DFB gegen Frankreich: Warum Löw nur wenig ändern wird

Das DFB-Team trifft am Dienstagabend in der Nations League auf Weltmeister Frankreich. Wenn der Ball um 20.45 Uhr im Stade de France freigegeben wird, werden vor den TV-Bildschirmen wieder Millionen von Bundestrainern sitzen. Aber was wird der Auserwählte, Joachim Löw, eigentlich verändern?

Joachim Löw wird auch gegen Frankreich auf vertraute Gesichter setzen. (Bild: Getty Images)
Joachim Löw wird auch gegen Frankreich auf vertraute Gesichter setzen. (Bild: Getty Images)

“Dann steigen wir in der Tat ab”, waren die Schlussworte von Joachim Löw auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen die Niederlande. Abstieg ist ein Wort, das bisher mit Nationalmannschaften nicht in Zusammenhang gebracht wurde.

Die Nations League aber schafft eine neue Drucksituation und gibt dem Bundestrainer aktuell nicht viel Luft zum Atmen. Löw wird beobachtet, seine Entscheidungen heftig diskutiert und aktuell jedes Wort auf die Goldwaage gelegt.

Besiegelt ist der Abstieg aber bei weitem noch nicht. Gegner Frankreich allerdings strahlt als Weltmeister eine enorme Gefahr aus. Trotzdem wird Löw nicht die Forderungen der breiten Öffentlichkeit einfach umsetzen und die jungen Wilden laufen lassen.

Das deutsche Grundgerüst ist außer Form

Vielmehr muss der Bundestrainer abwägen, welche Änderungen wirklich empfehlenswert sind. Klar ist auf der einen Seite nach der 0:3-Niederlage beim orangen Nachbarn, dass es Änderungen geben muss. Gleichwohl hat jede Mannschaft ein Grundgerüst.

Dass dieses Grundgerüst beim deutschen Team aktuell schwer außer Form ist, steht nicht zur Debatte. Manuel Neuer, Mats Hummels, Jerome Boateng, Toni Kroos und Thomas Müller sind aktuell weit von ihrer Topform entfernt und nicht in der Lage, dem Team Stabilität zu verleihen.

DFB-Team im Herbst 2018: Kopflos, planlos, mutlos

Wird Löw deshalb alles einreißen und eine uneingespielte Mannschaft auf den Rasen schicken? Das entspricht nicht seinem Naturell. Wichtig ist es für den Trainer, die richtige Mischung zu finden aus sorglosen und nicht vorbelasteten Spielern sowie Führungskräften, die Verantwortung übernehmen.


Sane und Draxler haben sich angeboten

Punktuelle Änderungen bieten sich so oder so an. Leroy Sane und Julian Draxler hinterließen gegen die Niederlande keinen guten, aber einen ordentlichen Eindruck. Das ist schon mehr, als Müller im Laufe seiner Minuten zeigen konnte.

Hinten fällt mit Boateng ohnehin eine Stammkraft aus. Zeit für Niklas Süle oder Jonathan Tah, in das Team zu rücken. Auch der Schalker Mark Uth dürfte diesem Gedanken entsprungen sein. Ohne Vorgeschichte im DFB-Team sollte er gegen die Niederlande ein belebendes Element sein.

Was Löw dabei aber nicht aus den Augen verlieren darf, ist das Leistungsprinzip. Gerade bei einer Nation wie Deutschland, die auf nahezu jeder Position derart hochkarätig besetzt ist, dass andere Nationaltrainer vor Neid grün platzen.

Neuer widerlegt das Leistungsprinzip erneut

Wenn Manuel Neuer zum wiederholten Male nicht das zeigt, was sein Name verspricht, ist es Zeit für einen Wechsel. Dieses Leistungsprinzip wurde bereits bei der WM 2018 außer Kraft gesetzt und der formstarke Marc-Andre ter Stegen vor den Kopf gestoßen.

Manuel Neuer: ein Gesicht der DFB-Krise

Das wirkt sich auf die gesamte Mannschaft aus. Nicht umsonst betonen Vereinstrainer immer wieder, wie wichtig der Konkurrenzkampf für ihre Mannschaft ist. Fällt dieser Konkurrenzkampf weg, nehmen die Leistungen merkbar ab.

Löw ist aber kein Vereinstrainer – er muss aufgrund geringer gemeinsamer Zeit mit dem Team den Spagat wagen zwischen Vertrauen in etablierte Kräfte und einem abgeschwächten Leistungsprinzip. Würfelt er alle paar Wochen einen neuen Kader zusammen, entstehen nie Synergien.

Es kann keinen radikalen Umbruch geben

Natürlich ist es Zeit für Veränderungen. Aber einen radikalen Umbruch, wie von vielen Medien und Fans gefordert, kann es nicht geben. Löw muss gegen Frankreich die Trainingsleistungen beurteilen und ohne Frage neue Dinge probieren.

Gleichwohl kann er aber nicht alles fallen lassen, was das Team bislang ausgemacht hat. Es gilt, Schritt für Schritt zu machen. Dass der Nationaltrainer dabei offensichtlich nicht immer die richtigen Griffe vornimmt, legt das Spiel gegen die Niederlande nahe.

Neuer oder Müller gegen Frankreich fallen zu lassen, könnte ein Symbol senden. Der Trend zeigt aber in eine andere Richtung, bestätigte der Nationaltrainer doch schon jetzt, dass Neuer weiter das Vertrauen bekommt.

Löw denkt langfristig, aber braucht kurzfristigen Erfolg

Es geht Löw ganz offensichtlich nicht darum, ein Zeichen zu setzen. Er will vielmehr gemeinsam mit seinen Vertrauten die Schritte nach vorne machen. Es ist fraglich, ob dies die Variante ist, die den kurzfristigen Erfolg sichert, den das DFB-Team im Zuge der Nations League braucht.

Dass der 58-Jährige dennoch Änderungen taktischer und personeller Sicht ankündigte, unterstreicht die Theorie aus Vertrauen und Neuerungen. An Sane wird er nicht vorbeikommen, auch Süle drängt sich auf. Dass Gnabry oder Brandt frischen Wind mitbringen, haben sie zur Genüge unter Beweis gestellt.

Eine komplett neue deutsche Mannschaft ist gegen Frankreich aber bei weitem nicht zu erwarten. Das muss nicht schlimm sein. Klar sollte für Löw nur eines sein: Wenn das DFB-Team wieder verliert, kann es sein, dass seinem langfristigen Denken früher oder später Grenzen gesetzt werden.