Zwischen Robbery und Sané - und wie Coman alle überstrahlte

"Es ist ein unglaublicher Tag für mich. Was den Fußball angeht: Es ist der schönste Tag meines Lebens. Trotzdem habe ich auch einen wunden Punkt im Herzen, denn Paris ist ein großer Verein für mich. Ich bin dort aufgewachsen", beschrieb Kingsley Coman seine Gefühlswelt nach dem aufwühlenden Finale der Champions League.

Sein Kopfballtreffer gegen Paris Saint-Germain hatte sich als Goldenes Tor herausgestellt, der Franzose des FC Bayern avancierte zum Matchwinner im Estádio da Luz - und das, obwohl er eigentlich gar nicht in der Startelf erwartet worden war.

Denn auf dem linken Flügel hatte im Viertelfinale und auch im Halbfinale Ivan Perisic begonnen, trotzdem hatte sich Bayerns Trainer Hansi Flick, der zuletzt eigentlich ungern Veränderungen vornahm, für Coman entschieden. Dafür hatte er einen guten Grund.

Flick gibt Coman den Vorzug vor Perisic

"Paris ist der Heimatverein von Kingsley Coman und daher ist er vielleicht noch ein bisschen mehr motiviert", hatte Flick vor dem Anpfiff bei Sky erklärt: "Er hat die Qualität und den Speed, eine Abwehr auszuhebeln, und daher haben wir uns für ihn entschieden."

Coman wurde in der französischen Hauptstadt geboren und durchlief die Jugendabteilungen von PSG. Nach vier Pflichtspielen für den Klub wechselte er im Sommer 2014 allerdings ablösefrei zu Juventus Turin. Ein Jahr später ging es für den Flügelflitzer weiter nach München.

Flicks Entscheidung für Coman stellte sich einmal mehr als goldrichtig heraus.

Der 24-Jährige wirbelte von Beginn an und spielte Gegenspieler Thilo Kehrer teilweise schwindelig. In der 59. Spielminute stand er nach einer gechippten Hereingabe von Joshua Kimmich ideal und nickte ein.

Coman zeigt Mitgefühl für PSG

Beim Flug nach Portugal dürfte Coman sich diesen Verlauf des Final-Turniers wohl nicht einmal erträumt haben.

Vielmehr hoffte der Offensiv-Star überhaupt auf einen Einsatz, denn unmittelbar vor der Abreise ins Kurz-Trainingslager hatten ihn muskuläre Probleme zu einer Pause gezwungen. Das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea verfolgte er daher von der Tribüne aus.

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Beim Finale stand er nun aber im Mittelpunkt und reckte den Henkelpott in den Nachthimmel von Lissabon.

In der größten Stunde seiner Karriere zeigte "King Coman" aber auch Mitgefühl für seinen Jugendklub: "Ich wollte natürlich ein gutes Spiel machen, das geht aber nicht gegen PSG, sondern ich bin jetzt zu 100 Prozent Bayern und wollte unbedingt gewinnen. Da muss ich professionell sein und darf nicht daran denken. Ich fühle aber mit Paris mit, da ich aus dieser Stadt komme."

Coman spricht über Vergleich mit Ribéry und Robben

In der Stunde seines größten Triumphes sprach Coman auch über seine großen Vorgänger beim FC Bayern. Ob er durch dieses Finale endgültig aus dem Schatten von Franck Ribéry und Arjen Robben getreten sei, wurde Coman gefragt.

Dazu gehöre mehr als ein gewonnenes Champions-League-Finale, sagte Coman: "Ich denke nicht, dass ich aus dem Schatten rausgetreten bin, denn ich war nicht in dem Schatten. Arjen und Franck sind außergewöhnliche Spieler mit außerordentlichen Karrieren. Sie haben die Champions League gewonnen. Es ist aber nicht nur das, es ist ihre gesamte Karriere. Um so dazustehen, muss man am Ende noch viel mehr leisten und das über eine lange Zeit."

Das denkt Coman über den Zweikampf mit Neuzugang Sané

Coman bleibt also bescheiden - und hochmotiviert.

Dabei bekommt er in der bevorstehenden Saison neue interne Konkurrenz durch Leroy Sané.

Eine Situation, die Coman nach eigener Aussage kein Kopfzerbrechen bereitet. Auf SPORT1-Nachfrage zu seiner Perspektive und Neuzugang Sané antwortete er: "Klar, es wird nächstes Jahr viel Konkurrenz geben, aber wir haben beim FC Bayern schon immer gute Flügelspieler. Das macht die Kraft unserer Mannschaft aus. Aber es wird viele Spiele geben und genug Spielzeit für jeden."