blumentopf zu gewinnen ist. Sie trotzt aber tapfer all den Widerständen: "Ich muss versuchen, nicht unterzugehen und mich noch mehr zu beweisen."

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