Erfüllt sich Deutschands U21-Held seinen Traum?

Erfüllt sich Deutschands U21-Held seinen Traum?
Erfüllt sich Deutschands U21-Held seinen Traum?

Im letzten Sommer wagte Niklas Dorsch einen durchaus ungewöhnlichen Schritt.

Mit 22 Jahren verließ er Deutschland, um seine Karriere im Ausland in Schwung zu bringen. Er wechselte vom FC Heidenheim zum KAA Gent. 3,5 Millionen Euro kassierte der Zweitligist für den defensiven Mittelfeldspieler.

Nach nur einem Jahr in Belgien könnte es Dorsch nun doch wieder in die Heimat ziehen. Der FC Augsburg hat großes Interesse an dem 23-Jährigen und soll laut transfermarkt.de sogar bereits ein Angebot über sieben Millionen Euro nach Gent geschickt haben. Woher kommt das große Interesse eines Bundesligisten so plötzlich? (Transfermarkt: Die heißesten Gerüchte im Transferticker)

Dorsch ein Leader wie Kimmich

Dorsch hat in Belgien noch einmal einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Im zentralen Mittelfeld hat er sich als absoluter Stammspieler bei einem Team etabliert, welches sich immerhin für einen Startplatz in der Qualifikation für die Conference League gesichert hat.

Das Jahr im Ausland, das durch die Corona-Situation alles andere als leicht war, hat Dorsch reifen lassen. Das war bei der U21-Europameisterschaft klar und deutlich zu erkennen.

Er führte die deutsche U21-Nationalmannschaft als unumstrittener Leader zum Titel. Einige Fußball-Fans erinnerte er mit seiner Art und Weise, den Fußball auf dem Rasen zu leben, an das Mentalitätsmonster höchst persönlich: Joshua Kimmich. "Kimmich hat Niklas Dorsch Poster in seinem Zimmer hängen", scherzte ein Fan auf Twitter.

Im Finale gegen Portugal bereitete Dorsch den entscheidenden Treffer vor, führte sein Team zum großen Triumph und weckte Erinnerungen an Bastian Schweinsteiger. Erfolgscoach Stefan Kuntz wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Er herzte Dorsch in einer innigen Umarmung.

"Ich habe immer wieder betont: Die Bundesliga ist mein Traum", sagte der 23-Jährige zuletzt der Bild.

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"Als deutscher Junioren-Nationalspieler will man irgendwann in die A-Nationalmannschaft. Und das geht am besten über die Bundesliga", so Dorsch.

Im größten Moment denkt er an seine Oma

Doch Dorsch kann nicht nur kicken, er kann auch verdammt unterhaltsame Interviews geben. "Ich verstehe kein Wort. Aber das ist mir auch scheißegal. Das ist so geil, das glaubst du mir gar nicht", schrie er nach dem Abpfiff im Endspiel ins Mikrofon.

Sein erster Dank ging an seine Großmutter: "Als Erstes muss ich meine Oma grüßen, die sitzt gerade am Fernseher. Die hat mir gestern die schönste Nachricht seit langem geschickt. Oma, ich liebe dich. Danke für alles."

Oma Dorsch hatte ihrem Enkel aus der oberfränkischen Heimat folgende Video-Botschaft zukommen lassen: "Ich wünsche euch einen Sieg. Und wenn du den Pokal mit heimbringst, dann trinken wir aus dem Pokal und dann kriegst du auch einen Sauerbraten und eine Haxe." Die Botschaft wurde schnell zum Internet-Hit.

Nach dem größten Erfolg seiner Karriere ist Dorsch auch Thema für die Olympischen Spiele in Tokio. Kaum denkbar, dass Stefan Kuntz auf die Leidenschaft und den Willen seines Schützlings verzichten will. Was nach Olympia kommt? Das weiß Dorsch noch nicht.

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Dorsch würde zum FC Augsburg passen

Mit seiner Einstellung und seinem Charakter würde Dorsch gut nach Augsburg passen. Er ist ein harter Arbeiter und Kämpfer, das mögen sie in der Fuggerstadt. Außerdem ist er am Boden geblieben, wie sein Oma-Gruß zeigt.

Die schlechte Nachricht für den FCA ist, dass auch andere Klubs an dem Mittelfeldspieler interessiert sind. transfermarkt.de nennt den französischen Überraschungsmeister OSC Lille. Ob ein Angebot über sieben Millionen Euro reicht, ist fraglich. Inwiefern die Augsburger dieses nachbessern würden oder könnten ebenfalls.

Auf jeden Fall wäre ein Wechsel zu den Schwaben eine Rückkehr in die Heimat. Sein Heimatort Lichtenfels ist zwar rund 200 Kilometer entfernt, doch Dorsch kennt auch das nahe München sehr gut. Von 2013 bis 2018 durchlief er die Jugendabteilungen des FC Bayern.

Beim FCA würde Dorsch dringend gebraucht werden. Mit Rani Khedira verlässt ein wichtiger Spieler im defensiven Mittelfeld den Klub in diesem Sommer ablösefrei in Richtung Union Berlin. Die durchwachsene Spielzeit, in der die Rot-Grün-Weißen nur knapp dem Abstieg entronnen, machte außerdem deutlich, dass auf den zentralen Positionen im Mittelfeld durchaus Nachbesserungsbedarf ist.

Falls Dorsch tatsächlich für Augsburg entscheidet, würde er einen der Top-Transfers der Fuggerstädter darstellen. Und außerdem wäre er wieder näher bei seiner geliebten Oma.