Boris Becker: Seine kontroversen Momente

Boris Becker hat eine neue Werbekampagne an Land gezogen - und damit gleich neue Kritik. Doch Kontroversen in Bezug auf seine Finanzen und Werbedeals sind dem Tennis-Star nicht neu.

Boris Becker zieht wieder mal Kritik auf sich (Bild: Dominique Charriau/WireImage)
Boris Becker zieht wieder mal Kritik auf sich (Bild: Dominique Charriau/WireImage)

Selbstironie und Humor kommt in Werbespots mit Star-Power normalerweise gut an - sei es Verona Pooth mit ihrem Iglo-Blubb, Rainer Calmund, der sich für Katjes als Freeclimber versuchte, oder Boris Becker, der mit seinem AOL-Spruch "Bin ich schon drin?" für ein geflügeltes Wort sorgte und zugleich mit seinem eigenen Bobbele-Image spielte.

Auf einen ähnlichen Genie-Streich hat es offenbar eine neue Kollaboration mit dem Fenster-Versandhändler fensterversand.com abgesehen. Wie die Bild am Sonntag erfuhr, wird der Werbespot des Unternehmens Boris Becker dabei zeigen, wie er Geld aus dem Fenster wirft und dabei ermahnt: "Schmeißen Sie Ihr Geld nicht aus dem Fenster."

Eine eindeutige Anspielung auf seine eigene finanzielle Historie: Die Tennis-Ikone hat seit seiner Sportler-Karriere so viel Geld verloren, dass er schließlich privatinsolvent wurde - und wegen Insolvenzverschleppung in Großbritannien bis Ende letzten Jahres sogar im Gefängnis saß. "Geld ist und war mir wichtig, aber der Spot ist natürlich Satire und Selbstironie", erklärte Becker der Bild am Sonntag. "Dass ich Geld aus dem Fenster geworfen habe, ist richtig. Aber sich dann selbst auf die Schippe zu nehmen, um der jüngeren Generation zu empfehlen, es mir nicht nachzumachen, war mir wichtig."

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Daraus mit "Satire und Selbstironie" Profit zu schlagen, kommt nicht bei allen gut an: Obwohl der Werbespot erst am 11. März während der Sportschau Premiere feiern wird, erntet er schon jetzt Kritik. Insbesondere die Gläubiger, denen Boris Becker noch Geld schuldet, können über den Spot nicht lachen. "Selbstironie? Wenn man so vielen Menschen so viel Geld schuldet?" zitiert die Bild am Sonntag einen Gläubiger anonym. "Peinliche Werbung! Wenn Becker das Honorar wenigstens nutzen würde, um seine Schulden zu bezahlen, hätte diese peinliche Aktion zumindest einen guten Zweck," meint ein anderer.

Dies ist bei Weitem nicht die erste Kontroverse, wegen der Boris Becker in den Schlagzeilen gelandet ist. Denn während er eine glänzende Karriere als Tennis-Spieler hingelegt hat, lief es danach nicht immer reibungslos für den 55-Jährigen.

Schon vor 20 Jahren wegen Steuerhinterziehung vor Gericht

Vor allen die Finanzen machten Boris Becker immer wieder zu schaffen. Seine Verurteilung zu einer Haftstrafe im April 2022 war nicht einmal das erste Mal, dass er deswegen juristische Probleme hatte. Schon 2002 musste er sich vor einem Münchener Gericht wegen Steuerhinterziehung verantworten. Vor 20 Jahren kam er noch mit einer Bewährungsstrafe und einer Zahlung von 500.000 Euro davon. "Es wäre für mich gar nicht auszumalen gewesen, hätte ich ins Gefängnis gemusst. Ich bin überglücklich", sagte er dem Spiegel damals. Nach Reue klang bereits das nicht.

Hoch gepokert: Nicht jeder Sponsor ist gut fürs Image

Für Gerede sorgte auch seine Kooperation mit dem Glücksspiel-Anbieter PartyPoker, für die Boris Becker ab 2007 jahrelang als Markenbotschafter fungierte. Bei den Showturnieren bewies er zwar durchaus Talent für das Spiel und bekam das Startgeld in der Regel gestellt. Dennoch sorgte insbesondere ein Turnier in Tschechien im Jahr 2017 für Kontroverse. Per Hubschrauber wurde Becker zum Casino eingeflogen und zockte dann um Millionenbeträge - während zeitgleich ein Bankrott-Verfahren gegen ihn lief.

Kurze, kontroverse Karriere als Diplomat

Um 2018 einem Gerichtsverfahren wegen einer möglichen Zwangsvollstreckung zu entgehen, berief Boris Becker sich schließlich auf seine Immunität als Diplomat. Doch hatte er die überhaupt? In jenem Jahr war Becker vom Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik zum Sonderattaché für Sport und kulturelle Angelegenheiten ernannt worden.

Damit, davon ging Becker aus, ging auch ein Diplomatenstatus einher und legte dem Gericht sogar den dazugehörigen Pass vor. Doch offenbar war der Tennis-Star hier Betrügern auf den Leim gegangen. Der Deutschen Welle bestätigte das Außenministerium des Landes, dass der Pass eine Fälschung sei - und Becker kein Diplomat. Dieser nahm seine Forderung nach Immunität rasch zurück.

Rätsel um verschollene Pokale

Ein Jahr später ließ sich eine Zwangsversteigerung nicht mehr verhindern, bei der diverse Pokale und Erinnerungsstück Beckers unter den Hammer kamen. Rund 771.000 Euro brachte diese letztlich ein, hätte womöglich jedoch noch mehr erzielen können. Denn bei vielen der Trophäen handelte es sich um Nachbildungen, so auch bei der vermutlich wertvollsten: dem Pokal seines ersten Wimbledon-Sieges aus dem Jahr 1985. Dieser war, wie auch viele andere Trophäen, im Original spurlos verschwunden. Weder der Insolvenzverwalter noch der Auktionator hätten ihn auftreiben können, wie tagesschau.de damals berichtete.

Kurioses Interview nach Haftentlassung

Nach seiner vorzeitigen Haftentlassung Ende 2022 ließ Boris Becker mit der medialen Aufarbeitung nicht lange auf sich warten. Nach einem emotionalen TV-Interview im Dezember stand er nun der Financial Times Rede und Antwort - und sorgte mit einigen Aussagen für Stirnrunzeln. "Ich kann eigentlich ganz gut mit Zahlen umgehen, ob Sie es glauben oder nicht", sagte er dem Finanzmagazin. Er sei schlecht beraten und "teilweise zu großzügig" gewesen, erklärte er seine wiederkehrenden finanziellen Probleme.

Mangelnde Einsicht ist es auch, die Beckers Gläubiger nun in Bezug auf den Werbespot kritisieren. Wie einer der Bild am Sonntag sagte: "Beckers Zeit im Gefängnis war eindeutig zu kurz. Er lebt in seiner eigenen Welt, blendet die Realität aus – wie vor der Haft."

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